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    Marktkommentar  696  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Aktienmärkte mit Gewinnmitnahmen

    Aufgrund einer aus Marksicht ambivalenten Nachrichtenlage schritten die Anleger (außerhalb Asiens) zu Gewinnmitnahmen.

    Nach einer vierwöchigen Kurserholung und vor dem Hintergrund einer an Meldungen (Sitzung Bank of Japan und EZB, schwache EWU-Einkaufsmanagerindizes, Hoffnungen auf Verschiebung des Brexit-Datums, anhaltender „Government Shutdown“, solide US-Berichtssaison) gut bestückten Woche, aber aus Marksicht ambivalenten Nachrichtenlage schritten die Anleger (außerhalb Asiens) zu Gewinnmitnahmen .

    Freitag, 25.01.2019

    Aktienmärkte:

    Die EWU -Leitindizes weisen für den bisherigen Wochenverlauf per Saldo leichte Verluste aus (Euro STOXX 50: -0,3%, DAX 30: -0,7%, CAC: -0,1%), die britische Börse (FTSE 100: -2,0%) litt unter der anhaltenden Erholung des britischen Pfund. Unter den STOXX-Sektoren konnten sich diese Woche die Reise&Freizeit- ( 1,6%) und Einzelhandelswerte ( 1,7%) an die Spitze setzen, gemieden wurden die Branchen Telekommunikation (-1,6%) und Grundstoffe (-2,0%).

    Die Berichtserstattung der S &P 500-Gesellschaften für das 4 . Quartal 2018 ist in vollem Gange, mittlerweile liegen bereits die Daten für 97 Unternehmen (jew. IBES, Stand: 24.01.) vor. Auf Basis der schon veröffentlichten Zahlen sind die Gewinne um 16,5% (jew. ggü. Vj.) gestiegen. 75% der berichteten Gewinne liegen über den Schätzungen der Unternehmensanalysten, diese konstruktive Entwicklung hat den zur Jahreswende noch im Gang befindlichen Erosionsprozess der Q4 -Gewinnschätzungen gestoppt. Derzeit wird für den gesamten S&P 500 ein Wachstum der Gewinne (pro Aktie) von 14,2% prognostiziert. Wesentliche Faktoren sind dabei weiter steigende Umsätze (e: 5,7%) und der anhaltende Rückkauf eigener Aktien, die positiven Effekte der steuerlichen Entlastung treten allmählich in den Hintergrund. Die stärksten sektoralen Beiträge zum Gewinnwachstum sollten von der Energiebranche (e: 59,4%) und den Industrieunternehmen (e: 26,1%) kommen, ein deutlicher Tempoverlust zeichnet sich bei dem lange Zeit dynamisch wachsenden Technologiesektor (e: 8,5%) ab. Der S &P 500 verlor im Laufe der bisherigen Woche -1,1%; die stärksten Abschläge mussten die Energie- und Grundstoffbranche (je -2,6%) hinnehmen, Gewinne verbuchten Immobilienwerte ( 0,3%) und Versorger ( 1,7%).

    An den asiatischen Leitbörsen herrscht heute Morgen (25.01) gute Stimmung, der Nikkei 225 beschloss die Handelswoche mit einem Zuwachs von 0,5%, der südkoreanische KOSPI 200 von beachtlichen 2,8%; der chinesische CSI 300 liegt 0,5% über Vorwochenniveau.

    Renten und Währungen:

    Die EZB hat gestern (24.01) wie erwartet ihre Leitzinsen nicht angetastet, sieht gewachsene Risiken für das EWU -Wachstum und deutete (nicht ganz unerwartet) eine Verschiebung der ersten Zinserhöhung in das Jahr 2020 an. 10J .-EWU-Staatsanleihen konnten sich im Wochenverlauf deutlich befestigen, der Euro (aktuell: 1,132 US-$) musste den schwächeren PMIs und Draghis Zinssignalen Tribut zollen. Das britische Pfund profitierte von aufkommenden Hoffnungen auf eine Verschiebung des näher rückenden UK -Austrittstermins (29. März).

    Edelmetalle und Rohstoffe:

    Gold (aktuell: 1284 US-$/Unze) zeigte im Spannungsfeld rückläufiger US-Kapitalmarktrenditen und eines festeren US-Dollar nur wenig Bewegung, Rohöl (Brent-Future aktuell: 61,6 US-$) schaltete diese Woche in den Rückwärtsgang, konnte sich aber trotz massiv steigender US-Rohöllagerbestände ( 8 Mio. Barrel) über der Marke von 60 US-Dollar halten. 

    Konjunkturelles Umfeld

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    Aus der Eurozone wurden gestern (24.01) insgesamt enttäuschende vorläufige Einkaufsmanagerindizes (Composite PMI Januar: 50,7 nach 51,1) gemeldet. Eine auffällig divergente Entwicklung zeigen dabei die Subindizes für Deutschland (rückläufiger Industrie-PMI: 49,9 nach 51,5; starke Dienstleister: 53,1 nach 51,8) und Frankreich (kräftig erholte Industrie: 51,2 nach 49,7; aber schwache Dienstleister: 47,5 nach 49,0). Deutlich erfreulicher fielen die entsprechenden US -Daten (Industrie: 54,9 nach 53,8; Dienstleister: 54,2 nach 54,4) aus, die (für einige Regionen geschätzten) wöchentlichen Erstanträge für Arbeitslosenhilfe (199.000 nach 212.000) fielen sogar auf ein 49-Jahrestief. Der konjunkturelle Frühindikator des Conference Board (Dezember: -0,1% nach 0,2%, jew. ggü. Vm.) schwächte sich erwartungsgemäß leicht ab.

