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    Heibel-Ticker Kommentar  1178  0 Kommentare Wirecard Insolvenz - Überregulierung tötet Intelligenz

     

    Aus meiner Ausgabe vom Freitag 26. Juni

    Keine zweite Branche beherbergt so viel Gier wie die Finanzbranche. Nach dem Platzen der Internetblase nach der Jahrtausendwende, dem Neuer Markt Skandal und der Finanzkrise 2009 wurden immer strengere Vorschriften erlassen, um das Finanzsystem zu zügeln, um Anleger zu schützen und um die Gier zu kontrollieren. Ich habe eine Reihe von intelligenten Menschen kennen gelernt, die in diesem Umfeld über die Last der Vorschriften klagten und sich anderen Berufsfeldern zuwandten. Wenn die Arbeit zu einem größeren Teil darin besteht, Formulare auszufüllen, als sich Gedanken zu machen, dann zieht dieses berufliche Umfeld nicht gerade intelligente Freidenker an - im Gegenteil.

    Im Fall Wirecard gab es jede Menge Warnsignale, doch jedes Warnsignal wurde in den dafür vorgesehenen bürokratischen Weg gegeben und verschwand auf diese Weise aus den Schlagzeilen. Fragezeichen zum Geschäftsmodell der Wirecard gibt es seit mindestens 10 Jahren. Ich selbst habe damals mehrere Tage Research in Vorwürfe gegenüber Wirecard gesteckt, rang mich am Ende jedoch nur zu einer kleinen Randbemerkung durch (Kapitel 04 in https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/652). Schon damals war in der Branche bekannt, dass Wirecard gerne jeden verklagt, der sich negativ gegenüber dem Unternehmen äußert, ich erhielt im Rahmen meiner Recherche entsprechende Warnungen von befreundeten Geschäftspartnern.

    Schon damals stand der Vorwurf im Raum, dass die hohe Profitabilität des Unternehmens nicht in die Branche passe. Damals wurde ein Glücksspielring zerschlagen, da mit Hilfe von fingierten Gewinnausschüttungen Geldwäsche betrieben wurde. Die Geldströme liefen über das Wirecard-Netzwerk. Die Vermutung lag nah, dass Wirecard eine für Banken stark regulierte Bankdienstleistung automatisierte und als FinTech-Unternehmen nicht den Bankauflagen unterlag. Auch ohne den Vorwurf der Geldwäsche war es plausibel, dass Schmuddelbranchen (Online-Casinos, Pornoseitenbetreiber) gerne höhere Gebühren für Bankdienstleistungen zahlten, wenn eine unkomplizierte (nicht nur automatisiert, sondern auch wenig reguliert) Abwicklung geboten wird.

    Wenn das schon damals bekannt war, warum wurde Wirecard nicht schon damals als Bank unter die BaFin gestellt? Derzeit wird diskutiert, warum die BaFin diesen Schritt nicht schon im Jahr 2017 vollzog, mich würde jedoch interessieren, warum nicht schon 2010? Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (WP) EY (Ernest & Young), eine der vier größten WPs der Welt, hat Jahr für Jahr den Jahresabschluss von Wirecard abgenickt. Auch die Halbjahresbilanz 2018 sowie die Jahresbilanz 2018. Nachdem die Vorwürfe der Financial Times bekannt wurden, hat die BaFin den Aufseher der WPs beauftragt, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen.

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    Stephan Heibel
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    Seit 1998 verfolge ich begeistert die Börsen der USA und Europas. Mittlerweile schreibe ich wöchentlich für mehr als 25.000 Leser über Hintergründe zum Aktienmarkt und Ursachen für Kursbewegungen von Aktien. Meine Leser schätzen meine neutrale, vereinfachende und unterhaltsame Art. Als Privatanleger nutzen sie meine Einschätzungen und Investmentideen zur selbstständigen Portfolio-Optimierung.
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    Verfasst von Stephan Heibel
    Heibel-Ticker Kommentar Wirecard Insolvenz - Überregulierung tötet Intelligenz Gut gemeint ist nicht gut gemacht, Überregulierung tötet Intelligenz und verhindert somit inhaltlich verantwortungsvolles Handeln. Am Ende leiden die Anleger. Mein Kommentar zur Wirecard Insolvenz.