50 Jahre 68 - 200 Jahre Marx
Das Jahr der Geschichtsklitterung - Seite 2
Auch von den Verhältnissen vor 1968 wird ein Zerrbild gezeichnet, damit die Verdienste der 68er noch größer erscheinen können. Diese wandten sich angeblich gegen die vermiefte Adenauerzeit (die in Wahrheit längst vorbei war) und thematisierten angeblich erstmals das Unrecht der NS-Zeit (was tatsächlich längst vorher geschehen war). Die 68er waren angeblich von pazifistischer Empörung gegen den Vietnamkrieg getragen (während sie in Wahrheit "Sieg im Volkskrieg" skandierten). Alles, was damals vermeintlich oder wirklich schlechter war und heute vermeintlich oder wirklich besser ist, wird den 68ern zugute gehalten, ob nun Kinder heute weniger geschlagen werden oder die Vergewaltigung in der Ehe strafbar ist. Gesellschaftliche Entwicklungen, die längst vor 68 begonnen hatten bzw. gar nichts damit zu tun hatten, werden als Ergebnis der 68er-Revolte verklärt.
3. Folgewirkungen entkoppelt
Dagegen werden die verhängnisvollen Folgewirkungen sowohl von Marx als auch von den 68ern von den "eigentlich" hehren "humanistischen" Ideen entkoppelt. Max Horkheimer, einer der Vordenker der
68er, sagte: "Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen." Ich sage: Wer von den 100 Millionen Toten des Kommunismus nicht reden will, soll vom Marxismus schweigen. Der
"große Denker" Marx wird systematisch entkoppelt von den unmenschlichen Diktaturen, die sich auf ihn beriefen; angeblich hätten ihn alle missverstanden. Und die 68er? In den 70er-Jahren teilten sie
sich in verschiedene Strömungen auf: Die Mehrheit war in maoistischen Gruppen organisiert, deren Sympathien mörderischen Systemen wie in Kambodscha und China galt - später landeten viele davon bei
den Grünen. Andere gingen den Weg in den Terrorismus - so die "Bewegung 2. Juni" oder die RAF. Alles, was unappetitlich ist, wird jedoch von Marx und den 68ern entkoppelt, weil es nicht zur
Geschichtsverklärung passt. Auch die gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, die 1968 ihren Ursprung hatten, werden nicht thematisiert.
Fazit: Die Gemeinsamkeit in der Geschichtsverklärung liegt darin, dass einerseits ein Horrorbild der Verhältnisse vor 150 bzw. vor 50 Jahren gezeichnet wird, damit dann andererseits die Motive derjenigen, die diese Verhältnisse mit Gewalt beseitigen wollten, umso edler erscheinen können. Aus Marx und den 68ern werden harmlose und gutmeinende Sozialreformer gemacht. Dass sie den gewaltsamen Umsturz und die Zerschlagung der bürgerlichen Gesellschaft propagierten, wird ebenso unterschlagen wie die mörderische Praxis der Nachfolger.
Die Linken und Grünen feiern und glorifizieren ihre Gründerväter Marx und die 68er - und das naive Bürgertum feiert natürlich fröhlich mit, ob nun aus Unkenntnis oder Opportunismus sei dahingestellt.
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