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    Einzelhandel  293  0 Kommentare Einzelhandel auf der EXPO REAL 2019 – Assetklasse mit Definitionsproblemen

    Europas größte Immobilienmesse ist nach drei regnerischen Tagen wieder sehr erfolgreich zu Ende gegangen. Das EXPO REAL Stimmungsbarometer hatte schon im Vorfeld der Messe die Geschäftserwartungen der Teilnehmer gemessen. Zumindest für das Deutschlandgeschäft erwarten 93 Prozent steigende, mindestens aber auf hohem Niveau stabile Investitionssummen. Abgesehen vom großen Painpoint „Regulierung“ scheint aktuell nur eine Thematik mit Vorsicht betrachtet zu werden: Einzelhandelsimmobilien. Habona Invest, Hahn und Union Investment wiesen auf die Potenziale hin.

    Europas größte Immobilienmesse ist nach drei regnerischen Tagen wieder sehr erfolgreich zu Ende gegangen. Das EXPO REAL Stimmungsbarometer hatte schon im Vorfeld der Messe die Geschäftserwartungen der Teilnehmer gemessen. Zumindest für das Deutschlandgeschäft erwarten 93 Prozent steigende, mindestens aber auf hohem Niveau stabile Investitionssummen. Abgesehen vom großen Painpoint „Regulierung“ scheint aktuell nur eine Thematik mit Vorsicht betrachtet zu werden: Die Einzelhandelsimmobilie. Habona Invest, Hahn und Union Investment wiesen auf die Potenziale hin.

    Nachdem in 2018 noch begeistert große Shoppingcenter-Investments getätigt wurden, dreht sich in 2019 die Fahne im Wind. Investoren „haben bei Handelsimmobilien grundsätzliche Vorbehalte“. Andere sprechen von „nicht mehr existentem Markt“. Mutigere sehen „opportunistische Einstiegssignale“. Bürgermeister sprechen davon, dass nicht mehr der Einzelhandel die Stadt belebt, sondern dass die Stadt den Einzelhandel beleben muss. In den meisten Diskussionen wird der Onlinehandel als Ursache angeführt.

    Das Milton-Modell
    Der Psychiater Milton hat nachgewiesen, wie sprachliche Verallgemeinerungen dazu führen, dass ursprünglich allgemeinverständliche Begriffe durch Hinzufügung eigener Erfahrungen neue Bedeutungen bekommen. Zwei aktuell hochsuggestive Begriffe sind der Einzelhandel als Branchenbezeichnung und seine nahe Verwandte, die Einzelhandelsimmobilie als finanzwirtschaftliche Assetklasse. Je nach Vorkenntnis, Voreinstellung oder Vorurteil handelt es sich dabei um großflächigen Einzelhandel auf der grünen Wiese oder um inhabergeführte Boutiquen in der Altstadt von Palma de Mallorca, um alte Shoppingcenter im Ruhrgebiet oder um neue Fachmarktzentren in Bayern, um leerstehende Praktiker-Märkte oder um vitale Nahversorgungsimmobilien. Die Komplexität einer Branche wird zum Problem, wenn im Twitter-Kommunikationsstil schnelle Assoziationen transportiert werden.

    Sündenbock Onlinehandel
    Wer Einzelhandel sagt und damit ausschließlich das Wachstum des Onlinehandels vor Augen hat, übersieht eine eigentlich schon seit einigen Jahren sehr fruchtbare Entwicklung. Ja, der Onlinehandel hat in den letzten Jahren um rund 50 Milliarden Euro zugelegt. Wahr ist aber auch, dass im stationären Lebensmitteleinzelhandel 40 Milliarden Euro mehr umgesetzt worden sind. Der stationäre Gastronomieumsatz kann auf ein Plus von immerhin 10 Milliarden Euro zurückblicken. Hier handelt es sich um Branchen, die den Umbau der Einkaufsstraßen, Stadtteil- und Nahversorgungszentren vorantreiben, lebens- und liebenswerte Stadträume schaffen. Dabei werden Konzepte vielfältiger und attraktiver. Wahr ist aber auch, dass Kunden mit den Füßen – und per Klick – abstimmen für das, was sie besser, bequemer, praktischer finden. Der stationäre Nonfoodhandel hat so in 10 Jahren 30 Milliarden Euro verspielt. Keine steile These: Diese 30 Milliarden hatte der Kunde schon zuvor nur widerwillig im Laden ausgegeben.

    Customer Centricity – der einzige Schlüssel zum Erfolg
    Erfahrene Investment- und Assetmanager wie Union Investment, Hahn oder Habona Invest sind sich einig, dass ausschließlich König Kunde über den Erfolg im Einzelhandel entscheidet. Dem Markt ist bewusst geworden, dass in Deutschland ein Überangebot an Verkaufsflächen besteht, und zwar sowohl auf der Grünen Wiese als auch in den Fußgängerzonen großer Städte. Aber wohin steuert das Konsumenteninteresse? Welche Orte und Immobilien profitieren vom gesellschaftlichen und demografischen Wandel? Die Experten sind sich einig: Der gesamte Nahversorgungssektor – aber auch spannende, lebhafte Quartiere, die zum täglichen Besuch einladen.
    https://www.wuv.de/digital/customer_centricity_die_7_wichtigsten_punkt ...

    Smartness als Qualitätsfaktor
    Die Begriffe Einzelhandel und Einzelhandelsimmobilie sind folglich als Gegenstand von Stadtplanung, Projektentwicklung und Investment völlig untauglich geworden. Nicht umsonst ringt der Markt um neue Konzepte, die den Menschen und nicht die Backsteine oder die Technik gedanklich in den Mittelpunkt stellen. Die EXPO REAL 2019 bot ein gelungenes Forum für neue „smarte“ Begriffe, die alle um die Bedürfnisse des Immobilienbenutzers kreisten: Living Plaza, Smart City Life, Nahversorgung, Customer Journey oder Smart Village, um nur einige zu nennen. Man darf gespannt auf 2020 sein.


    Manuel Jahn
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    Manuel Jahn entwickelt für die Habona, einem Anbieter alternativer Immobilieninvestments mit dem Fokus Nahversorgung und Kindergärten, zukunftsgerichtete Fondsstrategien, die auf die gesellschaftlichen Megatrends und deren Auswirkungen auf Handel und Konsum reagieren. In den letzten 20 Jahren mit Stationen bei Projektentwicklung, Finanzierung und Konsumforschung hat er europaweite Beratungsmandate im Einzelhandelssektor betreut und dabei Expertenstatus erlangt. Manuel Jahn stellt der Immobilienwirtschaft seine Erfahrung schon seit Jahren durch vielfältiges Engagement zur Verfügung, u.a. im Rat der Immobilienweisen, als Beiträger des Frühjahrsgutachtens der Immobilienwirtschaft, beratend für die HypZert sowie als Dozent in der ZIA-Akademie.
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    Verfasst von Manuel Jahn
    Einzelhandel Einzelhandel auf der EXPO REAL 2019 – Assetklasse mit Definitionsproblemen Die Assetmanager Habona, Hahn, MEC und Union Investment gaben auf Europas größter Immobilienmesse EXPO REAL Orientierung in der vom Wandel geprägten Assetklasse Einzelhandelsimmobilie. Denn aktuell wird häufig aneinander vorbeigeredet.