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     3078  0 Kommentare Patient oder Kunde? Über Healthcare Marketing 4.0

    Medizinische Einrichtungen haben oft ein gespaltenes Verhältnis zu professioneller Kommunikation. Krankenhaus oder Arztpraxis als Marke zu inszenieren, hat aber für beide Seiten – bei allen ethischen Bedenken – auch positive Effekte.

    Im Wettbewerb um Patienten und qualifziertes Fachpersonal setzen Ärzte und Kliniken in
    Deutschland bereits seit längerem auf Strategien des klassischen Marketings. Auch der wachsende Kostendruck hat dazu geführt, dass Kommunikation einen größeren Stellenwert innerhalb der betriebswirtschaflichen Abläufe von Praxen und Kliniken erhalten hat. Es gibt auch einen weiteren systemischen Effekt der Ökonomisierung: Der Patient wird vielerorts zum „Klienten“, „Bewohner“ oder „Kunden“.

    Der Begrif des „Medizinischen Brandings“ wird in Deutschland allerdings noch wenig
    genutzt. Hierzulande spricht man eher von Healthcare-, Klinik- oder Praxismarketing oder von Krankenhauskommunikation. Arztpraxen und Kliniken inszenieren sich sprachlich als attraktive Marken, um ihre Anziehungskraf als Dienstleister und Arbeitgeber zu steigern. Dabei werden die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale wie Wochenenddienste, spezielle Untersuchungsverfahren oder auch der Coffee to go aus Sicht der entsprechenden Zielgruppe perspektiviert.

    Das Kernziel ist, Stammpatienten zu gewinnen und die wirtschafliche Grundlage
    auszubauen.

    Gretchenfrage für Mediziner

    Gerade in der gesellschaflichen Wahrnehmung wird es aber häufg als unethisch empfunden, wenn Krankenhäuser und Arztpraxen Marketing betreiben, weshalb sich viele diesem Trend verschließen. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass die meisten Praxen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung eher über zu viele Patienten klagen.

    Gleichzeitig haben sie den Wunsch, den Anteil von Privatpatienten zu erhöhen, und das Gefühl, sich besser vermarkten zu müssen. Den Patienten als Kunden zu bezeichnen
    und somit ein ökonomisches Konzept auf die Arzt-Patienten-Beziehung zu übertragen, gibt of Anlass zu Diskussion und ist umstritten.

    Der Patient, wörtlich „der Leidende“, steht in einer Beziehung zum behandelnden Arzt, in der er sich unterlegen fühlt. Betrachtet man ihn als Kunden, verändert sich das Verhältnis: Diesem wird, unter anderem durch die Möglichkeit der Wahl der Arztpraxis, Mündigkeit zugeschrieben.


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    Dr. Simone Burel
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    Dr. Simone Burel ist Geschäftsführerin von LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung, der ersten linguistischen Unternehmensberatung in Deutschland, die DAX-Konzerne, Kommunen und Organisationen strategisch u.a. zu den Themen CSR, Nachhaltigkeit, Diversity und Gender berät. Nach ihrer Arbeit bei der Personalberatung Schelenz GmbH und der Kommunikationsleitung bei Habona Invest GmbH gründete sie LUB 2015 auf Basis ihrer Dissertation über die Sprache der DAX-30-Unternehmen (Prädikat: summa cum lade). Dr. Simone Burels Arbeit wurde bereits von der Gesellschaft für Angewandte Linguistik sowie dem Karriereportal academics für ihre enorme Praxisrelevanz ausgezeichnet. Ihre Dissertation und kumulative Habilitation wurden von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Baden-Württemberg-Stiftung und dem Management-Programm Auf dem Weg zur Professur der Universität Heidelberg gefördert. Die LUB GmbH wurde 2019 mit dem höchstdotierten kommunalen Existenzgründungspreis, dem Mannheimer Existenzgründungspreis MEXI, prämiert. Dr. Simone Burel agiert als Keynote-Speakerin und in der Weiterbildung zu sprachlichen Themen, u.a. für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), ist Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland, Mentorin an den Universitäten Mainz und Konstanz, Autorin zahlreicher Publikationen sowie Gastautorin bei wallstreet online.
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    Verfasst von Dr. Simone Burel
    Patient oder Kunde? Über Healthcare Marketing 4.0 Medizinische Einrichtungen haben oft ein gespaltenes Verhältnis zu professioneller Kommunikation. Krankenhaus oder Arztpraxis als Marke zu inszenieren, hat aber für beide Seiten – bei allen ethischen Bedenken – auch positive Effekte.