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    Experteninterview  3770  0 Kommentare Robin Haack, CEO der Bullfinch AG zum Thema „Nachhaltigkeit in der Finanzbranche ist überlebenswichtig“

    Die Finanzbranche ist im Wandel und verändert sich täglich. Besonders auffällig ist hierbei, dass sich Investoren immer mehr auf das Thema Nachhaltigkeit und grüne Investments fokussieren.

    Robin Haack, CEO der Bullfinch AG, fördert mit seinem Unternehmen eine grünere Zukunft und gibt dabei CleanTech-Unternehmen die Chance zu Wachstum. Im Interview spricht er über die Zukunft der Branche und wie Bullfinch dem Klimawandel den Kampf ansagt.

    Herr Haack, Nachhaltigkeit wird auch in der Finanzbranche zu einem Thema mit wachsender Bedeutung. Wieso ist das in Ihren Augen eine wichtige Entwicklung?

    Wir müssen uns vor Augen führen, wie wichtig die Finanzbranche ist. Sie entscheidet darüber, welche volkswirtschaftlichen Aktivitäten vollzogen werden und welche Investitionen in Innovationen getätigt werden. Darüber hinaus entscheidet sie schlussendlich auch darüber, ob potenziell aussterbende oder gesellschaftlich bedrohliche Geschäftsmodelle weitergeführt werden sollten. Diese Macht bringt viel Verantwortung mit sich. Die Finanzkrise hat das Bewusstsein für die Verantwortung der Branche für die Stabilität des Finanzsystems gestärkt. Allerdings stehen wir, was das Bewusstsein für diese Verantwortung der Finanzbranche beim Thema Nachhaltigkeit angeht, erst am Anfang.

    Im Gegensatz zu einer reinen Finanzkrise, führt der Klimawandel leider nicht zu kurzweiligen Marktdislokationen, sondern zu permanenten Änderungen in unserem Lebensumfeld. Wir reden hier von Ressourcenknappheit, Klimakriegen und ganzen Volkswirtschaften, die untergehen. Es ist inzwischen keine Frage mehr, ob diese Szenarien eintreffen, sondern wann und wie stark sie uns betreffen werden. Natürlich ist auch die ganze Finanzbranche in Gefahr, wenn ganze Volkswirtschaften oder auch „nur“ einzelne Industriezweige oder Lieferketten disruptiert werden. Daher ist Nachhaltigkeit in der Finanzbranche kein nice-to-have, sondern eine überlebenswichtige Strategie.

    Mit der Bullfinch AG unterstützen Sie CleanTech-Unternehmen. Wie genau sieht diese Unterstützung aus?

    Der Großteil der menschlichen Nettoemissionen wird durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen verursacht. Daher sehen wir bei Bullfinch die Beschleunigung der Energiewende als unsere erste große Aufgabe. Zum Glück läuft die Finanzierung von Großprojekten, etwa Solar- und Windparks, sehr gut und es gibt in dem Bereich eine Reihe von größeren Investoren.

    Leider mussten wir jedoch feststellen, dass es in Kontinentaleuropa keinen Vermögensverwalter gab, der das kleinteilige und profitablere Geschäft der dezentralen Energiewende abdecken kann. Hierzu ist ein hoher Digitalisierungsgrad vonnöten, durch den Zahlungs- und Risikomanagementprozesse automatisiert werden. Daher ist Bullfinch FinTech und Investor gleichermaßen. Unsere Partner, egal ob CleanTechs, Utilities, Stadtwerke oder Projektentwickler, bekommen über uns die Möglichkeit, ihre Hardware in Form von Miet-, Leasing- oder Kreditprodukten zu vertreiben. Dies steigert den Absatz unserer Partner enorm, da die meisten Endkunden das Investitionsrisiko für Energieinfrastruktur nicht selber tragen wollen.

    Die bekannten Finanzierer legen Wert auf die Größe eines Unternehmens. Sie hingegen finanzieren auch kleine Unternehmen. Wieso spielen Unternehmensgröße und der Umfang der Finanzierung für Sie keine Rolle?

