Griechenland - Gelddrucken
Was, wenn Griechenland die EURO-Druckerplatinen rausholt?
Am Sonntag tanzten 61 Prozent der Griechen, die im Referendum mit NEIN gestimmt hatten, auf den Straßen Sirtaki. Nur 38,69 Prozent sprachen sich für die von den Geldgebern geforderten Sparmaßnahmen aus. Damit geht Ministerpräsident Alexis Tsipras gestärkt aus der Volksabstimmung hervor, Finanzminister Yanis Varoufakis erklärte hingegen trotz Erfolg im Referendum seinen Rücktritt. Auf ihn folgt Euklidis Tsakalotos, der wohl weniger provokativ als sein Vorgänger auftreten wird (siehe: Varoufakis tritt zurück - "Minister No More!“).
Nein zum Euro und der Eurozone?
Doch wie geht es weiter? Bedeutet das NEIN auch ein NEIN zum Euro und dem Verbleib Griechenlands in der Eurozone? Kann unter diesen Voraussetzungen überhaupt über ein drittes Rettungspaket mit weiteren Milliarden gesprochen werden? Fragen, die auch beim Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am heutigen Dienstag eine Rolle spielen dürften. Gestern noch erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert, die Bundesregierung sehe derzeit keine Grundlage für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm. Die Tür für Gespräche stehe aber weiterhin offen, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel Montagabend nach dem Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande.
Grexit als Lösung der Ökonomen
Bereits im Vorfeld des Referendums hatten führende Ökonomen ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone befürwortet. Nach dem überraschend eindeutigen Ergebnis rechnen mittlerweile weitere Ökonomen damit, dass der Grexit politische Realität wird (mehr dazu hier). Das könne sogar ganz schnell gehen, erklärte ifo-Chef Hans-Werner Sinn und brachte den Weekend-Grexit ins Gespräch. Dazu müsste man lediglich die Drachme in sämtlichen Dokumenten anstelle des Eurozeichens setzen. Aufgrund der Kürze der Zeit würden die Euro-Scheine vorerst weiter als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Den Rest würden die Märkte erledigen. Diese, so Sinn, würden nämlich innerhalb kürzester Zeit den Wechselkurs von Drachme und Euro festlegen (wallstreet:online berichtete).
Natürlich erfordert auch ein geordneter Grexit weitere Hilfen der EU, um Notlagen des Landes und seiner Bürger abzumindern. Geordnet hieße aber auch, Athen könnte gemeinsam mit der EU die weiteren Schritte organisieren. Eine Frage bleibt jedoch: Wäre ein Grexit juristisch machbar? Wenn ja, welche Szenarien gebe es? Zur Antwort geht’s hier im Faktencheck auf wallstreet:online.
Der GEURO - Parallelwährung beim Verbleib in der Eurozone
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Griechenland könnte auch eine Parallelwährung einführen und zugleich im Euroraum verbleiben. Mit seinem „Geuro“-Plan schaffte es der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, sogar ins Büro von Regierungschef Alexis Tsipras (siehe: Geuro statt Grexit – Kommt jetzt die Griechen-Parallelwährung?). Bereits im Jahr 2012 hatte Mayer die Idee einer griechischen Parallelwährung ins Spiel gebracht. Der Plan: Der griechische Staat bezahlt seine Bediensteten nicht mehr in Euro, sondern in Schuldscheinen, die sich nach und nach als Parallelwährung etablieren. Weil diese gegen den „echten“ Euro massiv abwerten würde, könnte Griechenland seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen, ohne aus der Eurozone auszutreten zu müssen. Ein Grexit des Landes könnte so vermieden werden. (Lesen Sie mehr: Griechenland-Krise: Weisen Geuro und Kapitalverkehrskontrollen Griechenland Weg aus der Krise?)
Eine andere Art Parallelwährung: Wie wäre es mit Gelddrucken?
Wenn wir schon bei der Frage einer Parallelwährung sind… Da gebe es noch eine andere Variante. Denn: Die Banken Griechenlands bleiben bis mindestens Mittwoch geschlossen, Kapitalverkehrskontrollen sollen sicherstellen, dass nach den bisherigen Milliardenabflüssen kein weiteres Geld ins Ausland transferiert wird. Kein Zustand, den die Wirtschaft des Landes, geschweige denn die Bevölkerung lange aushalten kann. Die Banken Griechenlands werden seit langem nur durch Notkredite der Europäischen Zentralbank (EZB) am Leben gehalten. Wie gestern Abend bekannt wurde, belässt die EZB den Rahmen der sogenannten ELA-Kredite (Emergency Liquidity Assistance) bei 90 Milliarden Euro, verschärft aber die Bedingungen zur Hinterlegung von Sicherheiten bei der Notenbank.
Doch eins steht fest: Das Geld wird knapp. Bereits am 30. Juni ließ Griechenland die Zahlungsfrist zur Begleichung einer Rate in Höhe von 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) verstreichen. Das lässt nichts Gutes erahnen, wenn wir auf die im Juli fälligen Zahlungen an private und öffentliche Gläubiger blicken.
Hier kommt nun eine Idee ins Spiel, die Verschwörungsgläubigen den Angstschweiß auf die Stirn treibt: Was, wenn Athen zur Stabilisierung des Bankensystems Geld drucken und in den Euro-Umlauf bringen würde? Aktuell ist Griechenland - neben weiteren Ländern - für die Produktion von 10-Euro-Noten zuständig. Zuvor wurden auch 5-Euro- sowie 20-Euro-Scheine im Land gedruckt. Die Druckerplatinen könnten noch vorhanden sein. Da stellen sich bei vielen die Nackenhaare hoch… Natürlich stünde ein solches Vorgehen nicht im Einklang mit der Geldpolitik der EZB, die den Druck von Euro-Banknoten in der Eurozone steuert. Hier geht es zum Faktencheck: Wie funktioniert das mit dem Gelddrucken?
Haben wir bald Falschgeld im Geldbeutel?
Mit der politisch motivierten eigenmächtigen Herstellung von Euro-Banknoten würde Griechenland Falschgeld herstellen. Das kleine Problem: Von den legalen Euro-Zahlungsmitteln wären diese Scheine vorerst nicht zu unterscheiden. Aber aus Sicht Griechenlands wäre die Finanzierung der Banken des Landes zunächst gesichert. Da könnte die Europäische Bankenaufsicht noch so sehr fluchen und mit Sanktionen drohen.
Schon früher hielt sich das hartnäckige Gerücht, alle Euro-Scheine mit Griechenlandkennung würden entwertet und aus dem Verkehr gezogen werden. Aber, keine Sorge. Eher könnten die Banknoten im übrigen Euroraum mit einer „Echtheits-Kennung“ versehen werden. Oder aber, neue Euronoten müssten her.