Aktien Europa
Leichte Verluste - London vor Leitzins-Entscheid kaum verändert
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der starke Euro und schwache Konjunkturdaten aus China haben am Donnerstag die Anlegerstimmung in Europa moderat belastet. Nach seinen jüngsten Gewinnen gab der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 nun bis zur Mittagszeit um 0,16 Prozent auf 3517,56 Punkte nach.
Der französische CAC-40 sank um 0,02 Prozent auf 5216,72 Zähler und der britische FTSE 100 gewann vor der am frühen Nachmittag erwarteten Leitzinsentscheidung der Bank of England (BoE) 0,04 Prozent auf 7382,56 Punkte.
In China entwickelten sich im August die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und auch die Sachinvestitionen nicht mehr so stark wie im Juli. Alle drei Wirtschaftsindikatoren blieben damit hinter den Erwartungen der Volkswirte zurück. Der Euro legte seit dem Morgen zudem wieder leicht zu und kostete zuletzt 1,1901 US-Dollar. Eine starke Gemeinschaftswährung kann die Exportaussichten von Unternehmen aus der Euroregion eintrüben.
In Großbritannien dagegen gab das Pfund im Vergleich zum Dollar wieder leicht nach. Analyst Michael Hewson von CMC Markets verwies zudem darauf, dass vom Zinsentscheid und geldpolitischer Seite der BoE nichts Neues erwartet werde, aber auf Nuancen in den Aussagen geachtet werden dürfte. Der Fokus dürfte sich darauf richten, "ob es etwa eine leichte Änderung im Tonfall hinsichtlich des Zeitpunktes eines möglichen Zurückfahrens in der Geldpolitik gibt", sagte Hewson.
Branchenweit waren an diesem Tag die Minenwerte mit minus 1,28 Prozent im Schnitt die größten Verlierer in Europa, während der Einzelhandelssektor mit plus 0,85 Prozent am gefragtesten war. Favorisiert wurden die Anteile des britischen Modehändler Next , die um rund 12 Prozent hochsprangen. Marks & Spencer gewannen 4,5 Prozent und Hennes & Mauritz (H&M) etwas mehr als 1 Prozent. Next hatte zwar über einen Rückgang von Umsatz und Gewinn im ersten Geschäftshalbjahr berichtet, zugleich aber seine Jahresziele angehoben. Marks & Spencer sowie H&M profitierten von dieser Zuversicht. Die Schweden werden im Tagesverlauf selber auch noch Umsatzzahlen für den Monat August vorlegen.
Versicherer standen wegen der Gewinnwarnung des weltgrößten Rückversicherers Munich Re im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Börsensturm blieb jedoch aus: Die Aktie der Münchener selbst zeigte sich zuletzt fast unverändert. Der Branchenindex in Europa verlor ein halbes Prozent. Wenig beeindruckt zeigten sich auch die Papiere der Konkurrentin Swiss Re , die im Schweizer Leitindex SMI um 0,3 Prozent nachgaben und damit ebenso moderat wie die Aktien des Versicherers Zurich.
Swiss Life dagegen verloren deutliche 2,0 Prozent. Der Schweizer Lebensversicherer ist mit seinen "Insurance Wrapper" ins Visier der US-Justizbehörde geraten. Dabei handelt es sich um das Geschäft mit komplexen Lebensversicherungen, die an wohlhabende Kunden verkauft wurden und im Verdacht stehen, zur Umgehung von Steuerpflichten missbraucht worden zu sein.
Lesen Sie auch
Ansonsten profitierten die Aktien von Saint Gobain etwa von einer positiven Studie der Deutschen Bank, die sich optimistisch zu den mittelfristigen Margenzielen des Baustoffherstellers äußerte. Provident Financial büßten nach einer Abstufung der Bank RBC auf "Underperform" in London 4,5 Prozent ein./ck/tos