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     2538  0 Kommentare Inflation – wo bist Du?

    Die Zahl der US-Arbeitsplätze ist im Juni deutlich stärker gestiegen als erwartet. Zugleich wird die Entwicklung für den Vormonat aufwärts revisiert. Die durchschnittlichen Löhne und Gehälter steigen nur mäßig. Das übergeordnete Bild ist unverändert, mit einem Plus von +1,55% gegenüber dem Vorjahr steigt die Zahl der Jobs (non-farm) zwar moderat an, bleibt aber deutlich unter dem jüngsten Maximum von 2,3% im Februar 2015.


    Dieses Maximum entspricht ziemlich genau auch dem Maximum vor der Finanzkrise aus März 2006. Das wiederum liegt deutlich unter dem Maximum der 1990er Jahre, als im Februar 1995 ein jährlicher Zuwachs der Arbeitsplätze von 3,5% erreicht wurde (siehe kleiner Chart im unteren Bilddteil). Auch das mag als Beleg für eine langfristige Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik gelten. Seit dem zweitem Quartal 2016 entwickelt sich der Job-Aufbau zudem nicht mehr beschleunigt, sondern läuft nur noch im übergeordneten Trend mit (rote Kurve im oberen Chartteil).

    Das Produkt aus Zahl der Arbeitsplätze und geleisteten Wochenstunden liefert einen Hinweis auf die reale Menge produzierter Güter. Nimmt man die Löhne mit hinzu, ergibt sich ein Hinweis auf die Entwicklung ihres Wertes und damit auf das nominale BIP. Wie der folgende Chart zeigt, kann das Produkt dieser Aggregate ein „Gefühl“ für die Entwicklung der Bruttosozialprodukte vermitteln. Demnach sieht es so aus, als würde sich das reale BIP im abgelaufenen Quartal wieder stärker entwickeln als im ersten Quartal (endgültig 1,4%, annualisiert, „compounded“), womöglich bis über 2% Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (Chartquelle)

    Die Akteure an den Finanzmärkten haben die Entwicklung der Arbeitsplätze am zurückliegenden Freitag goutiert, zuletzt geschundene Aktien-Sektoren wurden zurückgekauft, wie etwa Technologie. Halbleiter zeigen schon seit einigen Tagen Stärke. Finanzwerte profitieren von einer steileren Zinsstruktur. Ein weiterer Zinsschritt der Fed wird auf der FOMC-Sitzung am 26. Juli nicht erwartet. Erst für das Meeting im Dezember liegt die implizite Wahrscheinlichkeit nach Fed-Funds-Futures für eine weitere Anhebung des Leitzinses wieder bei über 50%.

    Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Juni
    überraschend deutlich um 2,9 auf 57,8 Punkte. Der Sub-Index für Beschäftigung zog deutlich an, der für die Preise gab um 3,8 auf 55 nach, der der Auftragseingänge stieg von 59,5 auf 63,5. Auch der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor legte um 0,5 auf 57,4 Zähler zu. Damit scheint die Stimmung besser als die aktuelle Lage, der Verlauf des Auftragseingangs legt jedoch künftig weiter verbesserte Geschäfte nahe. Allerdings zeigen auch die jüngsten ISM-Zahlen, dass die Akteure an den Finanzmärkten aktuell vergeblich auf die zweite Runde bei der Inflation warten.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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