Trotz schwieriger Bedingungen
DAX mit neuem Rekordhoch: Wo geht die Reise jetzt hin?
Am Freitag hat der DAX kurz nach Handelseröffnung eine neue Bestmarke bei 16.117 Punkten aufgestellt. Kurstreibend waren die vielen guten Quartalsergebnisse.
Mittlerweile haben alle DAX-Konzerne ihre Zahlen für das dritte Quartal 2021 präsentiert. Den Schlusspunkt setzte heute Morgen die Deutsche Telekom. Das Telekommunikationsunternehmen konnte mit seinem Umsatzwachstum den Markt positiv überraschen. Von Juli bis September erwirtschafteten die Bonner einen operativen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro.
Insgesamt konnten über 40 Prozent der DAX-Konzerne Analysten und Experten positiv überraschen, „während nur fünf der inzwischen 40 DAX-Mitglieder die Erwartungen verfehlten. Offenbar kommen die Unternehmen gut mit den schwierigen Rahmenbedingungen rund um Corona, Lieferketten, Chipkrise, Schiffsstau und Preisauftrieb klar“, sagte Frank Klumpp, Aktienstratege von der LBBW.
Insgesamt steigerten die 40 Konzerne ihren Gesamtumsatz im dritten Quartal um neun Prozent. Somit konnten sie ihren Gewinn mehr als verdoppeln. Wie der Wirtschaftsprüfer EY betont, liefe besonders das Asien-Geschäft gut, wo der Umsatz um 14 Prozent gesteigert werden konnte. In Europa stagniere das Wachstum hingegen, so EY.
Noch besser als die Umsätze hätten sich demnach die operativen Gewinne der deutschen Top-Konzerne entwickelt: Die DAX-Schwergewichte kamen im abgelaufenen Quartal auf einen Gesamtgewinn von 35,7 Milliarden Euro, was einem Plus von 152 Prozent zum Vorjahreszeitraum entspricht. Trotz der positiven Entwicklung des deutschen Leitindexes sind die Experten von LBBW und EY vorsichtig, was die nächsten Monate angeht.
Mathieu Meyer, Partner bei EY: „Einige Konzerne mussten zuletzt Gewinnwarnungen abgeben, die weitere Entwicklung ist sehr schwer abzusehen. Es ist möglich, dass wir im vierten Quartal noch stärkere Auswirkungen der Lieferengpässe sehen werden, gerade wenn die Pandemie im anstehenden Winter auf der Nordhalbkugel erneut zu größeren Verwerfungen führt. Weitere Produktionsausfälle und Logistikstörungen könnten Dominoeffekte auslösen und damit weitere Branchen in Mitleidenschaft ziehen.“
LBBW-Analyst Klumpp ergänzt: „Manche dieser Risikoherde haben das Potenzial, den Anlegern noch eine Weile auf die Nerven zu gehen: So legten etwa die US-Verbraucherpreise im Oktober mit einer Jahresrate von 6,2% so dynamisch zu wie seit 30 Jahren nicht mehr – was die Notenbanken möglicherweise zu früheren Zinserhöhungen zwingt. Auch die chinesische Immobilienkrise ist noch längst nicht ausgestanden. Ohne den Rückenwind guter Unternehmensberichte, die in der Breite erst wieder im neuen Jahr auf der Agenda stehen, dürften weitere Terraingewinne für DAX und Co. daher vorerst schwierig werden. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate bleiben Aktien dennoch erste Wahl.“
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Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion