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    Phänomene des Marktes  6715  0 Kommentare Dr. Gränitz führt Privatanleger hinter die Kulissen der Anlage-Profis: Rendite mit Rebalancings

    Rebalancing? Und damit Einfluss auf die Perfomance nehmen? Was ist das und wie geht das? - Top-Kapitalmarkt-Profi Dr. Marko Gränitz führt Sie in einem Smart Investor-Beitrag durch das staubtrockene Thema, das am Ende aber zu einer frischsaftigen Rendite führen kann! Wissen macht reich.

    Langfristige Anlagestrategien fokussieren sich auf eine bestimmte Asset Allocation und konkrete Handelsstrategien, mit denen eine möglichst hohe risikoadjustierte Performance erzielt werden soll. Dabei kommt in der Praxis eine breite Palette an Konzepten zum Einsatz: von diskretionären Entscheidungen über Faktorstrategien wie Value oder Momentum bis hin zu algorithmischen Strategien.

    Ein scheinbares Detail, das in diesem Zusammenhang zu Unrecht „übersehen“ wird, ist die Frage nach dem Rebalancing. Damit ist gemeint, wie häufig die Positionen wieder auf die jeweiligen Ausgangsgewichtungen im Portfolio zurückgesetzt werden. Die Studie „Rebalance Timing Luck“ von Corey Hoffstein, Daniel Sibears und Nathan Faber zeigt, dass die Entscheidung darüber die Performance deutlich beeinflussen kann. Das Thema ist auch für Privatanleger relevant, die einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten – denn nicht immer ist nur die reine Anlagestrategie von aktiven Fonds und ETFs für deren Performance verantwortlich.

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    Ermittlung des Timingeffekts

    Den (oft unbewussten) Timingeffekt quantifizieren die Forscher wie folgt:

    • Erstellen verschiedener, identisch gemanagter Portfolios, die aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten rebalancieren (Subindizes)
       
    • Ermitteln der Renditen der einzelnen Subindizes. Diese fallen je nachdem, wie temporäre Hochs und Tiefs am Markt und/oder bei den einzelnen Werten mit den Rebalancing-Terminen übereinstimmen, besser oder schlechter aus; und – Berechnung der Standardabweichung der Renditen der Subindizes als Maß für den durchschnittlichen Rebalancing-Effekt.


    Exemplarisch untersucht die Studie ein gemischtes Portfolio mit einer Zielallokation von 60 Prozent Aktien (S&P 500) und 40 Prozent Renten (fünfjährige US-Treasurys) im Zeitraum von 1922 bis 2018, das einmal im Jahr rebalanciert wurde. Erfolgte das Rebalancing stets im Oktober, betrug die annualisierte Rendite 8,27 Prozent. Wurde es hingegen immer im Mai durchgeführt, waren es 8,49 Prozent. Letzteres entspricht aufgrund des langen Zeitraums einer mehr als 20 Prozent höheren Gesamtrendite.

    Diese langfristige Betrachtung verdeutlicht bereits, was die Autoren explizit bestätigen: Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Renditeabweichungen aufgrund des Rebalancing-Effekts umkehren. Da diese zufällig auftreten, kann man nicht im Vorhinein sagen, welche Rebalancing-Zeitpunkte optimal sind. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass einmal aufgetretene Renditeabweichungen im Nachhinein gewissermaßen zementiert sind.

    Weitere Fragen

    Der Rebalancing-Effekt führt darüber hinaus zu weiter gehenden Fragen. Sollte ein Fondsmanager beispielsweise aufgrund „schlechter Leistungen“ entlassen werden, wenn er seinen Vergleichsindex underperformt, nachdem dieser von einem positiven Rebalancing-Effekt profitiert hat? Oder sollte ein Manager für seine Outperformance belohnt werden, die er nur deshalb erzielt hat, weil die Benchmark von einem negativen Rebalancing-Effekt gebremst worden war?

    Indem Subindizes für verschiedene Rebalancing-Zeitpunkte berechnet werden, lässt sich aus den entsprechenden Standardabweichungen der Renditen der durchschnittliche Rebalancing-Effekt ermitteln. Auf diese Weise können Glück und tatsächliche Fähigkeiten in der Evaluierung der Performance voneinander getrennt werden – sowohl für die Benchmark als auch für die Anlagestrategie.

    Um den Rebalancing-Effekt von vornherein zu vermeiden, wäre (theoretisch) eine hohe Anzahl überlappender, gleich gewichteter, zeitlich in identischem Abstand rebalancierter Portfolios optimal. In der Praxis stellt sich dagegen die Frage, ob die Kosten einer solchen Umsetzung gerechtfertigt sind. Andererseits sollten die häufigeren Rebalancings auch dazu führen, dass einzelne Anpassungen kleiner ausfallen, woraus ein geringerer Market Impact und damit wiederum niedrigere Transaktionskosten resultieren.



    Unter praktischen Gesichtspunkten schlussfolgern die Forscher, dass sich die Methode eines teilweisen Rebalancings durchaus bewährt hat. Hierbei wird regelmäßig in kleinen Schritten in Richtung der Zielgewichtungen rebalanciert. Dieser Ansatz liegt recht nah an der theoretisch optimalen Methode und ist gleichzeitig gut umzusetzen.

    Fazit

    Der zufällige Rebalancing-Effekt kann die Performance eines Managers oder Index deutlich und dauerhaft verzerren. Gerade in extrem volatilen Phasen kann es langfristig einen erheblichen Unterschied machen, ob eine Strategie monatlich, quartalsweise oder jährlich auf ihre Ausgangsgewichtungen zurückgesetzt wird. Der Corona-Crash war nach dem Extremjahr 2009 das jüngste Beispiel dafür, welch besondere Rolle der Zufall – auch unabhängig von der Anlagestrategie – für die Performance spielen kann.

    Autor: Dr. Marko Gränitz

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    Dieser Artikel aus der Smart Investor-Ausgabe 06/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 23.05.2020 erfasst wurden.




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    Verfasst vonNicolas Ebert
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