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     2317  1 Kommentar IAA in Frankfurt: Die deutsche Autoindustrie steht im Stau - Seite 2

    Insofern droht ein brutaler Preiswettbewerb. Renault will bereits in weniger als fünf Jahren ein E-Auto unter 10.000 Euro anbieten. Das ist eine Kampfansage.

    Leider stehen deutsche Autokäufer E-Autos ähnlich kritisch gegenüber wie Formel 1-Fahrer der Geschwindigkeitsbegrenzung. Und je länger sich Deutschland beim Infrastrukturaufbau mit Ladesäulen an der Schnecke orientiert, umso mehr halten sich die Zweifel der Kunden, gerade mit Blick auf Langstreckenfahrten und Termindruck.

    Ideologisches Kaputtreden der deutschen Autoindustrie

    Vor allem wird eine zerstörerische gesellschaftspolitische Debatte über eine der führenden deutschen Industriebranchen geführt. Zunächst wurde die deutsche Dieseltechnologie von der Politik selbst in die Schrottpresse gefahren. Dabei stoßen die neuen Euro-6d-temp-Diesel nicht mehr Stickoxide aus als vergleichbare Benziner, womit sich auch das Fahrverbot in Innenstädten erledigt hat. Doch dem herrschenden Zeitgeist wie der Esel der Karotte folgend, fehlt leider der Berliner Segen für konsequente Weiterentwicklungen der deutschen Dieseltechnologie.

    Ohnehin spricht so mancher ideologisch im Fell gefärbte Öko-Klassenkämpfer gerne mit gespaltener Zunge. Die Klimabilanz des elektrischen Fahrens hängt doch auch von der Art des eingesetzten Stroms ab. Hallo, nur, wenn mit Öko-, nicht Gas- oder Kohlestrom geladen wird, sinken die CO2-Emissionen insgesamt auf null. Übrigens, die E-Batterie ist hoch toxischer Sondermüll. Und so mancher Bestandteil von ihr wird in sklavenähnlichen Förderprozessen gefördert.

    Neuestes Hassobjekt der Öko-Empörten sind SUVs. Wegen erhöhter Unfallgefahr und Klimaverpestung sollen sie aus den Städten verbannt werden. Unfälle mit schlimmen Folgen kann man aber auch mit kleinen Autos verursachen. SUVs bieten, weil sie höher liegen, einen im immer dichteren Straßenverkehr besseren Überblick. Der leichtere Einstieg kommt für eine immer älter werdende Bevölkerung hinzu, die grundsätzlich vorausschauender fährt als junge. Im Übrigen sind die deutschen Premiumhersteller dabei, E-SUVs herauszubringen.

    Solche Argumente finden bei ideologisch zubetonierten „Kapitalismusbeseitigern“ und ihrer nach eigenem Gusto definierten Rettung der Welt kein Gehör. Pragmatismus, Relativierungen? Haut bloß ab!

    Ökologie und - nicht statt - Ökonomie

    Interessant ist es, wie auffällig bedeckt sich selbst Vertreter wirtschaftsnaher Parteien zur Autodemontage halten. Will man erst wahlpopulistisch abwarten, wie sich dazu die öffentliche Meinung bildet? Dabei müssten Politiker weit über den Tellerrand der aktuellen Autoproteste schauen. Klimaschutz ist ein absolut wichtiges Gut. Und man sollte alles dafür tun. Aber über automobile deutsche (Umwelt-)Technologie muss er mit der Ökonomie pragmatisch versöhnt werden. Ansonsten werden unsere Wettbewerber aus China und Amerika gerne das automobile Vakuum füllen, das das öko-ideologische Deutschland hinterlässt. Dabei sollten VW & Co. mit starker wirtschaftspolitischer Unterstützung auch über den Tellerrand der E-Mobilität schauen. Zukünftige klimaschonende Antriebsformen - Brennstoffzelle, Wasserstoff - darf man nicht der Konkurrenz überlassen.

    Wie gehen Zehntausende Arbeitnehmer wohl damit um, dass sie auf dem Altar der radikalen Öko-Religion geopfert werden? Schon beim „Stromer“ sind im Vergleich zum Verbrenner weniger Handgriffe und damit weniger Mitarbeiter nötig. Auf soziale Spannungen kann sich der ein oder andere Öko-Empörte schon einmal einstellen.

    Nach Hoechst, Mannesmann und Banken sollte man nicht die bedeutendste deutsche Industrieperle aus rein ideologischen Gründen opfern. Irgendwann ist keine mehr da.  

    Erst wenn der letzte SUV kaputtbesteuert, die letzte Autofabrik kaputtreguliert ist, der letzte Autokonzern Deutschland verlassen hat, werdet ihr merken, dass sture Öko-Ideologie allein nicht satt macht.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    IAA in Frankfurt: Die deutsche Autoindustrie steht im Stau - Seite 2 IAA in Frankfurt: Die deutsche Autoindustrie steht im Stau   In den 90er Jahren war ich Autoanalyst. Etwas Größeres gab es für mich nicht, durfte ich doch die bedeutendste Branche Deutschlands begutachten. Während damals deutsche Autos Kultstatus …

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