Abgasskandal und Debatten um Fahrverbote
Technisch wohl einfach zu gut
Abgasskandal und Debatten um Fahrverbote haben einen Imageverfall des Dieselmotors ausgelöst. Aber stecken wirklich hehre Motive des Umweltschutzes dahinter? Volkswagen möchte nun eine Kampagne starten, mit der der Ruf des vielgescholtenen Selbstzünders aufpoliert werden soll – und bekommt bereits prominente Schützenhilfe. Eine Betrachtung über Antriebe und Alternativen bei Personenwagen.
Mit 3,9 Litern pro 100 Kilometer bei einem Stundenschnitt von 105 km/h über hügelige Autobahnen: das kann doch nur ein Hybrid. Oder es geht gar nicht. Immerhin sollte man, um einen solchen Schnitt zu erreichen, immer mindestens 120 Stundenkilometer auf dem Tacho haben, wenn dies irgend möglich ist, denn Baustellen und Staus drücken den Schnitt. Tankstopps dagegen kommen so gut wie nie vor.
3,9 Liter Diesel bei zügiger Fahrt, immer wiegt das Fahrzeug mit den vier Ringen am Bug anderthalb Tonnen. Das soll nicht möglich sein? Weit gefehlt. Wer’s nicht glaubt, sei hiermit zu einer Autobahnfahrt mit dem Chefredakteur der BÖRSE am Sonntag eingeladen. Mit einem 1,9 TDi-Motor, Baujahr 2009, der immerhin schon 270.000 Kilometer gelaufen hat, gelingt das Kunststück regelmäßig.
Was hat das mit einer Imagekampagne zu tun, die der VW-Konzern jetzt starten möchte? Nun, zu den Abgaswerten gehört immer als Grundlage die Menge des verbrauchten Kraftstoffs, denn nur ein Gemisch, das sich entzündet, kann auch Abgase erzeugen. Zwar ist es klar, daß manche Verbrennung mehr unerwünschte Stickoxyde oder feine Stäube verursacht als andere, aber wer den Physikunterricht in der Schule nicht nur genutzt hat, um Papierkrampen an die Tafel zu schießen, weiß, dass die Grundlagen für nicht hinwegzudiskutieren sind, wenn es um eine Reaktion geht. Der Dieselmotor als solcher ist von den Gesetzen der Physik mitnichten ausgenommen.
BMW-Chef Krüger nennt Fakten
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Ein heutiger Euro-6-Diesel verbraucht 25 Prozent weniger Kraftstoff als ein Benziner und stößt 15 Prozent weniger CO2 aus. Dieser Satz kommt aus berufenem Mund, und zwar von BMW-chef Harald Krüger. Ohne die geringeren Verbrauchswerte, die ein Dieselmotor im Durchschnitt hat, seien die weltweiten Klimaziele nicht zu erreichen, und die in Deutschland gleich zweimal nicht. Die Diskussion um die Feinstaubbelastung im Zusammenhang mit Dieselmotoren beträfe nur Fahrzeuge ohne Partikelfilter, die sämtlich über zehn Jahre alt seien.