Finanzmärkte
Börsen vor heißem Herbst – Mehrere Stolperfallen lauern
Nach einer Phase zufriedenstellender Wirtschaftsdaten und geringer Schwankungen in den Sommermonaten steht den Börsen nun ein volatiler Herbst bevor. Die Märkte haben bewiesen, dass sie potenziell stark kursbeeinflussende Ereignisse lange Zeit ausblenden können, bevor sie dann plötzlich auf die Idee kommen, diese zu ihrem Haupttreiber werden zu lassen. Welche Ereignisse sollten Anleger deshalb unbedingt im Auge behalten?
Die US-Wahlen
Die Amerikaner sind im Gegensatz zu den Deutschen hauptsächlich privat für Ihre Altersvorsorge zuständig. Weil sie ihr Geld verstärkt in Aktien anlegen, haben die täglichen Schwankungen an der Wall
Street für sie eine sehr große Bedeutung. Empirische Untersuchungen haben sogar ergeben, dass fallende Aktienmärkte in den Wochen vor den Präsidentschaftswahlen dem Kandidaten der Partei, die
gerade nicht regiert, einen Vorteil an der Wahlurne verschaffen. Mit dem Duell Clinton gegen Trump geht es aber dieses Mal um noch viel mehr. Umfragen zeigen, dass beide, sowohl Hillary Clinton als
auch Donald Trump, die geringsten Zustimmungsquoten in der Bevölkerung seit langem genießen. Clinton leidet unter hochdotierten Reden bei US-Investmentbanken und dem Vorwurf, stark unter ihrem
Einfluss zu stehen sowie unter der E-Mail-Affäre. Donald Trump könnte dagegen allein wegen seiner Unberechenbarkeit an den Börsen für Unsicherheit und Volatilität sorgen. Hier kommt in jedem Fall
ein kontroverser Wahlkampf auf die Märkte zu, der bislang ignoriert wird. Das aber wird sich bald ändern.
Das Italien-Referendum
Nach dem erfolgreichen Brexit-Referendum im Juni tauchten auf Twitter immer wieder neue Hashtags wie „#Frexit“, „#Nexit“ oder „#Swexit“ auf. Sorgen darüber kommen auf, welches Land das nächste auf
der Liste sein könnte mit einem Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union. Dem so genannten „#Italexit“, also dem Austritt Italiens aus der EU, könnten wir im Herbst einen großen
Schritt näher rücken. Italiens oberster Gerichtshof hat Anfang August grünes Licht für ein Referendum über die von Regierungschef Matteo Renzi geplante Verfassungsreform gegeben. Im Grunde geht es
dabei um die harte Begrenzung der Macht des römischen Senats und eine Verlagerung der Bestimmungsmöglichkeiten zurück auf lokale Ebene. Dies ist ein klares Signal, das sich gegen eine
Zentralisierung der Macht in Brüssel stellt. Das italienische Referendum könnte damit ähnlich große Auswirkungen auf die Kurse haben wie das britische.
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Das Zinsratespiel der Federal Reserve
Der Begriff der politischen Fehlentscheidung ist eng gekoppelt mit dem nächsten Zinsschritt der Federal Reserve, sollte er denn überhaupt kommen. Als die Federal Reserve im August 2015 begann,
konkreter auf einen nächsten Zinsschritt hinzuweisen, gab es einen Crash auf der gegenüberliegenden Seite des Globus. So abwegig das klingen mag, in der heutigen globalisierten Welt sind beide
Ereignisse direkt miteinander verknüpft. Einfach ausgedrückt, hat das billige Geld der Federal Reserve seit der Finanzkrise geholfen, den Aufschwung in China zu finanzieren. Wenn die Notenbank
jetzt aber das Geld wieder teurer macht, strömt es aus China zurück in die Vereinigten Staaten. Diese Repatriierung hat die Angst vor einer schnellen Abwertung der chinesischen Währung geschürt,
und Spekulanten wie George Soros setzten mit großen Summen auf die Abwertung der chinesischen Währung. Der Crash im August konnte nur durch ein beherztes Eingreifen der chinesischen Regierung
gestoppt werden, genauso wie ein zweiter Crash, der sich nur wenige Wochen nach der Zinsanhebung im Dezember 2015 der Federal Reserve ereignete. Man kann heute sagen: Die zukünftige Geldpolitik der
Federal Reserve entscheidet sich auch in China. Die Zukunft der US-Geldpolitik wird also gerade mit Blick auf die chinesische Volkswirtschaft und die Präsidentschaftswahlen der alles entscheidende
Faktor an den Börsen in diesem Herbst sein.