Bilfinger rauscht in Keller
Bilfinger - Gewinnwarnungen, Korruption, Aufspaltung - Aktie fällt auf 6-Jahrestief
Die Korruptionsfälle bei Bilfinger scheinen durchaus unzähliger und systematischer zu sein, als bislang bekannt. So führt der Compliance-Bericht des Mannheimer Bau- und Servicekonzerns für das erste Quartal 2015 insgesamt 29 neu aufgedeckte Verdachtsfälle seit April 2014 auf. Der neue Finanzchef Axel Salzmann äußerte sich in einer Mail an alle Führungskräfte alarmiert. Er habe jüngst den ersten Bericht des US-Kontrolleurs gelesen, schrieb er. Angesichts der Menge an „Funden und Empfehlungen“ sei er „extrem besorgt“, zitiert das „manager magazin“ Salzmann.
Netz globaler Korruption?
Die Korruptionsverdachte spannen sich um die ganze Welt. Da geht es um den Verkauf von Filterpressen nach Kasachstan und um Kraftwerksprojekte in Rumänien sowie um Schmiergeldzahlungen der Tochter Tebodin in China in mindestens vier Fällen, schreibt das „manager magazin“ unter Berufung auf entsprechende Dokumente.
Oder nehmen wir die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien: Wie im März dieses Jahres bekannt wurde, hatten Mitarbeiter der Bilfinger-Tochter Mauell Schmiergeld gezahlt hatten, um einen Auftrag im Umfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zu ergattern. Nach einem Bestechungsfall in Nigeria untersucht seit Mitte 2014 das US-Justizministerium die Arbeitsweise Bilfingers.
Braslien - Schlaraffenland der Korruption
Nach Informationen des „manager magazin“ hat sich dem Compliance-Bericht zufolge der Verdacht in Brasilien konkretisiert. Um einen Auftrag mit einem Volumen von acht Millionen Euro zu gewinnen, soll unter anderem Geld an Beschäftigte des staatlichen Ölkonzerns Petrobras geflossen sein. Zudem sollen sich Bilfinger-Mitarbeiter bedient haben.
Mittlerweile sind zwei weitere Korruptionsfälle bekannt: So könnten sich Mitarbeiter der Bilfinger Maschinenbau GmbH für 761.000 Euro Aufträge der brasilianischen Marine erkauft haben. In einem anderen Fall sollen knapp 300.000 Euro geflossen sein. Laut „manager magazin“ habe Bilfinger in diesen Fällen bereits die brasilianischen Behörden eingeschaltet.
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Sechs Gewinnwarnungen in Folge - Aufspaltung des Konzerns
Bilfinger ist angeschlagen und steht finanziell erheblich unter Druck. Seit Juni 2014 schreckten insgesamt sechs Gewinnwarnungen die Anleger hoch. Gestern verkündete der seit Anfang des Monats amtierende neue Konzernchef Per Utnegaard den Verkauf des verlustreichen Kraftwerksgeschäfts (Power). Dieser Bereich ist in erhebliche Schieflage geraten und wird dem Anschein nach im ersten Halbjahr einen bereinigten Verlust von bis zu 100 Millionen Euro einfahren (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Mit 11.000 von insgesamt rund 69.000 Mitarbeitern steht die Kraftwerkssparte 2014 für rund ein Fünftel der Konzernleistung. Der MDax-Konzern wolle sich eigenen Angaben zufolge in Zukunft auf das Geschäft mit Industrie und Immobiliendienstleistungen konzentrieren. (Lesen Sie hier mehr.)
Zuvor ging es bereits um 15 Prozent auf ein Sechs-Jahres-Tief bei 31,51 Euro in die Tiefe. Anleger und Analysten zeigen sich besorgt, hatte sich der Kurs der Bilfinger-Papiere im Vorjahr schon halbiert. In einem Zeitraum von rund zwölf Monaten brachen Bilfinger-Aktien um mehr als 60 Prozent ein. Aktuell notiert die Aktie von Bilfinger mit minus 13,95 Prozent bei 32,26 Euro.
Bilfinger 5-Tages-Chart