US-Indizes lassen Bärenträume platzen - Seite 3
Wie nachhaltig sind die Entwicklungen?
Man darf sich allerdings fragen, wie nachhaltig solche Maßnahmen sind. Denn irgendwann werden die Handelsbeschränkungen sicherlich auch wieder aufgehoben. Und der Nettoeffekt der Liquiditätsspritzen soll viel kleiner sein als die kommunizierten Billionen- und Milliardenzahlen. Denn am Montag liefen auch kurzfristige Finanzierungen aus, so dass die chinesische Zentralbank laut Berechnung von Bloomberg unter dem Strich nur rund 150 Milliarden Yuan (etwa 20 Milliarden Euro) zusätzlich zur Verfügung gestellt hat.
Bereitet Trump die nächsten Zölle vor?
Und es gibt weitere Informationen, die sehr skeptisch stimmen sollten. So hat das US-Handelsministerium eine neue Verordnung zur Einführung von Antisubventionszöllen erlassen. Dazu erklärte das Ministerium gestern, einzelne Produkte aus Ländern, die ihre Währungen gegenüber dem Dollar unterbewerten, könnten zukünftig mit Ausgleichszöllen überzogen werden.
Das grundsätzliche Problem daran ist, dass es keine weltweit akzeptierte offizielle Methode gibt, die Unterbewertung einer Währung bzw. die Gründe dafür festzustellen. Die Verordnung dürfte daher kaum mit den Grundlagen der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar sein. Doch ob dies die US-Regierung davon abhalten wird, von der neuen Regelung Gebrauch zu machen, darf bezweifelt werden. Und weil es eben keine eindeutige Methode gibt, können die USA nun quasi jedes Land mit Zöllen bestrafen, dessen Währung gegenüber dem Dollar abwertet.
Der Yuan wertet gegenüber dem Dollar aktuell wieder ab
Kritisch muss man aktuell daher auch sehen, dass die chinesische Währung aufgrund der Corona-Epidemie derzeit wieder gegenüber dem Dollar abgewertet hat. Nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung des ersten Teilabkommens der beiden größten Volkswirtschaften der Welt erlaubt es die neue Verordnung dem Handelsministerium, China Zölle aufzuerlegen, obwohl das US-Finanzministerium als Teil des Handelsabkommens entschieden hat, China nicht weiter als Währungsmanipulator zu bezeichnen.
Fazit
Die Lage an den Finanzmärkten ist zurzeit höchst unübersichtlich. Es herrscht ein wildes Hin und Her. Positive und negative Nachrichten wechseln sich ab, ebenso wie bullishe und bearishe Signale. Dabei zeigte sich die Kursentwicklung der US-Indizes jüngst wesentlich stabiler, als man es mit Blick nur auf die Berichterstattung derzeit erwarten könnte.
Besonders Technologieaktien zeigen sich dabei extrem stark und halten damit die Aktienmärkte oben. Aber gerade dieser Sektor ist es auch, der massiv überbewertet sowie charttechnisch überkauft ist und mit einigen Kursentwicklungen sogar an eine Technologieblase 2.0 erinnert (Stichwort: Tesla). Eine größere Korrektur ist damit weiterhin fällig.
Doch vielleicht findet diese lediglich als ausgedehnte Konsolidierung auf hohem Niveau statt, so dass scharfe Kursverluste vermieden werden könnten – auch dank der Notenbanken. Aber das muss abgewartet werden. Jedenfalls bleibt erhöhte Vorsicht geboten!
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Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)