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     1125  0 Kommentare Neue Studie widerlegt die These von der steigenden Ungleichheit - Seite 2

    Ein anderer Grund ist, dass Piketty die abgegebenen Steuererklärungen verglichen hat statt Individuen. 1960 gaben noch zwei Drittel der Amerikaner Steuererklärungen ab, bei denen beide Ehepartner unterschrieben, doch dieser Anteil hat sich in den USA seitdem fast halbiert. Bei den Reichen dagegen sank die Quote derjenigen, die als Paare ihre Steuererklärung abgaben, kaum. Die Steigerung des Anteils der Reichen am Einkommen erscheint allein durch diesen Effekt schon deutlich höher als er wirklich ist, weil Piketty eben nicht Personen vergleicht sondern Formulare (Einkommensteuererklärungen).

    In vielen Statistiken werden Steuern und Transfereinkommen nicht berücksichtigt. Zwar wurden in den USA die Steuern, vor allem in der Reagan-Zeit, stark gesenkt, doch gleichzeitig wurden zahlreiche Ausnahmetatbestände und Steuersparmodelle abgeschafft. Das Ergebnis davon war, wie Phil Gramm, Robert Ekelund und John Early jüngst in ihrem ausgezeichneten Buch „The Myth of American Inequality: How Government Biases Policy Debate“ gezeigt haben:

    Der tatsächliche Prozentsatz, der von dem obersten 1% der Einkommensbezieher in den USA gezahlt wurde, betrug 1962 16,1%. Damals lag der Spitzensteuersatz noch bei 91%. Im Jahr 1988 jedoch, als der Spitzensteuersatz nur noch bei 28% lag, war der Prozentsatz, den die obersten 1% der Einkommensbezieher zahlten, auf 21,5 % angestiegen. Während der Spitzensteuersatz um zwei Drittel sank, stieg der Prozentsatz, den die obersten 1% der Steuerpflichtigen an Bundeseinkommens- und Lohnsteuer zahlten, um ein Drittel.

    Seit den 60er-Jahren wurde gleichzeitig der Wohlfahrtsstaat in den USA mehr und mehr ausgebaut, so dass der Anteil der Bezieher von Transferleistungen und die Höhe der Transferleistungen immer mehr stieg. Berücksichtigt man die Steuern einerseits und die Transferleistungen andererseits, dann zeigt sich, dass das tatsächliche Einkommen, also das, was einem Bürger nach Steuern und Transferleistungen bleibt, bei den Reichen sehr viel niedriger und bei den Geringverdienern sehr viel höher ist.

    Ich möchte hinzufügen: Ich selbst halte die Debatte über Ungleichheit für wesentlich weniger wichtig als die Debatte darüber, wie man Armut beseitigen kann. Wir wissen aus vielen Ländern, wo die Armut erfolgreich bekämpft wurde, dass die Ungleichheit zunächst einmal stark gestiegen ist, so etwa in China und Vietnam. Ich habe aber bei meinen Reisen in diese früher sehr armen Länder niemand getroffen, der zurück wollte zu der Zeit, wo die Menschen gleicher aber ärmer waren.

    Rainer Zitelmann ist Autor der Bücher „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“ und „Der Aufstieg des Drachen und des Weißen Adlers. Wie Nationen der Armut entkommen“ 


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
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