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    Das glorreiche Scheitern der EZB

    Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de

    Wir werden sicher heute wieder von Mario Draghi hören, wie erfolgreich doch die Politik der EZB sei. Aber die vermeintliche Liste der Erfolge dünnt zunehmend aus. Das einzige, was ein bißchen besser geworden ist, ist die Kreditvergabe in der Eurozone, allen voran in Italien. Abhanden gekommen sind dagegen die Gewinne der Aktienmärkte – die man seitens der EZB immer als Erfolg der Geldpolitik verkauft hatte.

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    Klub der toten Dichter: das EZB-Führungsgremium
    Foto: EZB

    Aber sonst? Gähnende Höhen. Während sich die Bilanz der EZB aufgrund der QE-Käufe permanent ausweitet, bleibt die Inflation mickrig und wird wohl aufgrund der inzwischen drastisch abgestürzten Ölpreise bald wieder in den Minusbereich drehen. Die EZB hat dafür das schöne Wort „Minusinflation“ erfunden – weil der Begriff „Deflation“ streng verboten ist in Frankfurt.

    Für die EZB ein riesiges Problem ist die einbrechende Inflationserwartung, die in den 5y5y-Swaps (also die Erwartung des Marktes, wie die Inflation in fünf Jahren über den Zeitraum der dann folgenden fünf Jahre sich entwicklt) sichtbar wird. Trotz aller Käufe sind diese Erwartungen derzeit im freien Fall.

    Das QE der EZB ist also ein teures Vergnügen mit minimalem Wirkeffekt. Wie sagte doch der EZB-Chefvolkswirt Praet kürzlich: „Wenn man Geld druckt, bekommt man immer Inflation. Immer!“

    Ach hätte Praet doch bloß auf einen der größten lebenden Philosophen Deutschlands gehört – Mario Basler. Der ehemalige Fußball-Profi und jetztige Fußball-Trainer brachte nämlich eine große Wahrheit auf den Punkt, als er einst sagte:

    „Ich mache immer das, was der Trainer sagt. Und manchmal mache ich was anderes“.

    Ganz große Philosophie – wenn auch vermutlich unbeabsichtigt. Derzeit macht nämlich die Inflation und die Inflationserwartungen immer das, was die EZB will. Nur manchmal eben etwas anders. Und dieses manchmal ist – derzeit!

    Also was tun, Mario? Einfach festhalten an der Ideologie. Ideologie ist die Kunst, sich in seiner Haltung durch Tatsachen und Realität nicht abbringen zu lassen. Und da ist der Römer und seine Gefolgschaft ganz groß. Denn würde man eingestehen, dass die Realität nicht so ist, wie die Ideologie sie haben möchte, könnte man gleich einpacken und das größte geldpolitische Experiment der Geschichte als gescheitert erklären. Aber das will natürlich niemand – man ahnt nämlich, dass da gar kein Rückweg mehr gangbar ist, wenn man die Büchse der Pandora einmal geöffnet hat.

    Also hält man an der Ideologie fest, und erklärt, dass die Realität die Ideologie noch nicht verstanden hat, aber sicher noch verstehen wird. Man müsse da nur vertrauen. Es steht zu erwarten, dass die Botschaft Draghis genau so lauten wird heute: das wird schon, liebe Kinder, vertraut mir, glaubt mir.

    Aber inzwischen ist der Glaube ein wenig angekratzt. Denn der Draghi-Put hat nicht wirklich funktioniert – das hat manche der großen Player am Markt Geld gekostet, und Geldverlust sorgt häufig für Erkenntnisgewinn. Man läßt sich jetzt nicht mehr abspeisen mit Glanzlichtern draghischer Philosophie wie dem meisterhaften Satz:

    “Things may get better, or they may stay where they are, or they may get worse.”

    Und so sei auf einen Artikel aus dem Jahr 2014 verwiesen („Draghi – der größte lebende Philosoph!“) – in dem ich andeutete, dass aus dem Messias Draghi bald ein (vom Markt) Gekreuzigter werden könnte:

    Tiefgründigkeiten aus der Notenbank-Rhetorik..

    Bitte fest anschnallen, jetzt kommt es knüppeldick philosophisch:

    “Things may get better, or they may stay where they are, or they may get worse.”

    Boah! Wer war das? Popper? Wittgenstein? Oder, noch moderner, Aristoteles?

    Nein, wir dürfen uns glücklich schätzen, solch einen Denker als Zeitgenossen zu haben: Supermario Draghi. Heute geäußert, quasi nebenbei, auf der Pressekonferenz zur EZB-Ratssitzung.

    Das Zitat vereint unendliche Denkräume mit römischer Eleganz. Ja, die Dinge können besser werden, oder gleich bleiben, oder auch schlechter werden. Warum mussten wir 2014 Jahre warten, bis wieder einer mit einer solchen Erleuchtung zu uns kommt?

    Damit ist doch nichts weniger erreicht, als das Universum in einem Satz auf den Punkt zu bringen. Dagegen erscheint Hegels Dialektik wie Rosamunde Pilcher des frühen 19.Jahrhunderts!

    Und woher empfängt Draghi solche Erleuchtungen? Das muß an seiner jesuitischen Vergangenheit liegen – er besuchte das Istituto Massimo, eine Kaderschmiede der römischen Jesuiten.

    Aber Vorsicht Mario, die Menschheit ist undankbar und tendiert früher oder später dazu, ihre Messiasse ans Kreuz zu nageln. Wenn es eng wird, lieber wieder zurück zu Goldman Sachs – die sind unangreifbar und tun, laut ihres CEO Blankfein, auch das „Werk Gottes“. Denn Goldman Sachs ist die Kraft, die stets das Böse will – und Gutes schafft!

     




    Markus Fugmann
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    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
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    Verfasst von Markus Fugmann
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