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     2365  0 Kommentare Wie viel Zins-Schmerz kommt noch auf die Kapitalmärkte zu? - Seite 2

    All diese zeitgleich auftretenden Krisenherde haben das Zeug am US-Rentenmarkt mit seiner weltweiten Signalwirkung für eine Stimmung wie auf dem Friedhof um Mitternacht zu sorgen.

    Sind also zu viele Zins-Jäger des Aktien-Hasen Tod?

    Im Moment ist es nicht einfach, positive Zins-Argumente zu finden, oder?

    Doch, die gibt es auch. Auch wenn die Inflation in den USA und Europa noch hoch ist, bewegt sich der Trend klar Richtung Süden. Das gilt auch für die von Notenbanken vielbeachtete Kern-Inflation.

    Sowieso muss ehrlich über einen Strukturbruch gesprochen werden. Abseits von schwarzen Schwänen wird es kaum eine Wiederkehr der wundersamen Schwachinflation von zwei Prozent oder sogar weniger geben. Diese Zeit war eine - wenn auch sehr lange - Ausnahme von der historischen Regel hoher Preissteigerungen. In dieser inflationsglücklichen Happy Hour kam alles Positive zusammen wie z.B. strikte Kostenkontrolle der Unternehmen, Produktionsverlagerungen ins spottbillige Asien und günstige Energiepreise.

    Heutzutage dagegen geben hohe Energiekosten, die grüne Transformation der Industrie, erhöhte Militärausgaben und ein immer größerer Kümmer-Staat der Inflation grundsätzlich mehr Puls.

    Abseits imposanter Verbalinterventionen wird die Geldpolitik auf diese neue Preisrealität nicht mit dem sturen Festhalten am Zwei-Prozent-Ziel reagieren. Sie können keine wirtschaftlichen Schieflagen riskieren. Sie werden hinter vorgehaltener Hand mehr Inflation wagen, um die Systeme zu stabilisieren. 

    Die US-Notenbank muss auch die dramatische Verschuldung Gesamt-Amerikas im Blick haben, die sehr hohe Zinsen so wenig verträgt wie das Wacken Open Air lange Platzregen. Konkret, wie sollen die gewaltigen neuen Schulden gestemmt werden, die Amerika zur Gewinnung neuer Wachstumschancen im Umweltschutz, in der Infrastruktur und bei KI macht? 

    Überhaupt sind mittlerweile in den USA die Leitzinsen und Anleiherenditen real positiv und damit wirtschaftsschwächend, da sie nicht mehr über die Inflation egalisiert werden können. Zudem lädt die inverse Zinsstrukturkurve Banken nicht gerade ein, neue Kredite zu vergeben. 

    Immerhin, wenn die langfristigen Zinssätze hoch sind, besteht weniger Druck, den Leitzins anzuheben. Auf diese Weise ist die Geldpolitik in den letzten Monaten in der Tat bereits strenger geworden, obwohl die Fed ihren Leitzins seit Juli nicht mehr erhöht hat.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver

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