Immobilien
Hohe Nachfrage treibt Preise
Im ersten Quartal verteuern sich Immobilien deutschlandweit erneut. Ob mit stärkerem Wohnungsbau der Preisspirale entgegen gewirkt werden kann, entzweit die Fachleute.
Die Preise für Eigentumswohnungen (ETW), Ein- und Zweifamilienhäusern (EZFH) sowie die inserierten Mieten sind in Deutschland im ersten Quartal 2018 erneut gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Datenbericht zum deutschen Immobilienmarkt des Research-Instituts Empirica hervor. Deutschlandweit kletterten die Preise für Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorquartal um 2,8 %. Der Index für Ein- und Zweifamilienhäuser erhöhte sich um 2,4 %. Auch die Wohnungsmieten zogen in den ersten drei Monaten an. Die Mietzinsen stiegen durchschnittlich um 0,8 %.
Immobilien: Über alle Baujahre hinweg deutschlandweiter Anstieg
Quelle: empirica
Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl neu gebauter Eigentumswohnungen um 2,4 %. Höchstwerte bilanzierte Empirica auch bei den neuen Ein- und Zweifamilienhäuser, die um 2,5 % zulegen. Die Zahl neuer
Mietwohnungen wächst dagegen nur um 0,6 Prozent. Binnen zwölf Monaten stiegen die Mieten von Neubauwohnungen um 3,1 Prozent. Weitaus höher fällt die Preissteigerung bei neu errichteten
Eigentumswohnungen aus. Sie legen um 8,5 % zu. In den großen kreisfreien Städten sogar um 8,9 %. Seit Beginn der Aufzeichnung 2004 verzeichnen die Forscher von Empirica einen Anstieg der
inserierten Kaufprise um fast 70 %. In den Landkreisen fällt die Preisentwicklung deutlich moderater aus. Hier haben sich Eigentumswohnungen im Schnitt nur um 39 % verteuert. Eine umgekehrte
Wachstumssituation gab es bei den Preisen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Bundesweit zogen die Preise um 8,8 % an. Die kreisfreien Städte liegen hier mit einem Plus von 7,8 % klar hinter den
Preisen in den Landkreisen (+9,6 %).
Spitzenreiter in allen Kategorien ist nach wie vor München sowie die Region um die bayerische Landeshauptstadt. Unter den gelisteten Top-Ten Städten und kreisfreien Städten finden sich im Schnitt sieben bis acht Städte im Dunstkreis von München (siehe Grafiken).
Die teuersten Standorte Deutschlands
Quelle: empirica
Über die Ursachen für den anhaltenden Preisboom sind sich die Forscher uneins. Für Dr. Rainer Braun, Diplomvolkswirt und Co-Autor der Studie, muss die Wohnungspolitik angepasst werden: „Ist es das Baukindergeld, die degressive AfA (Wertminderung von Anlagevermögen, Anm. D. Red.) für den Mietwohnungsbau oder doch einfach nur (das Ende von) Niedrigzinsen und Nachfragezuwachs“, fragt Braun. Seiner Ansicht nach könne mit einer Reform der Bauvorschriften sowie des steuerlichen Anreizsystems in Verbindung mit einer Vergrößerung der Baulandfläche der Mietpreisspirale entgegengewirkt werden. Auf diese Weise solle der Wohnungsbau angekurbelt werden.
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Dabei ist unausgemacht, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen einem Mangel an Wohnungen und den gesteigerten Preisen gibt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie des Schweizer Investmentfirma Empira. Sie untersuchten in einer weitläufig angelegten Korrelationsanalyse 80 deutscher Städte mit einer Einwohnerzahl von mindestens 70.000 Einwohnern und kamen zu dem Ergebnis, dass vermehrter Wohnungsbau die Mieten nicht nur nicht senke, sondern zu einem Anstieg führe: „Die positive, wenn auch geringe, Korrelation zwischen lokaler Bautätigkeit und Mietpreisen widerspricht landläufig verbreiteten Annahmen“, so Lahcen Knapp, Geschäftsführer der Empira. Neue Wohnungen würden eher teuer vermietet, so die Studie.
Ursachen für steigende Mieten sei ebenfalls nicht das Bevölkerungswachstum. Vielmehr stünden Mietpreise mit dem städtischen BIP-Wachstum in Relation sowie der Dynamik am Arbeitsmarkt. Nicht wo viele, sondern wo oft Wohnungen gesucht würden, seien auch die Preise höher.
(DW)