Finger weg vom DAX, Augen auf beim TecDAX! - Seite 2
Mit Blick auf die Grafik sieht man, dass auch beim Einzelhandelsumsatz die Tendenz klar abwärts gerichtet ist, zumindest bei den realen Werten.
Wie sehr die Einzelhandelsumsätze durch die Inflation beeinflusst sind, zeigt ein Blick auf die Entwicklung bei Lebensmitteln (siehe folgende Grafik), die Energie als Preistreiber vor einiger Zeit abgelöst haben. Nominal sind die Umsätze zwar deutlich gestiegen (rote Linie), real geht es aber genauso deutlich abwärts (blaue Linie). Die Verbraucher kaufen also weniger, müssen dafür aber mehr Geld ausgeben.
Konkret sank der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln im Mai gegenüber dem Vormonat real um 1,4 % und nominal um 1,3 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging der reale Umsatz sogar um 4,4 % zurück, während der nominale Umsatz – bedingt durch die stark gestiegenen Preise – um 6,7 % zulegte. Der reale Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel ist damit im Vorjahresvergleich bereits seit 23 Monaten rückläufig.
Zwar schwächte sich der Preisauftrieb für Lebensmittel im Mai mit einem Zuwachs von 14,9 % zum Vorjahresmonat weiter ab (März: +22,3 %, April: +17,2 %), dennoch blieben Lebensmittel der derzeit stärkste Preistreiber. Und dies führt bei den Verbrauchern zu einer Kaufzurückhaltung und einem geänderten Konsumverhalten.
Inflation bleibt weiter hartnäckig hoch
Vor diesem Hintergrund ist es auch keine gute Nachricht, dass die jährliche Inflationsrate in Deutschland im Juni nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes auf +6,4 % gestiegen ist, nach +6,1 % im Mai.
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Und es ist auch eine schlechte Nachricht, dass sich die Inflation der Eurozone zwar im Juni auf 5,5 % weiter deutlich abgeschwächt hat, von +6,1 % im Mai, die Kerninflation aber zugleich von +5,3 % im Mai auf +5,4 % im Juni angestiegen ist.
Und das, obwohl bei der Kernrate die schwankungsanfälligen und stark gestiegenen Preise für Lebensmittel herausgerechnet werden. In der Eurozone stiegen diese im Mai um 11,7 % zum Vorjahr, nach
+12,5 % im Mai.
Die Inflationsdaten sind daher insgesamt kaum ein Grund zur Freude, aber ein klarer Grund für die Europäische Zentralbank (EZB), die Leitzinsen weiter anzuheben.
Auch in den USA halten sich die Verbraucher zurück
Das Inflations- und Konsumproblem lässt sich übrigens auch in den USA beobachten. Im April ließ sich ein kurzzeitiger Anstieg der persönlichen Ausgaben der Verbraucher auf +0,6 % zum Vormonat beobachten. Für Mai erwarteten Volkswirte aber schon wieder nur ein Plus von 0,2 %. Tatsächlich stiegen die Konsumausgaben aber sogar nur um 0,1 %, wie heutige Daten zeigen.