Fieser Trojaner
Tadelloses Deutsch: Betrugsmails werden mit fortschreitender Technik immer professioneller
Ihr denkt, eine betrügerische Mail ist ganz einfach durch Rechtschreibfehler zu erkennen? Pustekuchen! Denn natürlich machen sich auch Hackerbanden den technischen Fortschritt zunutze. Vor allem deutsche Bankkunden sind ein beliebtes Opfer.
Im Jahr 2015 wickelte bereits jeder zweite Deutsche seine Bankgeschäfte per Internet ab. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Es ist schnell, es ist praktisch, es ist günstig - und mit dem gewaltigen Innovationspotential ist die junge, internationale Fintechbranche gerade auf dem Weg, mal eben den gesamten Finanzmarkt umzukrempeln.
Doch mit der digitalen Revolution kommen gleichzeitig auch neue Gefahren hinzu, für die alle Nutzer erst einmal langfristig sensibilisiert werden müssen. Nicht umsonst wird regelmäßig vor betrügerischen Mails gewarnt, die bei den Betroffenen enormen Schaden anrichten können. Viele glauben mittlerweile, solche Mails locker erkennen zu können. Meist wirken sie im Sprachstil ja doch eher kryptisch, Aufbau oder Gestaltung unterscheiden sich oft erkennbar von demjenigen der echten Hausbank.
Dem ist aber eben nicht immer so. Vor allem der Online-Banking-Trojaner namens Goznym schaffe es zunehmend, eine Unterscheidung zwischen echten und gefälschten Mails unmöglich zu machen, warnt der Softwaregigant IBM. Es sei "echt perfide", sagte Hans-Jürgen Rehm von IBM-Deutschland dem "Handelsblatt". "Die Hackerbanden nutzen den Trojaner zum Beispiel, um die Nutzer von Onlinebanking auf Phishing Websites umzuleiten.“
Dabei sei das Deutsch tadellos, zudem würden die Websites den Internetauftritten der jeweiligen Institute täuschend ähnlich sein. Dies sei eine bislang einmalige Kombination von Technik und dem Wissen um lokale Gegebenheiten, urteilt Rehm. Sobald die Zugangsdaten dann eingegeben werden, werde das Konto leergeräumt.
In den letzten Monaten sollen insgesamt 13 deutsche Banken und ihre Kunden von solchen Angriffen betroffen worden sein, darunter auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Konkrete Firmennamen könne man aus Gründen der Vertraulichkeit nicht nennen.
Die Zahlen sprechen aber für sich. Seit letztem Monat haben die Angriffe europaweit um 3.500 Prozent zugenommen. Im April hatte der Trojaner bereits bei amerikanischen und kanadischen Bankinstituten Schäden in Millionenhöhe verursacht.
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Außerdem zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass so gut wie jeder Nutzer der Schadsoftware auf dem Leim gehen kann. So waren schon große Geschäftskunden, mittelständische Unternehmen, das Investment-Banking und private Bankkunden betroffen.
Daher legen mittlerweile alle wichtigen Geldhäuser ihren Kunden eine erhöhte Wachsamkeit ans Herz. Weder solle man unaufgefordert erhaltene Mails öffnen, noch darin enthaltene Links anklicken. Zusätzlich sei es in jedem Fall erforderlich, sich mit Anti-Viren-Programmen auszustatten und das genutzte Betriebssystem regelmäßig zu updaten.