Egbert Prior
Grenke: Quartalszahlen signalisieren Wende
Die Aktie zählte zu den besten Performern auf dem deutschen Kurszettel. 1.000% Plus in zehn Jahren.
Die Aktie zählte zu den besten Performern auf dem deutschen Kurszettel. 1.000% Plus in zehn Jahren. Doch dann trat letzten September der Leerverkäufer Fraser Perring auf den Plan. Der Brite warf Grenke manipulierte Wertansätze für Franchise-Firmen, Bilanzbetrug und sogar Geldwäsche vor. Der Kurs halbierte sich über Nacht und stürzte von 55 auf nur noch 26 Euro. In der Spitze hatte das Papier sogar 105 Euro gekostet. Die Vorwürfe haben sich nicht bewahrheitet. Zu diesem Ergebnis kam zumindest eine Sonderprüfung durch die Bafin und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erteilte das uneingeschränkte Testat für 2020. Dennoch notiert der Kurs aktuell auf dem immer noch sehr niedrigen Niveau von 37 Euro. 2016 hatte der Shortseller Perring bereits Wirecard unter Beschuß genommen, was seine Glaubwürdigkeit untermauerte. Doch der Wirecard-Betrug ist weit schlimmer als das Geschäftsgebaren von Grenke. Den Vorwurf, den man dem einstigen Shootingstar des Neuen Markts machen könnte, ist, daß es von Unternehmensgründer Wolfgang Grenke nach Gutsherrenart geführt wurde. Das Geschäftsmodell erscheint auf den ersten Blick einfach und genial zu sein. Grenke verleast an kleinere Firmen die IT-Ausstattung. Factoring und Banking kommen dazu. Das Geschäft ist kleinteilig und damit margenstark. Im ersten Quartal lag der durchschnittliche Wert je Leasingvertragsabschluß bei 7.400 Euro. Grenke hat noch eine zweite Baustelle: Die Baden-Badener leiden unter der Coronakrise. Im ersten Quartal 2021 brach das Leasing-Neugeschäft um 46% auf 366 Millionen ein. Das Finanzunternehmen erwartet aber in der zweiten Jahreshälfte eine deutliche Erholung. Zusammengefaßt läßt sich sagen, daß die Shortseller von der Intransparenz des mittelständischen Finanzierers angelockt wurden. Die Strukturen waren wenig professionell. Mittlerweile gibt es einen neuen Chef und auch diverse Vorstände und Aufsichtsräte wurden ausgetauscht. Nach monatelanger Seitwärtsbewegung konnte die Aktie jetzt wieder zulegen. Die Anzahl der Leasingneuverträge stieg im zweiten Quartal um 11% auf 56.000 und lag damit erstmals seit Beginn der Pandemie wieder über dem Niveau des Vorjahresquartals. Angesichts von Corona hat Grenke gezielt auf Risikolimitierung und kleinteiliges Geschäft gesetzt. Jetzt sollen die durchschnittlichen Volumina der Verträge wieder hochgefahren werden. 2020 hat das Unternehmen einen Nettogewinn von 80 Millionen eingefahren. Der Börsenwert beläuft sich auf 1,7 Milliarden. Am 29. Juli ist HV und damit Gelegenheit, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Fazit: Grenke ist aus dem Gröbsten raus. Das Geschäftsmodell intakt. Nach der monatelangen Seitwärtsbewegung kann die Aktie wieder in den Steigmodus schalten.