Gemischte Gefühle
Global Fashion Group: Der heimliche SDAX-Star und Modehändler macht manche Experten skeptisch
Der Online-Modehändler Global Fashion Group hat sich mit verbesserten Zahlen ins Blickfeld von Analysten und Anlegern katapultiert. Im laufenden Jahr will das Unternehmen den Umsatz auf 1,5 Milliarden Euro steigern.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr konnte das Lifestyle- und Modeunternehmen, das seinen Fokus auf Länder wie Russland, Brasilien, Australien und Indonesien legt, den Nettowarenwert um gut zehn Prozent auf fast zwei Milliarden Euro steigern. Für Andreas Lipkow, Marktexperte von comdirect, zählt der Zalando-Konkurrent damit zu den Pandemie-Profiteuren im Jahr 2020.
Doch er sieht auch kritische Anzeichen: „Bei diesen Wachstumszahlen zeichnet sich im aktuellen Geschäftsjahr höchstwahrscheinlich noch kein nachhaltiger operativer Gewinn ab. Das EBITDA konnte im vergangenen Geschäftsjahr in die Gewinnzone ansteigen und lag bei 16,4 Millionen Euro. Der Verlust des Unternehmens liegt aktuell bei circa 112,4 Millionen Euro. Somit muss die zuletzt sehr stark angestiegene Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens in den kommenden Jahren noch Bestand behalten. Die Konkurrenz in diesem Segment ist groß und entsprechend hoch sind die notwendigen Marketing-Aufwendungen.“
Dezentrales Management kein Problem
Obwohl die Global Fashion Group in Deutschland gelistet ist, betreibt sie hierzulande kein Online-Geschäft. Der Hauptsitz der Holding befindet sich in Luxemburg. Christoph Barchewitz arbeitet von London aus, der andere CEO, Patrick Schmidt, sitzt auf Kuala Lumpur. Für Lipkow ist diese dezentrale Aufteilung des Managements und der Geschäftseinheiten bei Online-Unternehmen nicht ungewöhnlich, sondern eher Zeichen der digitalen Ära.
Skeptisch fällt der Ausblick des Marktexperten aus: „Die Basis für Online-Tätigkeiten könnte durch die Stay-at-Home-Aktivitäten der Konsumenten kaum besser sein. Sie wird in dieser Form nicht noch einmal Bestand haben. Geschäftsfelder, die in dieser Phase nicht abgesteckt werden konnten, müssen wohl zukünftig als verloren gelten. Diese Frage stellt sich aber nicht nur bei der Global Fashion Group, sondern bei etlichen anderen kleinen und mittelgroßen Unternehmen aus dem Sektor. Die Skepsis sollte bei den Aktionären entsprechend vorhanden bleiben, bis die Geschäftszahlen ein nachhaltiges Erfolgsbild aufzeigen.“
Ähnlich ordnet Christoph Geyer, CFTe Technischer Analyst und stellvertretender Regionalmanager der VTAD Frankfurt, die jüngsten Umsatzzahlen ein. Diese sind ihm zufolge noch immer auf einem Niveau, welches nicht nur ausbaufähig, sondern auch für eine Technische Analyse eigentlich zu bescheiden ist.
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Aber: „Ungeachtet dessen darf seit Mitte vergangenen Jahres von einem intakten Aufwärtstrend die Rede sein. Zuletzt hat die Volatilität etwas zugenommen, was auf eine erhöhte Nervosität der Anleger hinweist. Solange der Trend bestehen bleibt, sind weitere Kursavancen möglich, so Geyer. Eine Korrektur für einen stabilen Trend wäre laut des Technischen Analysten kein Beinbruch, wofür „die zunehmende Volatilität und die Divergenz bei verschiedenen Indikatoren sprechen“.
So sehen Analysten die SDAX-Aktie
Analysten von der Baader Bank sowie von Goldman Sachs zeigen sich weitaus begeisterter von der Aktie. Beide Bankhäuser hoben ihr Kursziel auf 18 Euro an. Der Kurs sackte am Donnerstag ab, nachdem die Global Fashion Group eine Platzierung von Wandelanleihen im Wert von 375 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis 2028 angekündigt hatte. Die Wandelanleihe sei strategisch zur Finanzierung von Wachstumschancen des Modeanbieters sinnvoll, schrieb Volker Bosse, Analyst der Baader Bank.
Den nächsten Blick in die Geschäftsbücher gewährt der Vorstand voraussichtlich am 12. Mai 2021.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion