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    Trendfolge  1081  0 Kommentare The Greater Fool Theory

    Der Hype um Kryptowährungen in den vergangenen Monaten erinnert an die „Greater Fool Theorie“. Es gibt im Markt immer noch einen größeren „Trottel“, der bereit ist, jeden Preis für eine Anlage zu zahlen. Bereits für den Ökonomen Maynard Keynes war die Börse nichts anderes als ein Schönheitswettbewerb. Unter diesem Namen entwickelte er in seinem Buch „The General Theory of Employment, Interest and Money“ im Jahr 1936 ein Modell menschlichen (Anleger-)Verhaltens.

    Das Geheimnis eines erfolgreichen Börsengeschäfts liegt also darin, zu prognostizieren, was der Durchschnittsanleger glaubt, wie der Durchschnittsanleger anlegt. In einer weiteren Steigerung wurde daraus die „Greater Fool Theory“ hergeleitet. Diese Anlagestrategie geht davon aus, es sei klug, eine Aktie über Wert zu kaufen, weil sich bestimmt jemand findet, der sie zu einem noch höheren Kurs kauft – der also ein noch größerer „Dummkopf“ ist, als man selbst. In dieser Phase wirft der Anleger alle Rationalität „über Bord“ und befindet sich in der klassischen Spekulationsblase. Die gezahlten Preise der Aktien haben sich dann zu weit von den fairen inneren Werten der Aktie entfernt.

    Aber auch wenn die „Dummen“ bekanntlich nie aussterben, irgendwann gibt es nicht mehr genug, die Blase platzt und der Aktienmarkt bricht ein. Die Krise am „Neuen Markt“ in den Jahren 2000 bis 2003 ist ein exemplarisches Beispiel für eine solche Blasenbildung. Damals sammelten Unternehmen, die lediglich aus ein paar Computern und einer Idee bestanden, Milliarden Euro auf dem Börsenparkett ein. Wie bei einem Kettenbrief wollte jeder Anleger dabei sein. Bis irgendwann die Party vorbei war und Firmen wie EM-TV und das investierte Kapital wieder im Nichts verschwanden.

    Rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt kann verheerend sein

    Ein Börsentrend ist immer auf die Masse der Teilnehmer zurückzuführen. Ist er massiv genug, dann kann er lange anhalten. Nach Keynes „Beauty Contest“ liegt die Masse meistens richtig, weil sie sich ihre Trends selber macht. Demzufolge kann eine Positionierung an den Märkten konträr zum Trend finanziell sehr weh tun. Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt.

    Nach wie vor sind die makroökonomischen Voraussetzungen für eine langanhaltende positive Phase gut. Niedrige Zinsen befeuern den Trend immer weiter von außen. Als negative Begleiterscheinung nimmt die Volatilität (Schwankungen) im Markt ebenfalls zu. Die Angst unter den Anlegern steigt an, sie reagieren schnell und manchmal impulsiv, selbst auf kleinere Ereignisse und Nachrichten und so überschlagen sich die Reaktionen.

    Vor kurzem stand die Situation in Italien im Mittelpunkt des Interesses, mittlerweile lässt die Regierungskrise in Deutschland und ein drohender Handelskonflikt die Märkte beben. Jede noch so kleine Nachricht schlägt sich in den Kursen nieder. Händler sprechen dann von chaotischen Marktphasen. Dessen Kennzeichen ist, dass Rückkopplungen innerhalb eines Systems positiv, also selbstverstärkend wirken. Dann können schon geringe Änderungen der Rahmenbedingungen zu großen Ausschlägen bei den Kursen führen. Das Systemverhalten wird schwer kalkulierbar. Selbst an Tagen ohne Neuigkeiten kommt es zu starken Marktbewegungen, weil der Markt dann auf sich selbst reagiert.

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    Markus Richert
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    Seit 2010 ist Markus Richert als Vermögensverwalter und Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln beschäftigt. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in den USA und an der Universität Bielefeld, arbeitet er freiberuflich als Finanzmakler. Nach dem Abschluss als Diplom Kaufmann 1996 arbeitete er einige Jahre bei einem großen deutschen Finanzdienstleister. Von 2003 bis 2004 studierte er Finanzökonomie an der European Business School (EBS) und ist seit 2004 als certified financial planner (cfp) zertifiziert. Neben der Finanzplanung und der Kundenbetreuung in der Vermögensverwaltung verantwortet er seit 2011 als Autor eine wöchentliche Finanzkolumne. Weitere Informationen finden Sie unter www.portfolio-concept.de.
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    Verfasst von Markus Richert
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