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    Lockere Geldpolitik  1798  0 Kommentare Abenomics - Ist die Stabilität Japans in Gefahr?

    Die japanische Zentralbank verfolgt seit geraumer Zeit eine lockere Geldpolitik. Aber es droht ein Boomerangeffekt, der das ganze Land in eine finanzielle Schieflage bringen könnte.

    Im April 2013 startete die Bank of Japan ein aggressives Anleihekaufprogramm - umgangssprachlich nach Premierminister Shinzo Abe "Abenomics" genannt. Seither kauft sie monatlich Staatspapiere im Wert von 6 bis 8 Billionen Yen auf, was ein einem Neuemissionsvolumen von rund 70 Prozent entspricht. Nun tragen die geldpolitischen Maßnahmen erste Früchte. Denn zum ersten Mal ist die japanische Notenbank mit einem Anleihenvolumen von 201 Billionen Yen (etwa 1,45 Billionen Euro) größter Gläubiger des japanischen Staates. Das berichtet das „Wall Street Journal Deutschland“. Die Bank of Japan hält demnach 20,1 Prozent aller ausstehenden Staatsschulden und verdrängt Versicherungsgesellschaften von der Spitze der Gläubiger. Diese hielten Stand Ende März noch 19,3 Prozent.

    Ziel dieser aggressiven Geldpolitik ist es, Investoren aus dem japanischen Staatsanleihen-Markt zu verdrängen und sie stattdessen für andere Investitionen zu gewinnen. Diesem Ziel ist die japanische Notenbank nun ein ganzes Stück näher gekommen, wenngleich der japanische Rentenmarkt zurzeit massiv an Liquidität einbüßt. Laut „Wall Street Journal Deutschland“ steige damit das Risiko einer Destabilisierung, erste Austrocknungserscheinungen seien bereits erkennbar.

    Lockere Geldpolitik gefährdet Stabilität des Landes

    Doch es ist eine andere Sorge, die Experten derzeit umtreibt: Die niedrigen Renditen der Japan-Bonds ermöglichten es der japanischen Regierung, sich billig Geld zu leihen und so das von Ministerpräsident Ahinzo Abe initiierte Konjunkturprogramm zu finanzieren, meint Yuichi Kodama, Chefvolkswirt von Meiji Yasuda Life Insurances Co., gegenüber dem „Wall Street Journal Deutschland“. Umso größer ist die Gefahr, wenn die japanische Notenbank irgendwann ihre Anleihenkäufe zurückfahren wird.

    Genau darüber schweigt die Bank of Japan bislang beharrlich. Mit gutem Grund. Denn Experten befürchten, dass es zu Verwerfungen auf dem Markt kommen werde, sobald die japanische Öffentlichkeit die konjunkturelle Erholung zu spüren bekommt. Ein Anstieg der Rendite für zehnjährige Staatsanleihen auf rund 3,0 Prozent wäre eine mögliche Folge, glaubt Yuichi Kodama.

    Genau das will die japanische Regierung laut „Wall Street Journal Deutschland“ jedoch auf jeden Fall vermeiden. Als größter Emittent von Staatsanleihen ist das ausstehende Schuldenvolumen doppelt so groß wie die jährliche Wirtschaftsleistung. Mit steigenden Renditen würde demnach auch der finanzielle Aufwand steigen, um die Anleihen zu bedienen. Ein Renditesprung könnte also zu erheblichen Mehrkosten für den japanischen Staat in Billionenhöhe führen. Das wiederum, so Kodama weiter, könnte die Finanzen des Landes in eine gefährliche Schieflage bringen.

    Die lockere Geldpolitik der Notenbank droht damit langfristig die Stabilität Japans zu gefährden. Aber schwierige Zeiten lassen Freunde bekanntlich noch enger zusammenrücken. Die japanische Regierung und die Bank of Japan scheinen solche Freunde zu sein. Und ein Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik scheint damit erst einmal in weite Ferne zu rücken.





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