Interview der Woche
Vorndran: Der S&P 500 ist der beste Index der Welt!
Philipp Vorndran von Flossbach von Storch betont im Interview mit wO TV die Bedeutung langfristiger Planung und rät von panischen Verkäufen ab. Technologie und KI bleiben für ihn vielversprechende Branchen.
- Langfristige Planung wichtig, panische Verkäufe vermeiden.
- Technologie und KI bleiben vielversprechende Investments.
- Marktbewegungen erfordern strategisches Handeln, nicht Hektik.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

wallstreetONLINE: Herr Vondran, wie bewerten sie den jüngsten Einbruch beim Nikkei-Index und welche globalen Auswirkungen sehen sie auf die anderen Märkte?
Philipp Vondran: Ja, ich glaube, über die Gründe ist in den vergangenen Wochen schon einiges gesagt worden. Es ging um den Carry Trade. Es ging grundsätzlich um die Frage, ob ein
bisschen Luft aus den Technologieaktien heraus muss, was die Bewertung angeht. Über die Qualität der meisten dieser Unternehmen brauchen wir nicht zu reden, die ist erstklassig. Aber für die
meisten Anleger war das ohnehin ein sehr begrenzter Handlungsspielraum, den sie hatten, weil an einem Tag ging es 10 Prozent runter und am nächsten Tag wieder 10 Prozent rauf. So schnell konnte man
ja fast die Orders nicht erteilen, um daran teilzunehmen.
wallstreetONLINE: Panische Reaktionen auf Marktveränderungen können ja auch gefährlich sein. Was sind denn die größten Risiken einer reaktiven Anlagestrategie in Zeiten
wirtschaftlicher Unsicherheit?
Philipp Vondran: Grundsätzlich hat man sich hoffentlich Gedanken gemacht, als man die Anlagen getätigt hat. Man hat eine gewisse Strategie aufgebaut, die zu Lebensverhältnissen, zu
Lebensplänen gepasst hat. Das große Risiko ist, dass man im Zuge einer solchen Bewegung dann die Strategie komplett auf den Kopf stellt und zwar raus aus dem Markt, kommt aber sehr schwer wieder
rein. Das ist die Erfahrung, die ich aus vielen Gesprächen mit Kunden, Investoren und Bürgern habe. Wenn sie sich beklagen über ihre eigene Anlagestrategie, dann ist es in der Regel nicht, dass sie
bei einem Crash einmal zu stark übergewichtet gewesen sind und dann 6 oder 12 Monate warten mussten, bis es wieder nach oben ging, sondern, dass sie ausgestiegen sind und nie mehr wieder richtig
den Einstieg in den Markt vollzogen haben.
wallstreetONLINE: Ist ja auch das klassische Börsenbonmot: Hin und her macht Taschen leer! Das machen, glaube ich, sehr, sehr viele Anleger immer noch nicht.
Philipp Vondran: Das kann ich so nicht wirklich beurteilen. Dafür schaue ich zu wenig in Depots, die nach solchen Prinzip gefahren werden. Aber wahrscheinlich gibt es sehr viele
Menschen, die die Überzeugung haben, sie sind in der Lage, selbst den Markt zu schlagen. Und das vor allen Dingen durch Timing und die Erfahrung zeigt, dass es nur sehr, sehr, sehr wenige sind, die
das auch nachhaltig wirklich schaffen.
wallstreetONLINE: Welche Auswirkungen, um mal etwas ins Detail zu schauen, hat denn die derzeitige Nachfrageabkühlung im Industriegüter und Konsumgütersektor?
Philipp Vondran: Das ist natürlich schon etwas, das sich dann wie ein Rattenschwanz durch die kompletten wirtschaftlichen Strukturen hindurch frisst. Es zeigt zunächst einmal, dass
wir global gesehen nicht mehr die gleiche Wirtschaftsdynamik haben wie noch vor 10 oder 20 Jahren. Warum das so ist, ist glaube ich allen klar. China wird nach vorne hin nicht mehr die
Wirtschaftsdynamik haben, die es in den letzten 30 Jahren hat, weil speziell bei der Infrastruktur sehr viel fertig gebaut wurde. Also dieser große Wirtschaftswachstumstreiber fällt aus. Viele
hoffen, dass die KI dort so ein bisschen Ersatz schaffen wird. Aber die KI wirkt nur, was die Nachfrage angeht, in bestimmte Sektoren herein. Und der Industriegüterbereich ist, abgesehen von der
Produktion in der Chip verbundenen Industrie, davon natürlich wenig positiv.
wallstreetONLINE: Ja, alles, was mit künstlicher Intelligenz verbunden war, das ist ja, ich sage mal, in den vergangenen Monaten gelaufen, dass es einem fast schwindelig wurde.
Welche langfristigen Chancen und Risiken sehen sie denn für die aktuellen Trends gerade in diesem Bereich des Technologiesektors?
Philipp Vondran: Grundsätzlich haben wir im Moment ein Wettrennen um den Aufbau der zukünftig führenden Infrastruktur in dem Bereich. Deswegen investieren und bestellen viele
Firmen auf Teufel komm raus und auf Vorrat und deswegen haben wir auch in Teilen des Chipmarktes die Preisentwicklung, die wir haben. Es ist klar, die künstliche Intelligenz ist da, um zu bleiben,
um ein abgedroschenes Sprichwort zu gebrauchen. Das kann durchaus auch ein sehr positiver Effekt sein, dass wir eine helfende Hand zur Seite haben in Form der künstlichen Intelligenz, die uns
langweilige Analysearbeiten sehr treffsicher ausführt. Da müssen wir uns weniger drum kümmern. Wir brauchen dann eigentlich eher...
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