Britische Wirtschaft zeigt deutliche Bremsspuren
In wenigen Wochen werden die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über den Brexit beginnen. Umso bemerkenswerter ist es, dass der britische Aktienmarkt in der Nähe des Rekordhochs notiert, während des Pfund seit Monaten stabil ist. Aber ist die Lage tatsächlich so gut, oder sieht es nur auf den ersten Blick so aus? Neue Bewegung kam durch die Ankündigung Theresa Mays Neuwahlen durchzuführen – mehr dazu hier. Wir haben am Mittwoch in der Finanzmarktrunde das Währungspaar Pfund/ USD als Tradingidee mit einem Turbo-Bull vorgestellt – die passende WKN wäre DL8BMN. Mit Blick auf die Frankreich-Wahl haben wir einen Bull auf Euro/Yen vorgestellt – DX1P8S.
Theresa May geht in die Offensive: mit einer großen Anzeigenkampagne macht die britische Regierung derzeit im Ausland Werbung für Investitionen in Großbritannien. Die Botschaft soll signalisieren, dass Großbritannien trotz des Brexits, also des bevorstehenden Austritts des Landes aus der EU, weiterhin ein unternehmerfreundliches Land bleiben wird. Nachdem Regierungschefin Theresa May Ende März den Austritt aus der EU eingereicht hat, wollen die 27 EU-Staaten auf einem Sondergipfel am 29. April in Brüssel die Leitlinien für die Verhandlungen festzurren. Wenige Wochen später sollen dann die Verhandlungen beginnen, die bis Ende März 2019 abgeschlossen werden sollen.
May muss dafür sorgen, dass die Stimmung der Unternehmen gut ist, damit sie weiterhin in Großbritannien investieren. Immerhin befürchten viele Firmen, dass es nach dem Brexit zu höheren Zöllen und Steuern auf Ein- und Ausfuhren und zunehmender Bürokratie kommen könnte. Laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft EY plant jedes siebte in Britannien aktive Unternehmen, Geschäftsbereiche aus dem Land abzuziehen.
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Die zunehmende Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern spiegelt sich bereits in einer Reihe von Konjunkturdaten wider. So war die Industrieproduktion im Februar überraschend um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der zweite Rückgang in Folge. Volkswirte hatten einen Anstieg um 0,2 Prozent vorhergesagt. Im gleichen Monat waren die Bauausgaben um 1,7 Prozent zurückgegangen – das war das größte Minus seit fast zwölf Monaten.
Verbraucher bekommen deutlich gestiegene Inflation zu spüren
Zudem waren die Einzelhandelsumsätze im ersten Quartal um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das war der größte Rückgang seit 2011. Dass das teilweise daran liegt, dass in diesem Jahr Ostern erst im April ist, hat viele Experten kaum überzeugt. Denn die Verbraucher bekommen die kräftig gestiegene Inflation zu spüren, weshalb die Konsumenten auf die Ausgabenbremse drücken. Nachdem das britische Pfund nach dem Brexit-Referendum vom 23. Juni 2016 anfänglich eingebrochen war, ehe es sich ab Mitte November deutlich stabilisiert hat, ist das Pfund bei Kursen von um 1,255 Dollar je Pfund um 14 Prozent weniger wert als im Juni. Das heizt die Inflation kräftig an, weshalb sie im März bei 2,3 Prozent lag. Das entspricht einem rasanten Anstieg in den vergangenen Monaten, nachdem die Inflation im März 2016 bei lediglich 0,5 Prozent gelegen hatte.
Anleger profitieren mit ETFs von einer weiteren positiven Entwicklung der britischen Wirtschaft, beispielsweise mit dem ETF LYX0CP von Lyxor auf den FTSE 100.
Welche Auswirkungen die steigende Inflation auf die Kaufkraft der Arbeitnehmer hat und wie sich die Aktienkurse auf der Insel entwickeln, schauen wir uns im zweiten Teil an.