Pikante E-Mail
Insidergeschäfte - Droht Apple-Chef Tim Cook Klage von US-Börsenaufsicht?
Gestern erlebten die Börsen weltweit einen schwarzen Montag. Die Indizes in Asien, Europa und den USA brachen erheblich ein (wallstreet:online berichtete). Der deutsche Leitindex DAX rauschte in eine rasanten Talfahrt unter der psychologisch wichtige 10.000 Punkte-Marke („Für Panik ist es ohnehin zu spät“ - Doch die Herde läuft Richtung Notausgang). In den USA sprach man von einem „historischen Ausverkauf“. Gleich zu Handelsbeginn gab der Dow Jones um 1.089 Punkte nach. Noch nie stürzte der US-Börsenindex um solch einen hohen Wert.
Das Börsenbegen brachte auch Unternehmenschefs zum zittern. Davon blieb auch Tim Cook, Chef des US-Technologieriesen Apple, nicht gefeit. Vor dem Hintergrund einbrechender US-Börsen und der anhaltenden Konjunkturkrise in China verfasste der Apple-Chef eine E-Mail, in der er die Sorgen der Anleger über die Entwicklung des China-Geschäfts von Apple zu entschärfen versuchte. Der Adressat war kein Geringerer als der bekannte Börsenkommentator Jim Cramer von CNBC. Ein pikantes Update zwischen den Quartalsberichten. Erst recht für den Apple-Konzern, der sonst eher verschlossen gar geheimniskrämerisch daherkommt.
Was stand drin?
Apple-Chef Cook versicherte in der E-Mail, dass der Konzern Juli und August weiterhin ein "starkes Wachstum" in China verzeichnet habe. Zudem habe das Tempo der iPhone-Aktivierungen sogar angezogen. Doch ganz so rosig ist die Geschichte nicht. Denn die Apple-Aktie steht seit Wochen unter Druck. Ein anhaltender Konjunktureinbruch in China käme dem US-Konzern teuer zu stehen, stammten doch im vergangenen Quartal mehr als ein Viertel der Erlöse aus dem Reich der Mittel. Cook versicherte aber, dass China langfristig ein wichtiger Absatzmarkt bleiben werde.
Und das Pikante an der Geschichte?
Es war eine vertrauliche E-Mail zwischen Quartalsberichten. Für die Öffentlichkeit war dies nicht bestimmt. Damit - und dem hätte sich Apple-Chef Cook bewusst sein müssen - teilte er dem Empfänger unter Bezug auf unveröffentlichte Geschäftszahlen sogenannte Insiderinformationen über die Entwicklung von Apple mit. Cramer ist selbst im Besitz von Apple-Aktien, was dieser auch nicht verschweigt. So harmlos die E-Mail auch klingen mag…
Insiderinformationen stellen Wettbewerbsvorteile dar und werden von der US-Börsenaufsicht SEC (U.S. Securities and Exchange Commission) rigoros verfolgt. Den Vorschriften entsprechend müssen marktrelevante Informationen eines börsennotierten Unternehmens allen Investoren zugleich zugänglich gemacht werden. Kein Anleger darf bevorzugt oder benachteiligt werden. „Die SEC wird sich unzweifelhaft dieser Sache annehmen,“ erklärte Thomas Gorman, von der Anwaltskanzlei Dorsey & Whitney gegenüber „MarketWatch“. Zumindest werde die SEC Apple kontaktieren, um den Hintergrund der Veröffentlichung zu erfahren.
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Bekannt wurde der Vorgang, da der CNBC-Moderator Carl Quintanilla die E-Mail live im US-Fernsehen vorlas und daraufhin auch auf Twitter der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Tim Cook hilft Apple-Aktie über Schwarzen Montag
Nach Börsenöffnung ereilte Apple das gleiche Schicksal wie viele andere Unternehmen an den US-Börsen. Es ging kräftig nach unten - für Apple sogar um 10 Prozent. Doch dann schoss die Aktie wieder in die Höhe, notierte zum Teil im Plus, um dann den Handelstag mit minus 2,5 Prozent zu beenden. Da mussten die Börsenkollegen viel heftigere Verluste verkraften. Nun wird gemutmaßt, dass der Grund für den vergleichsweise geringen Verlust der Apple-Aktie in eben dieser E-Mail zu finden sei.
Einen weiteren Baustein der Geschichte bringt „Welt Online“: Apple-Chef Tim Cook habe die E-Mail nicht von sich aus geschrieben, sondern auf eine Anfrage des CNBC-Moderators und Apple-Aktionärs James Cramer geantwortet. Und nun wird es auch hier heikel: Ein Aktionär fragt vor Börsenöffnung den Chef des entsprechenden Aktienunternehmens nach dessen Einschätzung über die Geschäfte des Unternehmens - vor allem auch mit Blick auf die Konjunkturlage des wichtigen Absatzmarktes China, dessen Börsen zuvor massiv in den Keller rauschten. Nachdem auch die Börsen in Europa absackten und die US-Futures massiv im Minus notierten, stand dies auch an den US-Börsen zu erwarten.
CNBC-Moderator ist Apple-Aktionär
Böse Zungen können meinen, ein Aktionär frage direkt nach einer zeitlich bevorzugten Aktionärsinformationen - sprich Insiderinformation. Die Antwort bekam er in sein privates Malifach, nicht zum Beispiel in Form eines öffentlichen Interviews. Somit konnte er sich bequem zurücklehnen, als Apple zur Talfahrt ansetzte. Andere Apple-Aktionäre bekamen womöglich kalte Füße und verkauften oder aber gesetzte Stopp-Loss-Grenzen griffen.
Ob CNBC-Journalist Cramer mit der Veröffentlichung zuerst auf seinem Heimatsender und später über einen Kollegen bei Twitter zeitlich richtig gehandelt hat, wird wohl auch die SEC prüfen. Was hätte Apple-Chef Tim Cook machen können? Die Antwort gleich auf seinem Twitter-Account posten können.
Schlussendlich kann man aber sagen, dass die Veröffentlichung der Einschätzung Cooks der Apple-Aktie über den schwarzen Montag verhalf.