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    Schaffen Zentralbanker das?  25030  0 Kommentare Crash-Gefahren Mega-Inflation und Geldflut: Fahren Aktien-Anleger vor die Wand?

    Inflation und Geldflut der Notenbanken könnten den Kollaps des Kapitalmarktes auslösen. Auf jeden Fall käme es langfristig zu einem großen Crash, meint Starinvestor Carl Icahn. Stimmt das? Antworten von Top-Experten.

    "Langfristig werden wir mit Sicherheit gegen die Wand fahren", meinte der berühmt-berüchtigte Investor Carl Icahn vor drei Wochen in der CNBC-Sendung "Fast Money Halftime Report". Icahn, der für die Hollywood-Figur "Gordon Gekko" als Vorlage gilt, sagte: "Ich glaube wirklich, dass es eine Krise geben wird, so wie wir vorgehen, so wie wir Geld drucken, so wie wir in die Inflation gehen."

    Icahn wollte sich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen, wann die Krise, das "Vor-die-Wand-fahren" an den Märkten einsetzen würde. Trotzdem könnte die Aussage von Carl Icahn den einen oder anderen Aktionär schon jetzt verunsichern.

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    Wir fragten bei Top-Kapitalmarkt-Experten nach: "Was ist Ihre Meinung? Inwiefern könnten wir 'gegen die Wand fahren'? Oder könnten wir ein angespanntes Szenario sehen, das sich mittel- bis langfristig wieder beruhigen wird, so dass die Kräfte des Marktes wieder einigermaßen ausgeglichen zusammen wirken können?"

    Fundament Capital

    Elmar Baur von Fundament Capital nickt entschieden: "Wir stimmen der Aussage von Carl Icahn zu. Wann es passiert, wissen wir alle nicht: den Auslöser für einen 'Black Swan" weiß man immer erst im Nachhinein. Unser Eindruck ist, dass wir uns schon länger in einer Blase bewegen; die Aktienmärkte sind unter der Droge des billigen Geldes im Drogenrausch und steigen parallel mit den Bilanzen der Zentralbanken. Die weitläufige Meinung im Kapitalmarkt ist, dass die Notenbanken die Märkte bei jeder Krise 'raushauen' werden. Entsprechend positionieren sich zum Beispiel die Kleinanleger, als ob der Aktienmarkt nur eine Einbahnstraße wäre; Spekulationen mit Derivaten und Wertpapierkrediten sind aktuell weit verbreitet", so die Bestandaufnahme von Elmar Baur, der insgesamt ein recht besorgniserregendes Bild zeichnet.

    Für Baur steht die Geldpolitik der Zentralbanken im Zentrum des Orkans, der sich jetzt zusammenbrauen könnte: "Wir haben den Eindruck, dass die Zentralbanken jeden Tag mit der Aussage beruhigen, die Inflation sei nur 'transitory', obwohl es schon längst Zweitrundeneffekte gibt. Eine Panik soll auf alle Fälle vermieden werden. Und die Staatsschulden wollen auch finanziert werden: ohne günstige Zinsen geht es nicht mehr, weil auch Maßnahmen gegen die Klimakrise geschultert werden müssen. Somit betreiben die Zentralbanken schon länger Staatsfinanzierung; für uns ist das auch der eigentliche Grund, warum Jens Weidmann zum Jahresende sein Amt aufgibt. Der Crash wird kommen und neben Carl Icahn warnen auch Bill Ackman und andere renommierte Investoren bereits seit längerem," schließt der Fondsmanager.

    DekaBank

    Im Gegensatz zu Elmar Baur liegen die Zentralbanken für Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, auf Kurs: "Es ist abzusehen, dass die Anstiege der Inflationsraten zum Jahreswechsel ihren Hochpunkt erreichen und sich im kommenden Jahr dann deutlich moderieren. Dies wird den Notenbanken ermöglichen, einen auf der Zeitachse langgestreckten und graduellen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik umzusetzen. Eine die Kapitalmarktstabilität gefährdende, überhastete Kehrtwende in der Geldpolitik ist derzeit nicht zu erkennen."

    Nord/LB

    "Keine wirklichen Crash-Gefahren, sondern eher das Risiko einer gewissen Korrektur, die mutige Anleger dann vielleicht sogar als Chance für Käufe von Aktien betrachten sollten", sieht Tobias Basse, Analyst bei der Nord/LB. Dafür sprächen seiner Auffassung nach zwei Punkte: "Erstens sind die globalen Aktienmärkte in der Summe zwar sicherlich nicht mehr günstig bewertet, eine bedrohliche spekulative Preisblase dürfte aber noch nicht zu diagnostizieren sein, was die Fallhöhe bei einer durchaus nicht unwahrscheinlichen kurz- bist mittelfristigen Korrektur dämpfen müsste."

    Und zweitens: "Zudem wird die US-Notenbank bei der Neuausrichtung ihrer Geldpolitik wohl nur sehr vorsichtig vorgehen. Jerome Powell und seine wichtigsten Vertrauten sind mit Blick auf diese Fragestellung offenkundig keine 'Überzeugungstäter' – die Fed-Offiziellen werden auf jeden Fall versuchen, unnötige Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten zu verhindern", sagt Tobias Basse.

