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    Altersvorsorge  545  0 Kommentare Die Rentenkatastrophe

    Unser Rentensystem braucht dringend eine grundlegende Reform. Das ist eigentlich jedem schon lange bekannt. Es gibt zukünftig zu viele Rentnerinnen und Rentner und zu wenige Beitragszahlende.

    Finanzierten in den 1960er Jahren noch sechs Beitragszahler einen Rentner, machen dies heute nur noch zwei und bald gehen die geburtenstarken Babyboomerjahrgänge in Rente.

    Schon im Jahr 2025 droht laut Beraterinnen und Beratern des Wirtschaftsministeriums ein „Finanzierungsschock“, den es auszugleichen gilt. Sie halten es für notwendig, das Renteneintrittsalter auf 68 Jahre anzuheben. Das weiß natürlich auch die Politik. Aber in einem Wahljahr kommt das Thema Rentenreform ungelegen. Es ist heute kein Thema mehr, um Wahlen zu gewinnen.

    Die Grundlagen der deutschen Rentenversicherung sind jetzt 64 Jahre alt. Am 21. Januar 1957 beschloss der Bundestag nach einem viertägigen Redemarathon mit großer Mehrheit die Reform der gesetzlichen Rentenversicherung. Damit wurde die gesetzliche Altersvorsorge auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Die Renten sollten nicht mehr, wie im bisherigen bismarckschen Rentensystem, selbst angespart werden und nur einen Zuschuss gegen Altersarmut darstellen, sondern eine echte Lohnersatzleistung sein. Inflation und Krieg hatten den Kapitalstock der Rentenversicherung zweimal weitgehend vernichtet. Der Aufbau neuer Ersparnisse hätte zu lange gedauert, um die Kriegsgeneration angemessen zu versorgen.

    „Kinder kriegen die Leute immer“

    Grundlegend für das neue Rentenrecht war deshalb die Idee des „Generationenvertrages“, wonach die Jüngeren mit ihren Beiträgen während ihres Arbeitslebens die früher erworbenen Rentenansprüche der Alten finanzieren. Gleichzeitig wurde die Höhe der Rentenansprüche an die Entwicklung der Löhne und Gehälter gebunden (sogenannte Dynamisierung der Rente). Fachleute warnten damals schon vor den Gefahren. Bereits damals zeichnete sich ab, dass die Lebenserwartung kräftig ansteigen würde. Der erste Kanzler und siebenfache Vater Adenauer ließ deren Bedenken nicht gelten. „Kinder kriegen die Leute immer“, war sein Argument. Außerdem standen Wahlen an und seine Regierung stand unter Druck. Die Rentenreform sicherte Millionen Rentnern erstmals ein ausreichendes Auskommen und Adenauer die absolute Mehrheit.

    Der Steuerzahler finanziert immer mit

    Von Anfang an war die Rentenversicherung immer wieder auf Bundeszuschüsse angewiesen. Mittlerweile übernehmen die Steuerzahler bereits mehr als ein Viertel der Ausgaben. Bei Fortschreibung heutiger Leistungen und Versprechen müssten 2040 schon 44 Prozent der Bundesausgaben in die Rentenkasse fließen, bis 2060 wären dann mehr als die Hälfte der Bundesausgaben für die Rente gebunden. Wollte man die zusätzlichen Ausgaben allein aus Steuern finanzieren, müsste die Mehrwertsteuer von 19 auf 32 Prozent steigen. Eine Sparreserve kennt das System nicht. Die Rentenkasse gehört zu den „öffentlichen Geldern“ und die Politik hatte nie Hemmungen sich entsprechend zu bedienen. Immer wieder wurde die Rentenkasse zur Finanzierung versicherungsfremder Leistungen geplündert. In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder versuche das System zu reformieren. Allerdings haben bei den Reformen ausschließlich Menschen, die nicht in diesem System versichert sind, das Sagen.

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    Markus Richert
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    Seit 2010 ist Markus Richert als Vermögensverwalter und Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln beschäftigt. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in den USA und an der Universität Bielefeld, arbeitet er freiberuflich als Finanzmakler. Nach dem Abschluss als Diplom Kaufmann 1996 arbeitete er einige Jahre bei einem großen deutschen Finanzdienstleister. Von 2003 bis 2004 studierte er Finanzökonomie an der European Business School (EBS) und ist seit 2004 als certified financial planner (cfp) zertifiziert. Neben der Finanzplanung und der Kundenbetreuung in der Vermögensverwaltung verantwortet er seit 2011 als Autor eine wöchentliche Finanzkolumne. Weitere Informationen finden Sie unter www.portfolio-concept.de.
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    Verfasst von Markus Richert
    Altersvorsorge Die Rentenkatastrophe Unser Rentensystem braucht dringend eine grundlegende Reform. Das ist eigentlich jedem schon lange bekannt. Es gibt zukünftig zu viele Rentnerinnen und Rentner und zu wenige Beitragszahlende. Finanzierten in den 1960er Jahren noch sechs Beitragszahler einen Rentner, machen dies heute nur noch zwei und bald gehen die geburtenstarken Babyboomerjahrgänge in Rente.