Fraser und Zaretsky zum Trump-Sieg
"Es gibt keinen Weg zurück" - Die alte Nachkriegsordnung ist am Ende
Seit einer Woche steht der designierte 45. Präsident der Vereinigten Staaten fest: Der Republikaner Donald Trump machte in einem umstrittenen Wahlkampf mit populistischer Rhetorik im Kampf um die Stimmen der Wahlleute das Rennen. Auch wenn seine Kontrahentin, die Demokratin Hillary Clinton, die meisten Stimmen der Bevölkerung auf sich vereinen konnte. Das indirekte US-Wahlrecht macht es möglich.
Während der Immobilienmogul auf dem Kurs zur Präsidentschaft sein Übergangsteam zusammenstellt und seine Wahlkampfforderungen zum Teil auch wieder überdenkt - wie zum Beispiel die Abschaffung der Gesundheitsversorgung Obamacare oder die Mauer zu Mexiko, die dann doch einem Zaun ähneln könnte, rätseln viele über die künftige Richtung im Oval Office. Fährt Trump einen harten politischen und wirtschaftlichen Kurs - wie angekündigt? Oder rudert er auch hier einen Schritt zurück?
Gefährliche Spielchen in der Außenpolitik beenden
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In außenpolitischer Hinsicht können die Politikwissenschaftlerin und Feministin Nancy Fraser und der Ideenhistoriker und Freud-Experte Eli Zaretsky, beide Professoren an der New School in New York,
dem Wahlsieg Donald Trumps auch positive Effekte abgewinnen. Im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT würdigen sie Trumps Absicht, außenpolitisch „das gefährliche Spiel“ der Obama-Regierung mit
Russland beenden zu wollen.
Trump sei „ein Symptom dafür, dass die seit 1945 bestehende Nachkriegsordnung am Ende ist. Aber er ist keine Lösung. Es gibt keinen Weg zurück zum alten New Deal Franklin Roosevelts. Und ein
anderer ist nicht in Sicht“, so Fraser.
Zaretsky betont, dass Trump das alte amerikanische Gleichheits-Versprechen erneuere, nun gegenüber den abgehängten „Vergessenen“ und „Verwundeten“ der Deindustrialisierung. Fraser versteht Trump
als Antwort auf die jüngsten amerikanischen Kämpfe um Anerkennung: „Wenn wir vom Kampf um Anerkennung sprechen, meinen wir meistens die benachteiligten Minderheiten, die als vollwertige Bürger
anerkannt werden wollen. Trumps Wähler fühlen sich durch diesen Kampf für die Minderheiten unterprivilegiert und schutzlos.“