    FSG Financial Services Group

    Ingmar Königshofen, Geschäftsführer der FSG Financial Services Group, beschreibt "deutlichere Zinsanhebungen" als die wirkliche Gefahr, falls die Inflation nicht erfolgreich von Zentralbanken eingehegt wird: "Der aktuelle Inflationsanstieg wirkt zunächst so hoch, weil er mit den niedrigen Daten des vergangenen Krisenjahres verglichen wird und die Wirtschaft wieder deutlich angezogen hatte. Dadurch sind vor allem die Energiepreise aufgrund von Angebotsdefiziten massiv angestiegen, was die Inflation befeuert hat. Die US-Notenbank hat bereits mit dem Abschöpfen der Liquidität begonnen, die EZB wird diesem Beispiel wahrscheinlich 2022 folgen. Es wird sich zeigen, ob die Inflation damit im Zaum gehalten werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, dann wäre der nächste Schritt wohl deutlichere Zinsanhebungen, was den Markt dann unter Druck bringen könnte", resümiert Königshofen.

    Allianz

    Für Andreas Jobst, Global Head Macroeconomic and Capital Market Research bei der Allianz, spielt sich in den letzten Wochen in den Märkten gerade eine "interessante Dynamik" ab. "Investoren gehen von höherer und beständiger Inflation aus und 'testen' nun die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken, ihrem Mandat gerecht zu werden. Generell gehen wir aber davon aus, dass der momentane Preisdruck zwar länger anhalten wird als ursprünglich gedacht, aber schon Anfang nächsten Jahres sollte sich die Lage merklich entspannen. Zentralbanken sehen dies ähnlich - gerade weil sie auch nicht anders können, wenn Inflation durch die Angebotsseite getrieben wird", erklärt Jobst.

    Allerdings müssten die Zentralbanken laut Jobst aufpassen, dass die Inflationserwartungen "nicht aus dem Ruder" liefen und eine Lohn-Preis-Spirale in einem in bestimmten Bereichen ohnehin bereits angespannten Arbeitsmarkt in Gang setzten, warnt der Allianz-Kapitalmarktexperte. "Sowohl EZB als auch die US-Notenbank Fed haben an ihrer geduldigen Zinspolitik festgehalten und haben diese kürzlich sehr effektiv kommuniziert. Zum Beispiel ist nun eine Zinserhöhung, die der Markt vor der letzten EZB Sitzung für 2022 erwartete, wieder komplett ausgepreist", so Andreas Jobst.

    Längerfristig sieht Jobst ein "sehr eingeschränktes Potential für einen massiven Anstieg der Zinsen und mögliche Risiken für Anleger." Jobst will seine Argumentation mit "drei wichtigen Punkten" untermauern: "Erstens, Inflationserwartungen sind weiterhin stark verankert, gerade mittelfristig. Zweitens, der momentane Zinsanstieg spielt sich im kurzfristigen Bereich ab, die langfristigen Zinsen haben sich jedoch kaum bewegt ("bear flattener") und sind gerade im Euroraum durch die Fristigkeit der Anleihekäufe der EZB stark gedeckelt. Und, drittens, wenn wir den Blick mehr in die Zukunft richten, werden strukturellen Veränderungen, gerade durch eine Alterung der Gesellschaft, Klimaschutz und Digitalisierung die Inflation und Gleichgewichtszins tendenziell niedrig halten, so dass die EZB auch weiterhin eine entspannte Zinspolitik fahren wird", meint Andreas Jobst von der Allianz.

    pfp Advisory

    Roger Peeters, geschäftsführender Gesellschafter bei pfp Advisory, lässt sich von Carl Icahns drastischen Crash-Warnungen nicht verunsichern: "Die genannten Zitate sind meiner Einschätzung nach eher von allgemeiner und langfristiger Art. Dass die massive Art der Geldmengenausweitung und der Anleihenkäufe auf die lange Sicht weder unendlich fortgesetzt werden können noch frei von Nebenwirkungen sind, dürfte meiner Einschätzung nach recht unstrittig sein. Ob es zu einem 'Vor-die-Wand-fahren', was ich als abruptes Ereignis verstehe, führt oder etwa zu einer längerfristigen und anhaltenden Geldentwertung vermag ich nicht zu beurteilen", so Peeters.

    Peeters hält nicht viel von der Panikmache der "Gordon Gekko"-Vorlage Icahn: "Wenn Aktionäre durch dieses Zitat 'verunsichert' sind, ist es einerseits nachvollziehbar, weil Aktien grundsätzlich etwas intensiver schwanken in den Preisen als andere Assets. Ob Aktien als Investitionen in Sachwerte in solchen Szenarien aber wirklich risikoreicher als Festgeld oder Bonds sind, da möchte ich in einer zugegebenermaßen subjektiven Sicht als Akteur am Aktienmarkt zumindest ein kleines Fragezeichen hinter setzen", meint Roger Peeters.

    Fazit: Die meisten der befragten Kapitalmarktexperten gehen davon aus, dass die Zentralbanken mittelfristig die Inflationsgefahr eindämmen können. Falls aber nicht, käme es zu spürbaren Rücksetzern - ausgelöst durch deutliche Zinserhöhungen.

    Autor: Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion





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