US-Dollar – Argumente perlen ab
Der Jubel der USD-Bullen nach den stärker als erwarteten US-Inflationszahlen war am Mittwoch nur von kurzer Dauer. Unmittelbar nach den Daten legte der USD zwar zu, nur um dann umgehend auf Sturzflug zu gehen. Am Donnerstag stand die Marke von 1,25 USD erneut auf der Tafel. Mittelfristig empfehlen wir weiterhin die Euro-Inliner als spekulative Beimischung – die WKNs lauten DS000H, DS00UW und DM8ZU2.
Ergänzend blicken wir auf die Einschätzung der Commerzbank-Experten…
USD: Die Inflationsdaten waren eigentlich klar positiv: Sowohl die Gesamtrate (+0,5% ggü. Vm.) als auch die Kernrate (+0,3% ggü. Vm.) überraschten auf der Oberseite und bestätigten damit die durch den starken Arbeitsmarktbericht geweckten Befürchtungen oder Hoffnungen, dass die Fed ihren Leitzins schneller als erwartet anheben wird – die Fed-Zinserwartungen legten gestern zu (Abb. 1 in pdf). Damit deutet in den USA alles auf steigende Realzinsen, wovon der USD profitieren sollte. Tut er aber nicht. Die Frage ist: Warum?
Die jüngste Reaktion zeigt, dass fundamentale Argumente am USD derzeit abperlen. Klar, die ebenfalls gestern veröffentlichten katastrophalen Einzelhandelsdaten können zu einem USD-negativen Argument gesponnen werden, jedoch nur, wenn sie den Auftakt zu einer generellen Abkühlung der US-Konjunktur bilden. Darauf deutet aktuell aber nichts hin, wie auch heute wieder der Empire State Index nahelegen sollte. Doch natürlich gibt es durchaus Erklärungen für die USD-Schwäche.
Rückkehr des Schuldengespenst
1.) Der pessimistische USD-Ausblick erklärt sich aus der Erwartung, dass das Wachstum global anzieht und große Zentralbanken wie die EZB und die Bank of Japan dazu bringt, ihre Geldpolitik zu normalisieren. Dafür spricht, dass die US-Inflation dafür herangezogen werden kann, den globalen Inflationsdruck zu schätzen. Eine höhere Inflation in den USA sollte damit global den Preisdruck antreiben und die Chance für eine Reduzierung des geldpolitischen Stimulus erhöhen. Davon sollten die Währungen der entsprechenden Zentralbanken profitieren – auf Kosten des USD.
2.) Das Schuldengespenst ist zurück! Das US-Zwillingsdefizit aus steigenden Staatsschulden und einer damit einhergehenden Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits ist zunehmend ein Thema. Die Frage der Nachhaltigkeit wird dadurch verschärft, dass die US Wirtschaft aktuell keinen zusätzlichen Stimulus benötigt. Die notwendige Korrektur wird den USD früher oder später belasten.
Lesen Sie auch
Beides sind durchaus valide Argumente – langfristig gesehen. Denn derzeit gibt es keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass die US-Zinsen aufgrund einer höheren Risikoprämie und nicht aufgrund des geldpolitischen Ausblicks steigen und wir glauben bekanntermaßen nicht an einen baldigen deutlichen Anstieg der Inflation in der Eurozone und Japan, weshalb wir in diesen Ländern mindestens auf Jahresfrist gesehen Zinserhöhungen ausschließen. Aber auch langfristige Argumente können den Markt kurzfristig beeinflussen. Der Markt ist derzeit klar stimmungsgetrieben, weshalb vorübergehend technische Argumente fundamentalen vorgezogen zu werden scheinen. Damit ist ein erneuter Test der Hochs in EUR-USD bei knapp über 1,25 keinesfalls auszuschließen. Doch früher oder später sollten die höheren Realzinsen in den USA den USD stützen. Wann der Umschwung hin zu fundamentalen Argumenten kommt, ist schwer vorherzusagen. Wenn der Schmerz groß genug ist. Derzeit ist das offensichtlich noch nicht der Fall.
Quelle: Commerzbank, eigene Recherche