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     1247  0 Kommentare Wenn Deflation vorübergehend ist, warum dann nicht auch Inflation?

    Wenn Deflation vorübergehend ist, warum dann nicht auch Inflation?

    Deutlich steigende Preise in den USA sind keine Gespenster mehr, sondern sehr real geworden. Warum also greift die US-Notenbank nicht konsequent ein, damit aus dem inflationären Scheunen- bloß kein nachhaltiger Flächenbrand wird? Ist sie tatsächlich von der vorübergehenden Inflationsthese überzeugt? Oder braucht sie diese nur als Notlüge, als Alibi, um ihre geldpolitische Freizügigkeit fortzusetzen?   

    Nirgendwo ist die Inflations-Fratze hässlicher als in den USA

    Die post-coronalen Nachholeffekte und die üppigen staatlichen Konjunkturprogramme haben der Inflation viel Schubkraft beschert. Ebenso wirken die Angebotsverknappungen und Lieferengpässe als Turbo. So sind in den USA z.B. die Preise von Gebrauchtwagen um ca. 30 Prozent zum Vorjahr angestiegen, da Neuwagen wegen fehlender Computerchips nicht ausreichend verfügbar sind. Auch Airline-Tickets haben sich im flugfreudigen Amerika extrem verteuert.

    Dann die Rohstoffpreise: China bunkert Öl und Industriemetalle wie Eichhörnchen Nüsse für den Winter. Und für die lange Zeit explodierenden Baukosten z.B. bei Holz ist die Biden-Regierung verantwortlich. Die Sozialschecks haben viele Amerikaner für den Traum vom Eigenheim genutzt. Nicht zuletzt fürchten sie böse Reaktionen der Fed auf die Inflationsbeschleunigung und wollen noch vor vermeintlich steigenden Bauzinsen zuschlagen.

    Daher müssten die Inflations-Warnsirenen der Fed rund um die Uhr heulen. Doch verharmlost sie das Inflations-Thema wie eine Gewitterfront, die zwar für Unwetter sorgt, aber auch wieder vorüberzieht.

    Was ist dran am Narrativ der transitorischen Inflation?

    Da sich die schlimme konjunkturelle Not in Amerika abschwächt, werden auch die fiskalischen Ausgabeimpulse zurückgefahren. Tatsächlich basierte das bisherige Wirtschaftswachstum zu vier Teilen auf staatlichen Stimuli und nur zu einem auf wirtschaftlicher Wiedereröffnung. Selbst wenn Amerika also statt jetzt 80 zu 100 Prozent reaktiviert ist, wird zusammengenommen die weitere Wachstums- und damit konjunkturelle Inflationsdynamik abnehmen.  

    Die Corona-Zeit und die staatlichen Wirtschaftshilfen haben die US-Unternehmen für die Verbesserung ihrer Produktivität genutzt. Und diese ist ein Inflationskiller. Ohnehin werden teure Arbeitnehmer immer mehr durch vergleichsweise günstige Roboter ersetzt. So liegt die Beschäftigung in den USA immer noch sieben Millionen unter dem vor-coronalen Konjunkturhöhepunkt. Dieses Überangebot an Arbeitskräften wirkt nicht in-, sondern deflationär: Wo sollen denn die Lohnbeschleunigungen herkommen, die früher eine Lohn/Preis-Spirale, eine galoppierende Inflation auslösten?

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Wenn Deflation vorübergehend ist, warum dann nicht auch Inflation? Wenn Deflation vorübergehend ist, warum dann nicht auch Inflation? Deutlich steigende Preise in den USA sind keine Gespenster mehr, sondern sehr real geworden. Warum also greift die US-Notenbank nicht konsequent ein, damit aus dem inflationären …