Egbert Prior

Biofrontera auf rasantem Wachstumskurs

Das Unternehmen zählt zu der hierzulande äußerst raren Spezies von biopharmazeutischen Start ups, die es mit einem selbstentwickelten Medikament an den Markt geschafft haben: Ameluz ist zugelassen in der EU und in den USA. Indikation weißer Hautkrebs einschließlich der Vorstufen. Der häufigste Krebs überhaupt. Nachdem auch eine US-Zulassung vorliegt, explodieren die Umsätze. 2016 gingen 6 Millionen durch die Bücher, 2017 Verdoppelung auf 12 Millionen, 2018 waren es bereits 21 Millionen, im laufenden Turnus dürfte der Umsatz schätzungsweise mehr als 40 Millionen erreichen. In fünf Jahren sollen es laut einer aktuellen Analystenstudie sogar mehr als 150 Millionen sein. Noch steckt Biofrontera in den roten Zahlen. 2018 betrug das Minus 9 Millionen, 2020 könnte unter dem Strich aber schon ein kleines Plus bleiben, in fünf Jahren gehen Auguren von mehr als 50 Millionen Jahresüberschuß aus. Über aktuelle Entwicklungen sprechen wir mit Thomas Schaffer. Der Finanzvorstand glaubt, daß in Ameluz weit mehr Phantasie steckt. Die Indikation soll beispielsweise auf schwere Akne ausgeweitet werden. Dabei setzen die Rheinländer auf eine Zusammenarbeit mit dem strategischen Partner Maruho. Das japanische Pharmaunternehmen ist bei Biofrontera mit ca. 20% beteiligt. Im Frühjahr übernahm Biofrontera von den Japanern eine US-Tochter, im Portfolio zwei verschreibungspflichtige Medikamente, darunter ein besonders vielversprechendes gegen bakterielle Hautinfektionen. Die Aktie ist in den letzten Monaten so richtig angesprungen. Seit Anfang Januar legte der Kurs um mehr als 50% auf aktuell 7,50 Euro zu. Börsenwert 330 Millionen. Nicht zu viel, wenn die Gewinne in den kommenden Jahren tatsächlich so sprudeln, wie von Analysten erwartet. Die Kursrallye hängt jedoch nicht nur mit dem Geschäftserfolg zusammen. Um die Pharmafirma tobt ein Kampf um die Kontrolle. Die Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton hat in den letzten Wochen ihr Paket auf eine Sperrminorität von gut 25% ausgebaut. Die aktivistischen Investoren wollen insbesondere Aufsichtsräte austauschen, Sonderprüfungen veranlassen, Besondere Vertreter bestellen, Schadenersatz geltend machen und Vertrauen entziehen – das volle Programm! Zum Showdown kommt es auf der HV am 10. Juli. Um sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten, hatte Maruho den Aktionären ein Teilerwerbsangebot zum Aktienpreis von 7,20 Euro je Aktie unterbreitet. Die Deutsche Balaton  konterte mit einer Offerte in gleicher Höhe, so daß die von Maruhu eingesammelten Aktien auf dem Aktionärstreffen Berücksichtigung finden können. Fazit: Biofrontera ist fundamental gut unterwegs. Die Deutsche Balaton soll sagen, was sie besser machen möchte. Vergangenheitsbewältigung bringt nix. Der Vorstand muß sich um das operative Geschäft kümmern können.