checkAd

     4345  1 Kommentar Glaubt die EZB tatsächlich an die temporäre Inflation? Wer es glaubt, wird selig - Seite 2

    All das kann der Unbekümmertheit der EZB nichts anhaben. In Nibelungentreue hält die EZB am Mantra der nur vorübergehenden Inflationsbeschleunigung fest. Alles wird gut. Warum also solle man „vorschnell“ und „unangemessen“ auf eine nur temporäre Verschärfung reagieren.  

    Aber wie definiert man den Begriff „vorübergehend“? Wie lange ist vorübergehend? Wann ist alles wieder gut? Die EZB spricht lediglich von „mittelfristig“. Das ist das Musterbeispiel eines äußerst biegsamen Gummiparagraphen.

    Die EZB ist kein Kettenhund, der die Inflation jagt. Sie ist das Schoßhündchen, das sich von ihr jagen lässt.

    Die Engelsgeduld der EZB mit der Teufels-Inflation - Da ist doch viel mehr im Busch

    Preisstabilität hat heutzutage für die EZB nicht mehr erste Priorität. Die Kraft des Faktischen ist überwältigend. Wie in den USA ist ausreichender Konsum und ein nennenswertes Wirtschaftswachstum auch in der Eurozone nur durch immer noch höhere Verschuldung möglich. Bei einer bereits massiven Überschuldung muss also die extraordinäre Verschuldung her. Nicht auszudenken, wenn der auf Pump finanzierte Wachstumsturm wegen fehlendem Kreditzement brüchig wird oder gar einstürzt. Und ist die vierte Corona-Welle, die der Wirtschaftskraft im schlimmsten Fall erneut das Blut wie ein Vampir aussagt, nicht ein gefundenes Fressen, den Likör der Marke „Üppige Geldpolitik“ weiter auszuschenken?  

    Normalerweise müssten immer schuldensüchtigere Länder mit immer schlechterer Bonität auch höhere Zinsen zahlen. Normalerweise wären diese immer weniger zu tragen. Und normalerweise müssten die Kredite ja auch zurückgezahlt werden. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Normalerweise wäre das der Highway to Hell, in eine verheerende Schuldenkrise.

    Aber heutzutage ist das Normale das Unnormale. Die EZB als „Patronin voller Güte, uns alle Zeit behüte“ sorgt mit weiterer Zinsdrückung und dem Schuldenaufkauf - das ist unverhohlene Staatsfinanzierung - für eine unbeschwerte Schuldentragfähigkeit auch in der Zukunft. Mit aller Kraft wird sie den finalen Kabelbrand im Euro-Herzschrittmacher verhindern.

    Ohnehin würde Inflationsbekämpfung über steigende Zinsen auch dem Aktienmarkt massiv zusetzen. Wenn erst einmal der Schlachtruf „Bloß raus aus Aktien“ ertönt, könnte, nachdem die Hausse die Hausse genährt hat, die Baisse die Baisse nähren. Dann folgt eine deprimierende Sondersendung der nächsten, die die Konsum- und Investitionslaune ähnlich bremsen wie der Fliegenfänger das Flugvermögen von Ungeziefer.

    Seite 2 von 3



    Robert Halver
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

    Lesen Sie das Buch von Robert Halver*
    *Werbelink

     

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Robert Halver
    Glaubt die EZB tatsächlich an die temporäre Inflation? Wer es glaubt, wird selig - Seite 2 Glaubt die EZB tatsächlich an die temporäre Inflation? Wer es glaubt, wird selig Die Inflation in Europa sprießt wie Unkraut und der Wildwuchs geht noch weiter. Mittlerweile zeigen sich zwar einige Notenbanker Inflations-verstimmt. Doch offiziell …