    Aus Deutschland kommen heute Vormittag (25.01) der vielbeachtete Ifo -Geschäftsklimaindex (e: 100,6), nachmittags aus den USA die Auftragseingänge für langlebige Güter (Dezember e: 1,8%) und die Neubauverkäufe für Dezember (e: 2,9% ggü. Vm.).

    US -Notenbank: Geduld in unsicheren Zeiten

    Im Protokoll zur Dezember-Sitzung des Offenmarktausschuss der Fed lauteten die Kernbotschaften: (1) Mit der Anhebung des Notenbanksatzes im Dezember auf 2,25-2,50% liegt der Leitzins am oder nahe dem unteren Rand der Schätzungen für den langfristig neutralen Zinssatz; (2) Die Teilnehmer des FOMC-Treffens gehen grundsätzlich davon aus, dass einige weitere, graduelle Leitzinserhöhungen mit einer fortgesetzten wirtschaftlichen Expansion, günstigen Arbeitsmarktverhältnissen und Inflationsraten mittelfristig nahe bei zwei Prozent konsistent wären; (3) Finanzmarktvolatilität und zunehmende weltwirtschaftliche Sorgen lassen das angemessene Maß und Timing einer weiteren geldpolitischen Straffung weniger klar erscheinen; (4) Insbesondere vor dem Hintergrund des gedämpften Inflationsdrucks kann sich der Offenmarktausschuss hinsichtlich weiterer Straffungen der Politik Geduld leisten.
    Wenn sich das FOMC am kommenden Dienstag und Mittwoch zu Beratungen trifft, dürften diese Kernbotschaften ohne wesentliche Änderungen bestätigt werden; eine erneute Leitzinsänderung steht wohl gar nicht erst zur Diskussion. Die Marktteilnehmer dürften aber sehr genau lauschen, ob sich die Beurteilung der wirtschaftlichen Risiken verändert hat: Auf der einen Seite haben sich die Finanzmärkte in den ersten Wochen des neuen Jahres stabilisiert, der S&P500 beispielsweise liegt gegenüber dem Ultimostand gut fünf Prozent im Plus. Auf der anderen Seite fallen die Wirtschaftsindikatoren insgesamt gesehen weniger stark aus. Zwar hat der Arbeitsmarktbericht für Dezember sowohl bei der Beschäftigungs- als auch bei der Lohnentwicklung mit starken Ergebnissen überrascht, doch die Aktivität insbesondere im verarbeitenden Gewerbe präsentiert sich laut ISM-Umfragen deutlich weniger lebhaft. Auch die Umfrageindikatoren zu den Dienstleistungsbereichen und zum Konsumentenvertrauen scheinen ihren Höhepunkt überschritten zu haben, und am Häusermarkt sind Schwächen zu erkennen.

    Wenig hilfreich ist, dass die Schließung von Regierungsbehörden auch den Datenfluss beschränkt. So wird wohl auch die erste Schätzung für das BIP-Wachstum im 4. Quartal, das (ebenfalls) am Mittwoch veröffentlicht würde, dem „Government Shutdown“ zum Opfer fallen. Die Schätzungen sehen eine Wachstumsrate von gut 2 ½ % (annualisiert) gegen Vorquartal, eine Klärung dürfte aber noch auf sich warten lassen.
    Noch spannender ist die Frage nach dem Einstieg in das erste Quartal, das vom Government Shutdown direkt beeinflusst sein könnte. Die Behördenschließung hat zwar am 22. Dezember begonnen, doch die Wirkungen dürften sich aufgrund der Lohnzahlungstermine vor allem auf das neue Jahr konzentrieren. Die Schätzungen gehen recht weit auseinander: Mit Blick auf die Relation der ausfallenden Löhne (laut New York Times vom 16. Januar 2019 für rund 800 000 Bundesbeschäftigte gut 200 Mio. US$ täglich) und dem BIP (rd. 57 Mrd. US$ täglich) erscheint der unmittelbare Effekt auf den ersten Blick überschaubar, zumal die Beurlaubten notwendige Ausgaben oftmals aus anderen Quellen (Ersparnisse, Kredite, …) bestreiten. Allerdings nehmen die indirekten Effekte im Zeitverlauf zu: Der Behördenstillstand schlägt sich auch bei rund 4 Millionen Auftragnehmern und Zulieferern nieder und beeinträchtigt zudem Steuerrückzahlungen, Genehmigungsverfahren, Förderkreditvergabe, Produktzulassungen, Flugabfertigungen, Rechtsprechung und vieles mehr.

    Die Schätzungen gehen meist davon aus, dass jede Woche Shutdown das annualisierte Wachstum des ersten Quartals um rund 0,1 Prozentpunkte verringert. Der Vorsitzende des Councils of Economic Advisors des Weißen Hauses, Kevin Hasset, verdoppelte kürzlich seine „Schadensprognose“ auf 0,13 Prozentpunkte pro Woche und räumte sogar die Möglichkeit eines Wachstums „nahe Null“ ein, sollte sich der Shutdown über das ganze Quartal hinziehen. Die Effekte wären aber nicht notwendigerweise dauerhaft: Nach Ende der Behördenschließung könnten Nachzahlungen für Nachholeffekte sorgen, die teilweise für einen Ausgleich sorgen.

    Es bleibt allerdings die Sorge, dass die Kumulation von Risiken (vor allem mit Blick auf den Handelskonflikt, Aktienmärkte, politische Unsicherheiten, …) zu einer Belastung des Wirtschaftsklimas beiträgt. Will man den Bogen zur Fed zurück schlagen: Die erhöhte Unsicherheit spricht nach wie vor für Abwarten.



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