Viel Liquiditäts- und wenig Fundamentalhausse am deutschen Aktienmarkt - Seite 3
Es spricht wenig für nachhaltig steigende Ölpreise
Die Erwartung am Öl-Terminmarkt, dass es anlässlich des Treffens wichtiger Ölproduzenten Ende September in Algier zu einer Einigung auf Produktionsobergrenzen kommt, sind fundamental wenig gerechtfertigt.
Denn der verbissene Preiskampf um Anteile am Rohölmarkt vor allem zwischen Saudi-Arabien und dem Iran geht unvermindert weiter. Der Iran will seine bereits am Förderlimit liegende Produktion zum Zwecke der Finanzierung seiner Reindustrialisierung deutlich ausweiten. Auch Russland ist dringend auf Öleinnahmen angewiesen und versucht Preis- durch Umsatzeffekte zu kompensieren. Obwohl die Internationale Energieagentur von einer robusteren Ölnachfrage ausgeht, ist insgesamt eine nachhaltige Ölpreissteigerung unwahrscheinlich. Preisliche Abwärtsrisiken ergeben sich zusätzlich aus der Tatsache, dass bei Preisen um 50 US-Dollar immer mehr US-Fracking-Unternehmen ihre Gewinnschwelle erreichen und geschlossene Bohrlöcher wieder in Betrieb nehmen. Insgesamt ist das Aufwärtspotenzial beim Ölpreis bei 50 US-Dollar begrenzt.
Damit verlieren auch die Rohstoffländer an Kaufkraft zum Wohle der Weltkonjunktur.
Die Mär von der starken US-Konjunktur
Selbst die US-Konjunktur zeigt sich bei genauerer Betrachtung weniger robust als bislang von vielen Marktteilnehmern behauptet. So hat sich das Klima im Verarbeitenden Gewerbe Amerikas das zweite Mal in Folge sowohl im Gesamtindex, aber auch in der Neuauftrags- und Beschäftigungskomponente abgeschwächt. Mit Sommerloch allein lässt sich diese Entwicklung nicht erklären. Da stellt sich die Frage, mit welcher konjunkturellen Berechtigung man in den USA von Zinserhöhungen spricht.
Diese insgesamt verhaltenen Konjunkturdaten finden ihren Niederschlag in enttäuschenden Gewinnwachstumsraten in Europa, China und den USA.
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Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung – Geldpolitik als Killerargument
Vor diesem Hintergrund halten sich die fundamentalen Argumente insbesondere für typischerweise export- und industrielastige deutsche Aktien eigentlich in Grenzen. Unter normalen Bedingungen müssten Anleger dem Aktienmarkt gegenüber grundsätzlich skeptisch eingestellt sein. Anhaltend starke Aktienargumente kommen jedoch von der Geldpolitik. So zeichnet sich in der (sozial-)politisch angeschlagenen Eurozone eine Tendenz zur verstärkten Schuldenaufnahme ab. Deren problemlose Finanzierung wird die EZB durch ihre Ankaufprogramme übernehmen. Als Nebenprodukt bleibt der nachhaltige Ausfall des Zinsvermögens als attraktive Alternativanlageklasse erhalten. Den insofern bestehenden liquiditäts- und renditeorientierten Anlagenotstand müssen Vermögensverwalter und Kapitalsammelstellen auch durch Aktienengagements befriedigen. Dies spricht für einen DAX am Jahresende bei 11.300 Punkten.