Berauschende Märkte
"Das ist keine Droge, das ist ein Blatt" - Seite 2
Tatsächlich gehen einige Beobachter davon aus, dass einige Verbraucher ihren Alkoholkonsum zugunsten des Marihuana reduzieren werden. Am schlimmsten dürfte es nach Ansicht von Experten jedoch die Hersteller hochprozentiger Spirituosen und sogenannte "Craft Beer"-Brauer treffen, lokale, hippe Biermarken, deren meist junge Konsumenten eher für einen Umstieg auf Marihuana empfänglich sein könnten.
Das der klassische Budweiser-Trinker - ein Industrie-Arbeiter – dagegen in Zukunft Cannabis raucht gilt als eher unwahrscheinlich. Trotzdem führten bereits einige börsennotierte Unternehmen die Cannabislegalisierung als wirtschaftliches Risiko in ihren Mitteilungen an die Finanzmarktaufsicht an.
Dabei gibt es noch keine Statistiken, die die Furcht der Brauer und Schnapsbrenner belegen. Ganz im Gegenteil, in Colorado, das Marihuana-Konsum auch ohne ärztliches Rezept als erster Bundesstaat vor zwei Jahren legalisierte, nahm der Verkauf von Alkohol sogar leicht zu. Die Phalanx der Kritiker ist auch nicht wirklich geschlossen. So mancher Hersteller sieht in der Legalisierung auch ein zusätzliches Geschäftspotential. Constellation Brands, ein Konzern der unter anderem Corona Bier sowie Wodka und Tequila herstellt, denkt beispielsweise darüber nach Cannabis als Geschmacksrichtung seiner Getränke anzubieten. Ganz nach dem Motto, „the trend is your friend“.
Weltweit vollzieht sich im Umgang mit Cannabis eine Trendwende. Immer mehr Staaten beginnen mit einer teilweisen Legalisierung. Staaten wie Uruguay, Portugal und Tschechien erlauben bereits ebenfalls den Besitz und Konsum geringer Mengen Cannabis und anderer Drogen. In Spanien und Belgien werden Hanf-Clubs geduldet wie in den Niederlanden die Coffee-Shops. Auch in Deutschland konsumieren nach Schätzung der Bundesregierung rund 1,2 Millionen Bürger im Alter zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis mindestens zehnmal im Jahr. In einer Umfrage von Infratest Dimap sprachen sich im vergangenen Oktober 52 Prozent dafür aus, den Besitz kleiner Mengen Cannabis zum Eigenkonsum nicht länger strafrechtlich zu verfolgen.
Überträgt man sie ersten Erfahrungen in den USA auf Deutschland, könnte sich auch der deutsche Finanzminister freuen. Erste konservative Schätzungen gehen von Steuereinnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro pro Jahr aus. Es bleibt abzuwarten, wie lange sich die Politik diesem Reiz entziehen kann.
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Finanzkräftige Investoren haben sich bereits in Stellung gebracht. Durch die zunehmende Legalisierung entsteht ein Milliardenmarkt. In den USA gehören Unternehmen, die sich auf die Produktion und Vertrieb von Cannabis konzentrieren zu den großen Gewinnern der letzten Jahre.