VW und das Spiel auf Zeit
VW vor neuer Klagewelle? Gericht verdonnert Volkswagen zum Rückkauf
Kommt es für Volkswagen nun ganz dicke? Bislang hieß die Devise: Rückruf der manipulierten Fahrzeuge, reparieren und wieder zurück zum Besitzer. Zuerst sollte das in Eigenregie erfolgen (siehe hier). Und dann zog das Kraftfahrt-Bundesamt (BKA) noch ein wenig die Daumenschrauben an, da ihnen der VW-Plan nicht weit genug ging. Insgesamt warten auf 2,4 Millionen VW-Diesel auf ihre Umrüstung. Billig wird das Ganze nicht. Doch es könnte für den VW-Konzern noch viel teurer werden. Denn das Spiel auf Zeit könnte nach hinten losgehen.
Was, wenn die Besitzer den Wagen nicht mehr haben wollen? Was, wenn Volkswagen gezwungen wird, ihre Diesel zurückzukaufen? Zumindest in Deutschland war davon bislang nicht die Rede. In den USA sieht die Situation schon ganz anders aus. Aufgrund der Rechtslage kann Volkswagen gezwungen werden, manipulierten Diesel-PKW teuer zurückzukaufen. Was in Deutschland bislang undenkbar war, scheint ins Wanken geraten zu sein. In einer überraschenden Entscheidung des Münchener Landgerichts wurde ein VW-Händler in erster Instanz zur Fahrzeug-Rücknahme verurteilt.
VW vor neuer Klagewelle?
Die Begründung der Richter bringt den Volkswagen-Konzern in Bedrängnis. Den Wolfsburger Autobauern wurde die schleppende Nachbesserung bei dem Motor, den der Konzern millionenfach mit manipulierter Software ausgeliefert hat, zum Verhängnis. Die Frage, ob es sich um einen leichten Mangel handelt, der keine Wandlung des Kaufvertrags begründen würde, sahen die Richtern als nebensächlich an, berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung".
Damit könnte VW auch in Deutschland vor einer neuen und teuren Klagewelle stehen, an deren Ende womöglich ein Massen-Rückkauf der manipulierten Dieselfahrzeuge steht. Denn: Der Autobauer könnte nicht länger auf Zeit spielen, wenn es um die Modelle geht, die nicht einfach mit dem Aufspielen einer neuen Software umgerüstet werden können, so die "WAZ".
Der Volkswagen-Konzern bestätigte am Samstag das Münchener Urteil und kündigte zugleich an, in Absprache mit dem Händler in Berufung gehen zu wollen. Beim betroffenen Automodell handelt es sich im Übrigen um einen Seat Ibiza mit 1,6 Liter Diesel-Motor vom Typ EA189 - inklusive Betrugssoftware.
VW-Aktien? „Ethisch nicht vertretbar“
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Dazu noch folgende Randnotiz: Die katholische Pax-Bank, hält es derzeit für ethisch nicht vertretbar, Volkswagen-Aktien zu kaufen oder gar zu halten. Aus diesem Grund haben sich die Fonds des
kirchlichen Geldhauses von ihren VW-Anteilen getrennt. "Wir haben schnell auf den Abgasskandal reagiert, weil es sich um Betrug handelt. Und Betrug ist für uns nicht akzeptabel",sagte Klaus
Schraudner, Chef der Pax-Bank dem "Tagesspiegel". Die Bank würde aber genau beobachten, wie sich VW weiter verhält. "Ändert der Konzern seine Praxis nachhaltig, kann ich mir vorstellen, dass wir
wieder einsteigen", sagte Schraudner. Also: Sag niemals nie!