VW-Abgasaffäre
Wie verstrickt ist Winterkorn? Dokumente sollen Beteiligung an Vertuschung belegen
Wie verstrickt ist der frühere VW-Chef Martin Winterkorn in die Abgasaffäre um den deutschen Autobauer? Jüngsten Informationen zufolge, soll der damalige Konzernchef sogar an der aktiven Vertuschung beteiligt gewesen sein, nachdem er von dem Betrug bei Dieselfahrzeugen erfahren hat.
In der VW-Abgasaffäre gerät der ehemalige Vorstandsvorsitzende Winterkorn zunehmend unter Druck. Laut Zeugenaussagen informierten VW-Entwickler Winterkorn spätestens am 27. Juli 2015 über die illegale Software, die VW zur Erkennung von Prüfzyklen in Millionen Dieselfahrzeuge verbaut hatte. Doch erst sieben Wochen später machten amerikanische Umweltbehörden den Skandal öffentlich.
Nicht die ganze Wahrheit…
Die „BILD am SONNTAG“ veröffentliche ein Dokument "Zulassung Diesel USA" mit dem Status vom 30. Juli 2015. Darin heißt es, dass zwei VW-Mitarbeiter "sich mit Herrn Dr. Ayala, Deputy Executive Officer zu einem inoffiziellen Informationsaustausch in den USA treffen". Bei diesem Gespräch solle die "Problematik" aber nur "teilweise" offengelegt werden. Diese "Vorgehensweise", so steht es in dem Dokument, "wurde am Dienstag, dem 28.7.15 von Prof. Winterkorn bestätigt“.
Nur teilweise offengelegt? Das würde bedeuten, dass mit Wissen von VW-Chef Winterkorn den US-Behörden nur die halbe Wahrheit gesagt werden sollte. Gegenüber der Kanzlei Jones Day, die für VW die Affäre aufarbeitet, sagte Winterkorn, dass ihm damals nicht klar war, dass es sich um einen kriminellen Betrug handelte. Ansonsten hätte er anders gehandelt - beteuert der frühere VW-Chef.
Wie es in dem Bericht weiter heißt, soll es tatsächlich am 5. August 2015 zu dem geplanten Treffen in den USA gekommen sein. In einem Vermerk vom 6. August schreibt VW-Mann Bernd G.: "Das Gespräch ist positiv gelaufen." Man habe nur eingeräumt, dass die betroffenen Dieselfahrzeuge "nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen". Die Amerikaner hätten "wohlwollend" zur Kenntnis genommen, dass VW an der Motorsoftware arbeitet und weiter optimiert. Man erwarte aber "in den weiteren Diskussionen Gegenwind vom technischen Personal" der Amerikaner.
Wohlwollen und Gegenwind…
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Der Rest ist inzwischen bekannt: Der Wolfsburger Autobauer musste unter dem Druck der US-Behörden den Betrug einräumen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen zahlreiche VW-Mitarbeiter – auch gegen Winterkorn wegen Marktmanipulation (wallstreet:online berichtete). Laut „BILD am SONNTAG“ boten die Ermittler beschuldigten VW-Ingenieuren bereits an, im Falle eines Schuldeingeständnisses mit Bewährungsstrafen und Geldstrafen in Höhe von 100.000 bis 150.000 Euro davon zu kommen. Die Verdächtigen lehnten jedoch ab. Und das aus einem für sie sehr nachvollziehbaren Grund: Bei einem Schuldeingeständnis hätten sie denn Rechtsschutz durch VW verloren und ihre Anwaltskosten hätten selbst tragen müssen.