Hongkong-Krise
Proteste in Hongkong: Die verkannte Gefahr für die globalen Finanzmärkte
Neben Brexit und Handelskrieg sind die Proteste in Hongkong eine weitere Gefahr für die globalen Finanzmärkte. Der Hang Seng-Index ist innerhalb eines Monats bereits um mehr als elf Prozent eingebrochen und heute rufen die Demonstranten zum Bankensturm auf.
Unter den TOP 3: Der Hongkonger Finanzplatz
Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong zählt zu den wichtigsten Finanzzentren der Welt. Laut dem aktuellen "Global Financial Centres Index" der renommierten Denkfabrik Z/Yen ist Hongkong - nach New York und London - der drittwichtigste Finanzplatz der Welt. Und die Bedeutung könnte in Zukunft sogar noch zunehmen.
Die Stock Exchange of Hong Kong (SEHK) ist die wichtigste Hongkonger Aktienbörse. Sie ist die viertgrößte Börse der Welt und wird wegen ihres guten Zugangs zum internationalen Kapitalmarkt auch von vielen Unternehmen des chinesischen Festlands genutzt.
Im Juli 2019 waren an der SEHK 2.394 Aktienunternehmen gelistet, deren gesamte Marktkapitalisierung 32,1 Billionen Hongkong-Dollar (ca. 3,7 Billionen Euro) betrug. Der wichtigste Aktienindex der Hongkonger Börse ist der Hang Seng-Index (HSI). Er bildet die 50 Aktienunternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung der SHEK ab.
Hongkong ist zudem eines der wichtigsten Zentren für Unternehmen im Bereich von Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Die chinesische Sonderverwaltungszone hat, im Gegensatz zu China, eine kryptofreundliche Regulierung und entsprechende Gesetze verabschiedet, was viele Kryptounternehmen anzieht.
In den Straßen von Hongkong: Die Demonstranten und ihre Forderungen
Lesen Sie auch
Seit rund zwei Monaten gehen fast täglich Tausende Menschen in Hongkong auf die Straße. Ursprünglich demonstrierten sie gegen einen umstrittenen Gesetzentwurf, der die Auslieferung von Straftätern nach China vorsah. Inzwischen demonstrieren sie jedoch für mehr Demokratie sowie gegen hohe Lebenshaltungskosten und Ungleichheit, so die "Tagesschau".
Zu den Kernforderungen der Demonstranten zählt ein Rücktritt von Regierungschefin Lam, der sie eine zu große Nähe zu China vorwerfen. Zudem kämpfen sie für die Einführung vollständiger Demokratie in Hongkong sowie einer dauerhaften Rücknahme des umstrittenen Auslieferungsgesetzes. Darüber hinaus fordern sie eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt sowie Amnestie für verhaftete Demonstranten.
Gefahr für das globale Finanzsystem?
Die Proteste haben bereits negative Auswirkungen auf an der Hongkonger Börse (SEHK) gelistete Aktien gehabt: Der Hang Seng-Index hat innerhalb eines Monats mehr als elf Prozent verloren. Gegenüber
"Bloomberg" erklärte Airy Lau,
Investment Director bei Fair Capital Management: "Es sieht so aus, als würde sich die Situation verschlimmern. Zusammen mit dem höheren globalen Rezessionsrisiko und dem Handelskrieg könnte der
Hang Seng-Index um weitere 5-10 Prozent einbrechen".
Ryan Patel, Senior Fellow an der Drucker School of Management, erklärte gegenüber "Yahoo Finance", dass der Konflikt in Hongkong für die globalen Finanzmärkte ein größeres Risiko darstelle, als der Handelskonflikt, denn "Hongkong ist ein Finanzzentrum für multinationale Unternehmen", so Patel. Außerdem hätten viele große chinesische Tech-Unternehmen 2018 an der SEHK einen IPO durchgeführt.
Zudem wurde heute bekannt, dass die Demonstranten in Hongkong für Freitag zum Bank Run aufgerufen haben. Sie fordern die Bevölkerung auf möglichst viel Bargeld abzuheben. Ziel sei es die Banken in die Insolvenz zu treiben und dadurch politischen Druck zu erzeugen. Bisher sei es jedoch zu keinen Liquiditätsengpässen bei Banken gekommen, so die "South China Morning Post".
Autor: Ferdinand Hammer