Der Indikator, der aus der Reihe tanzt - Seite 2
Allerdings gibt es bei der zweiten Darstellungsvariante des LEI wesentliche Unterschiede zu den PMIs: Anders als bei diesen PMI markiert nicht die 50-Punkte-Marke die Kontraktionsschwelle, sondern die Nulllinie. Außerdem zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte, dass in dieser Darstellung bei einem Wert von -8 in der Regel eine Rezession vorliegt. Und diesen Wert hat der LEI 2023 mehrfach erreicht (siehe gelbe Ellipse im zweiten Chart).
Krise? Welche Krise?
Der LEI ist also im Krisenmodus, aber welche Krise? Von einer Wirtschaftskrise sind die USA aktuell wohl weit entfernt. Die Schwäche des LEI hat aber klare Gründe, die in seiner Konstruktion liegen.
Er wurde wie der ISM-Index schon vor vielen Jahrzehnten aufgelegt. Damals spielte die Industrie noch die Hauptrolle in der US-Wirtschaft. Auch der ursprüngliche ISM-Index bezog sich nur auf das produzierende Gewerbe (Manufacturing) und wurde erst Ende der 1990er durch eine vergleichbare Umfrage zur Geschäftsaktivität (Business activity) im Service-Sektor ergänzt. Diese wurde später zu einem vergleichbar umfangreichen System von Haupt- und Unterindizes ausgebaut wie beim ISM Manufacturing Index.
Beim LEI ist das anders. Er wurde zusammen mit zwei anderen, ergänzenden Indikatoren in den 1960er Jahren vom US-Handelsministerium ins Leben gerufen. Später fand man es politisch unpassend, dass quasi die Regierung Wirtschaftsprognosen erstellt. Daher wurde dieser Bereich 1995 an das Conference Board abgegeben.
Der erste Grund: Der fehlende Service-Sektor
Dort wurde dann eine Feinabstimmung vorgenommen, aber grundsätzlich blieb die Methodik gleich. Der Indikator setzt sich aus 10 Komponenten zusammen, 7 ökonomischen, die mit einem Gewicht von 36,4 % in die Berechnung eingehen und 3 finanzmarkttechnischen mit einem Gewicht von 63,6 %. Daraus ergeben sich drei Probleme bzw. drei Gründe für die auffallende Schwäche des LEI.
Erstens: Von den 7 ökonomischen Komponenten stützen sich 4 auf das verarbeitende Gewerbe (Manufacturing), die zusammen 30 % ausmachen, während aus dem Service-Sektor gar keine Daten verwendet werden.
Der Service-Sektor ist aber inzwischen für den Großteil der US-Wirtschaftsleistung (ca. 60 %) verantwortlich. Der produzierende Bereich ist also überrepräsentiert, während der Service-Sektor völlig unberücksichtigt bleibt.
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Aber auch die Einkaufsmanager-Indizes für das produzierende Gewerbe von ISM und S&P Global lagen bis vor Kurzem bzw. noch am bzw. im Kontraktionsbereich. Es ist also kein Wunder, dass auch der LEI eine Kontraktion/Rezession anzeigt.