Für das Aktienjahr 2018 war man zu positiv gestimmt, für 2019 ist man zu pessimistisch - Seite 2
Wenn sich neben der Nr. 3 (Italien) auch die Nr. 2 (Frankreich) der Eurozone als Schuldensünder outet, ist der allgemeine Stabilitäts- und Reformzwang nicht mehr durchzuhalten. Brüssel wird schon aus sozialpolitischen Gründen für die gesamte EU immer mehr Instabilitätsgnade vor Stabilitätsrecht ergehen lassen. In chronischer Ermangelung einer ernsthaft betriebenen Reformpolitik bleibt dann als Alternative zur Wirtschaftsstimulierung und zur Beruhigung der Bevölkerung nur die erhöhte Schuldenaufnahme übrig.
Hier kommt die weiter lockere Geldpolitik der EZB ins Spiel, die de facto die Schuldenpolitik finanziert.
Kommt ein über Deutschland liegendes Handels-Tief wieder hoch?
Ängste vor einem Handelskonflikt und einem No-Deal-Brexit finden Ausdruck in einer ifo Geschäftslage und Geschäftserwartungen, die zueinander in Beziehung gesetzt eine Wirtschaftsabschwächung dokumentieren. Deutschland und Europa wissen aber um ihre offene Exportflanke und werden mit Entgegenkommen in Richtung Amerika den transatlantischen Handelskonflikt entspannen. In einer global immer konkurrenzfähigeren Industriewelt muss die deutsche Regierung jedoch die Runderneuerung des deutschen Wirtschaftsstandorts endlich und mutig in Angriff nehmen. Schon heute bremst die deutsche Reformmüdigkeit das Wachstum.
Wo die Not am größten, bleibt die EZB am nächsten
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Vor allem Italien, aber auch Frankreich setzen die EZB unter Handlungsdruck, dem Aufwärtstrend von Anleiherenditen entgegenzuwirken. Die Einstellung des Anleiheaufkaufprogramms ist ohnehin kaum restriktiv, da das Rekordniveau an Liquidität durch Wiederanlage fällig werdender Staatspapiere über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus erhalten bleibt. Und da von der Preisfront nach Meinung der EZB langfristig wenig zu befürchten ist, gilt: Wo kein Inflations-Richter, da kein Zinserhöhungs-Henker. Ohnehin kann sie ihre Liquiditätsoffensive mit neuen Anleihekäufen wiederaufnehmen, da ihr dieses Instrument vom Europäischen Gerichtshof gestattet wurde. Daneben kann die EZB „über Bande“ spielen und den Banken neue Finanzmittel zukommen lassen. Da Italien EU-politisch nicht von einer Schuldenkrise und damit Ausfallrisiken heimgesucht wird, gibt es für Banken auch keinen Grund, sich die vergleichsweise hohen italienischen Renditen entgehen zu lassen. Der Rückgang italienischer Renditen unterstreicht diese Einschätzung bereits. Aber auch dem Renditeerhöhungsdruck für Staatsanleihen der Eurozone insgesamt ist so wirksam vorgebeugt.