    Der Markt der dezentralen Energiewende wächst so rasant, dass die Marktführer nicht unbedingt ratingstarke Utilities sein werden. Der Umfang der Finanzierung ist am Anfang der Beziehungen mit unseren Partnern nebensächlich, weil wir die Grundlage für einen Markt schaffen, der in ca. 10 Jahren mehrere hunderte Milliarden Euro an jährlichem Investitionsvolumen generieren wird. Daher ist es in dieser Phase wichtig, dass wir in Kooperation mit unseren Partnern Prozesse automatisieren. Wir bestimmen nicht, welcher unserer Partner sich letztlich „durchsetzt“. Wichtig ist alleine, dass unsere Wirtschaft so weit wie möglich dekarbonisiert wird.

    Die Vision von Bullfinch ist wichtig und richtig. Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

    Genau wie in der klassischen Projektfinanzierung, mit der Großprojekte finanziert werden, isolieren wir das Insolvenzrisiko der Projektentwickler vom Kreditrisiko der Endkunden. Wir fungieren im Endeffekt als Vermögensverwalter und Dienstleister im Bereich Asset Service. Das heißt, wir finanzieren unsere Aktivitäten über entsprechende jährliche Gebühren.

    Unsere Unterstützung für unsere Partner sieht so aus, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Hardware, beispielsweise Solarzellen, Wärmepumpen, Batterien oder Ladesäulen, in verschiedensten Investitionsformen zu vertreiben, etwa in Form von Miet-, Leasing- oder Kreditprodukten. Unser Ansatz ermöglicht es einerseits Großinvestoren, in Kleinprojekte zu investieren. Andererseits können Kleininvestoren ihr Kapital auch in Großprojekten platzieren.

    Was unterscheidet die Bullfinch AG von ihren Mitbewerbern?

    In Kontinentaleuropa gibt es keine Wettbewerber, die in dieser Form nachhaltige Investments und Projekte unterstützen und anbieten. In England und den USA existieren ein paar Anbieter für die Projektfinanzierung von dezentralen Energieanlagen. Allerdings gibt es unserer Kenntnis nach keinen Player weltweit, der einen ähnlich holistischen Produktansatz und hohen Digitalisierungsgrad kombiniert. Bei uns finden diese Projekte, egal welcher Größe, eine Plattform, um direkt in Kontakt mit Endkunden und Investoren zu kommen.

    Wieso sind grüne Investments ihrer Meinung nach auch finanziell nachhaltigere Investitionen?

    Große Solar- und Windprojekte in Deutschland sind renditetechnisch weniger attraktiv als Öl- und Gasprojekte, solange Regulierung und Steuern gleichbleiben. Das heißt aber auch, dass die risikoarme Natur dieser Projekte inzwischen realisiert wurde. Die dezentrale Energiewende profitiert von einer Kombination aus höherer Rendite und klarem regulatorischen Rückenwind sowie einem nicht vorhandenen Marktrisiko. Bei dezentralen Energieinvestments setzen Sie darauf, dass Hauseigentümer in der Lage sind, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Unseres Erachtens ist dies ein sehr überschaubares Risiko, das - derzeit noch - mit hohen einstelligen Renditen belohnt wird

    Vielen Dank für das Gespräch.

    Robin Haack verfügt über langjährige internationale Erfahrung als Berater und Manager, spezialisiert auf Corporate und Institutional Banking, sowie Wealth und Asset Management. Er beriet führende Finanzdienstleistungsinstitute in Nord- und Südamerika und mehrere US-Vermögensverwalter, Versicherer und Broker. Darüber hinaus war er an Projekten zu Regulierung und Risiko im institutionellen Bankwesen beteiligt. 2019 gründete er Bullfinch, nachdem er die Lücke in der zuverlässigen Finanzierung von Infrastrukturprojekten für saubere Energie bemerkt hatte, um grüne Energieprojekte jeder Größe vollständig und zuverlässig zu finanzieren. 

     





    Seyit Binbir
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    Seyit Binbir ist Börsenexperte und Wegbereiter vieler Unternehmen im digitalen Sektor. Seine Erfahrungen und Analysen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Börsenpublikationen, damit auch andere von seiner Leidenschaft für Aktien profitieren.
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    Verfasst von Seyit Binbir
    Experteninterview Robin Haack, CEO der Bullfinch AG zum Thema „Nachhaltigkeit in der Finanzbranche ist überlebenswichtig“ Die Finanzbranche ist im Wandel und verändert sich täglich. Besonders auffällig ist hierbei, dass sich Investoren immer mehr auf das Thema Nachhaltigkeit und grüne Investments fokussieren.