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     3078  0 Kommentare Patient oder Kunde? Über Healthcare Marketing 4.0 - Seite 2

    Das kann zum Wohlbefnden beitragen: Nimmt sich der Patient selbst als Kunde
    wahr, der sich aktiv für eine bestimmte Praxis entscheidet, fühlt er sich mitsamt seinen Belange auch eher ernst genommen. Emotionale Bindung scheint ein Kriterium
    zu sein, das Patienten mehr und mehr einfordern. Was müssen demnach Kliniken oder
    Arztpraxen kommunikativ beachten, um einen Unterschied zu machen und auserlesen
    zu werden?

    a) Visibilität
    Eine gut ausgestaltete mediale Sichtbarkeit in diversen Medien hilf Patienten, sich zu orientieren, und bringt in Zeiten der Digitalisierung Wettbewerbsvorteile für diejenigen, die  sich nicht vor einer gut dekorierten Homepage, einem Facebook- oder Google-plus-Profl oder einem gepfegten Aufritt auf dem Bewertungsportal Jameda scheuen.
     

    b) Kontakt/Erreichbarkeit
    Das Wort „Termin(-vereinbarung)“ taucht häufg auf Webseiten auf und deutet auf eine
    starke Patientenorientierung hin, denn die Online-Kontaktaufnahme wird durch diverse Hinweise beziehungsweise Hyperlinks erleichtert.
     

    c) Dialog
    „Wichtig sind uns eine wertschätzende Kooperation auf Augenhöhe und ein an Ihren
    individuellen Zielen ausgerichteter Terapieprozess“, heißt es auf der Webseite der Systelios Klinik. Solche Formulierungen deuten auf eine Verschiebung von der klassischen Experten-Laien-zu einer symmetrischen Situation hin. Der Einsatz dialogischer Kommunikationsmedien wie Facebook oder Whatsapp unterstreicht diesen Eindruck. Der Patient bekommt eine eigene Stimme und kann auf Bewertungsportalen wie Jameda (anonym) Rückmeldung über die Behandlungsqualität sowie die Persönlichkeit des Behandelnden geben. Je nachdem, wie schnell und kompetent beziehungsweise kritisch darauf eingegangen wird und ob Kommentare gelöscht werden, kann ein dialogisches Verhältnis aufgebaut werden. Das sind wichtige Rückmeldeschleifen für Ärzte, denn ein mehrfach konstatiertes mangelndes Einfühlungsvermögen kann sprachlich bearbeitet werden.
     

    d) Exklusivität
    Der Kunde ist König. Durch Wörter wie „Privatärzte“ oder „Privatsprechstunde“ wird
    die Gruppe der Privatpatienten und Selbstzahler häufg zur privilegierten Zielgruppe konstituiert, in impliziter Abgrenzung zur Kassenmedizin. Die Formulierung im folgenden Beispiel mindert Distanz und Berührungsängste:


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    Dr. Simone Burel
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    Dr. Simone Burel ist Geschäftsführerin von LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung, der ersten linguistischen Unternehmensberatung in Deutschland, die DAX-Konzerne, Kommunen und Organisationen strategisch u.a. zu den Themen CSR, Nachhaltigkeit, Diversity und Gender berät. Nach ihrer Arbeit bei der Personalberatung Schelenz GmbH und der Kommunikationsleitung bei Habona Invest GmbH gründete sie LUB 2015 auf Basis ihrer Dissertation über die Sprache der DAX-30-Unternehmen (Prädikat: summa cum lade). Dr. Simone Burels Arbeit wurde bereits von der Gesellschaft für Angewandte Linguistik sowie dem Karriereportal academics für ihre enorme Praxisrelevanz ausgezeichnet. Ihre Dissertation und kumulative Habilitation wurden von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Baden-Württemberg-Stiftung und dem Management-Programm Auf dem Weg zur Professur der Universität Heidelberg gefördert. Die LUB GmbH wurde 2019 mit dem höchstdotierten kommunalen Existenzgründungspreis, dem Mannheimer Existenzgründungspreis MEXI, prämiert. Dr. Simone Burel agiert als Keynote-Speakerin und in der Weiterbildung zu sprachlichen Themen, u.a. für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), ist Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland, Mentorin an den Universitäten Mainz und Konstanz, Autorin zahlreicher Publikationen sowie Gastautorin bei wallstreet online.
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    Verfasst von Dr. Simone Burel
    Patient oder Kunde? Über Healthcare Marketing 4.0 - Seite 2 Medizinische Einrichtungen haben oft ein gespaltenes Verhältnis zu professioneller Kommunikation. Krankenhaus oder Arztpraxis als Marke zu inszenieren, hat aber für beide Seiten – bei allen ethischen Bedenken – auch positive Effekte.