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    ETFs  217  0 Kommentare Eierlegende Wollmilchsau?

    Die eierlegende Wollmilchsau ist eine umgangssprachliche Redewendung, mit der etwas umschrieben wird, das nur Vorteile hat, alle Bedürfnisse befriedigt und allen Ansprüchen genügt. Bei allem Fortschritt in der Gentechnik konnte ein solches Nutztier bis jetzt noch nicht gezüchtet werden. In der Finanzindustrie ist man damit schon einen Schritt weiter. Zumindest dann, wenn es nach der Mehrheit der Verbrauchschützer und Finanzjournalisten geht. Denn seit einigen Jahren werden sie nicht müde die ETFs als das Wundermittel für das private Depot anzupreisen.

    Gut 20 Jahre ist es nun her, als das Anlageinstrument über den Atlantik nach Europa kam. Exchange-Traded Funds, kurz ETFs, sind seitdem zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden. Die ersten Jahre führte die neue Fondsgattung noch ein Schattendasein. Von privaten Anlegern kaum beachtet, lediglich professionelle Investoren griffen vereinzelt darauf zurück. Zur Jahrtausendwende betrug das ETF-Fondsvermögen in Europa gerade einmal 400 Millionen Euro. Bis Ende 2019 stieg das Volumen dann auf rund eine Billion Euro an. Weltweit sind mittlerweile sogar rund 6 Billionen US-Dollar in ETFs investiert.

    Auf den ersten Blick nur Vorteile

    Die vermeintlichen Vorteile liegen auch klar auf der Hand. Kein Ausgabeaufschlag, geringe Verwaltungsgebühren und jederzeit an der Börse handelbar. Für viele Berichterstatter avancierten die ETFs deshalb schnell zur eierlegenden Wollmilchsau der Geldanlage. Auf den ersten Blick nur Vorteile. Zusätzlich machten die bisherigen Platzhirsche in der privaten Geldanlage es der neuen Fondsgattung auch einfach. Immer noch verlangen viele Banken für die Vermittlung eines aktiven Investmentfonds einen Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent. Zusätzlich zu den mitunter recht hohen laufenden Gebühren. Die Performance dagegen sah häufig schlechter aus. Den meisten aktiven Fonds gelang es nicht nachhaltig den Markt zu schlagen.

    Index-Hugging

    So mancher Fondsmanager hatte es sich scheinbar gemütlich eingerichtet. Viele Manager betrieben „Index-Hugging“, klebten im Wesentlichen an ihrem Vergleichsindex und boten damit nicht viel mehr als ein ETF. Allerdings zu höheren Kosten. Falsche Anreizsysteme in der Fondsindustrie verstärken in den letzten Jahren diesen Effekt. Denn ein Fondsmanager der negativ von seinem Vergleichsindex abweicht riskiert seinen Job. Risiko in der Anlage wird nicht belohnt. Kopiert man jedoch den Index, so besteht nie die Gefahr einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung beziehungsweise einer größeren negativen Abweichung vom Index, mit dem man verglichen wird. Häufig liegt der Erfolg eines Fondsmanagers damit nicht im Gewinnen, sondern im Nicht-Verlieren.

    Wer keine Entscheidung trifft, der macht auch keine Fehler

    Ironischerweise verhalten sich damit viele aktive Fondsmanager fast so wie der Urvater des passiven Investierens und „Indexfonds-Erfinder“ Jack Bogle es immer predigte. Seine Investitionsstrategie lautete vereinfacht gesagt: „Wer keine Entscheidung trifft, der macht auch keine Fehler – und spart obendrein Kosten“. Stoisch dem breiten Markt zu folgen ist demnach langfristig erfolgreicher, als aktiv sein Portfolio zu optimieren. Denn der Pionier des passiven Investierens ging von einem langfristigen Anlagehorizont aus. Investments sollten dauerhaft angelegt werden, alles andere wäre pure Spekulation. „Hin und her macht Taschen leer“ lautet eine populäre Börsenweisheit.

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    Dr. Marc-Oliver Lux
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    Dr. Marc-Oliver Lux ist Mitgründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner in München, die seit über 20 Jahren Privatkunden und Unternehmer im deutschsprachigen Raum betreut. Spezialität des Hauses sind regelbasierte und prognosefreie Anlagekonzepte in Aktien und ETFs, die einfach nachvollziehbar und bestechend in ihrer Performance sind. Weitere Informationen finden Sie unter www.LPVV.de.
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    Verfasst von Dr. Marc-Oliver Lux
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