Finanzmärkte
DAX mit Kursziel 9.000 – Geldschleusen werden weiter offen bleiben
Es ist schon interessant, wie die Rally an den Aktienmärkten, allen voran beim DAX, der heute Morgen zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 8.600 Punkten knackt, von vielen Beobachtern interpretiert wird. Die Absage des ehemaligen US-Finanzministers Lawrence Summers für den Chefposten der wohl wichtigsten finanzpolitischen Institution der Welt, der US-Notenbank, sei für die positive Reaktion der Börsen verantwortlich. Es stellt sich für mich allerdings die Frage, warum die Aktienmärkte keine Verluste verbuchten, als am Freitag Summers als Nachfolger Bernankes ins Gespräch gebracht wurde. Um die Frage aber gleich zu beantworten: Wenn die Börsen steigen wollen, ist ihnen jedes Argument recht, während schlechte Nachrichten auf dem Weg nach oben zunehmend ausgeblendet werden.
Genau so werden die Märkte auch auf das wohl wichtigste Ereignis der Woche reagieren, die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwochabend über die zukünftige Geldpolitik. Dabei steht eines für mich fest: Sie wird reagieren. Erstens erwarten die Finanzmärkte eine Reaktion und es wäre fast töricht, dieses Momentum nicht auszunutzen. Immerhin hat sie die Märkte wochenlang darauf vorbereitet, um den Überraschungseffekt und damit unkalkulierbare Reaktionen so gering wie möglich zu halten. Im Gegenteil, passiert in Sachen Kurswechsel nichts, könnten die Aktienmärkte zwar kurzfristig positiv reagieren, mittelfristig bliebe dann aber die Unsicherheit über den neuen Zeitpunkt und dies könnte auch als negatives Zeugnis für den Zustand der Wirtschaft interpretiert werden.
Signale vom Arbeitsmarkt widersprüchlich, aber positive Tendenz überwiegt
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Zugegeben, die zuletzt veröffentlichen Daten zum Arbeitsmarkt waren nicht gerade ein Beweis dafür, dass sich dieser in dem Tempo erholt, wie von vielen Fed-Mitgliedern für ihre Zustimmung zu einer Reduzierung der Anleihekäufe gefordert. Gerade die Korrektur der Juli-Zahlen auf nur noch gut 100.000 neu geschaffene Stellen war ein herber Rückschlag nach den Zahlen der Vormonate. Interessant dabei ist der Blick auf die Arbeitslosenquote, die stärker sinkt als bei diesen Zahlen angenommen. Der Grund liegt darin, dass die so genannte Partizipationsrate immer weiter zurück geht und im August auf den niedrigsten Stand seit 1978 gefallen ist. Das könnte bedeuten, dass sich immer mehr US-Bürger vom Arbeitsmarkt abmelden, weil sie ihre Jobsuche aus Erfolgslosigkeit aufgeben, was für sich erholende Arbeitsmärkte eher untypisch wäre. Eine Studie der Chicagoer Fed kommt dagegen zu dem Schluss, dass dieses das Ergebnis längerer Ausbildungszeiten und der Tatsache, dass aktuell die geburtenreichen Jahrgänge verstärkt in Rente gehen, ist. Deshalb würden auch schon rund 80.000 neue Stellen monatlich reichen, um die Arbeitslosenrate schon im kommenden Jahr in Richtung des angestrebten Ziels der Fed von 6,5 Prozent zu bringen. Immerhin lag sie im August mit 7,3 Prozent schon auf dem von der Notenbank erst für Ende 2013 prognostizierten Niveau. Der Arbeitsmarkt liefert also bei genauerem Hinschauen und trotz aller Zweifel über dessen Berechnung genug Argumente für den Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik.