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    Helikoptergeld  1376  0 Kommentare Ein gefährliches Spiel - Seite 3

    Ähnliche Bedenken hat auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagt er zum Thema Helikoptergeld: „Das wäre nichts anderes als die vollständige Vermengung von Geldpolitik und Fiskalpolitik und mit der Notenbankunabhängigkeit nicht vereinbar.“ Statt immer waghalsigere geldpolitische Experimente ins Spiel zu bringen, wäre es sinnvoll, innezuhalten: „Geldpolitik ist kein Allheilmittel, ersetzt nicht notwendige Reformen in einzelnen Ländern und löst auch nicht die Wachstumsprobleme Europas. Wer das von ihr verlangt, überfordert sie und wird am Ende enttäuscht werden.“ Bereits im März kommentierte Berenberg Bank Chefvolkswirt Holger Schmieding die Diskussion mit den Worten: „Das Helikoptergeld ist Quatsch. Es würde die Illusion nähren, die Notenbank könne für die Bürger einfach immer mehr Geld drucken und damit die Probleme lösen.“

    Der Einsatz von Helikoptergeld ist jedoch weit weniger ungewöhnlich, als zunächst angenommen: „Während den zwei Weltkriegen spannten Regierungen ihre Zentralbanken eng in die Finanzierung der Militärausgaben ein“, so die Deutsche Bank- Studie. „In der Vergangenheit hat es immer wieder – oft unrühmliche – Versuche mit Helikoptergeld gegeben, so etwa in der Weimarer Republik, in Ungarn und in Simbabwe“, sagt Patrick Schotanus, Investment Strategist bei Kames Multi-Asset Investing. Die Folge in den meisten Fällen: Hyperinflation. Denn es bleibe die Gefahr, „dass die Regierungen Gefallen an dem Geldregen finden könnten“ und das Thema Haushaltsdisziplin nicht konsequent genug verfolgt wird. Zusätzlich dazu stehe das Vertrauen in Banken auf dem Spiel: „Seit Einführung der Negativzinsen sind die Verkaufszahlen von Tresoren in Deutschland und Japan nach oben geschnellt“, so Schotanus.  

    Voraussetzungen für Helikoptereinsatz sind gegeben 

    Niedrige Zinsen, niedrige Inflation und ratlose scheinende Notenbanken: Das Thema Helikoptergeld scheint längst kein Tabu mehr. Im Gegenteil, es scheint sprichwörtlich über den Köpfen der Zentralbänker zu kreisen: „Maßnahmen, die einst als rücksichtslos und als absolute Extreme der Wirtschaftstheorie abgestempelt wurden – wie quantitative Lockerung oder Negativzinsen - gelten jetzt nicht nur als konventionell, sondern immer häufiger sogar als unzureichend“, schreibt dementsprechend das Multi-Manager Team von Schroders in einem Kommentar. Hinzu kommt die Furcht vor einem ganz anderen Übel: „Das Zusammenspiel aus Deflation und Nullzinsen erhöht das Risiko einer Liquiditätsfalle, in der geldpolitische Maßnahmen wirkungslos verpuffen und der Staat über seine Fiskalpolitik der Wirtschaft unter die Arme greifen muss“, erklärt Schotanus. Gleichzeitig zwinge aber die nach wie vor hohe Staatsverschuldung Regierungen eigentlich weiterhin zu Haushaltskürzungen und Sparsamkeit. Welcher Weg das größere Übel darstellt, bleibt ungeklärt. „Überdies warnen Kritiker, die Geldpolitik selbst habe dazu beigetragen, die Weltwirtschaft in die Zwickmühle zu manövrieren, in der sie sich derzeit befindet“, sagt Schotanus. „Helikoptergeld halten sie für die extremste Form der bereits verabreichten schädlichen Medizin.“ Auch Friedman selbst glaubte nicht, das Geld ein Allheilmittel darstellt und warnte: „Weil es so alles durchdringend ist, wirft es Sand ins Getriebe aller anderen Maschinen, wenn es außer Kontrolle gerät.“

    (TL)

     

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    Helikoptergeld Ein gefährliches Spiel - Seite 3 Zentralbanken flirten mit der Idee Haushalten Geld zu schenken. Nicht wenige Experten warnen vor den Folgen. Die Argumente beider Seiten.

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