Ist die Rohstoffhausse zu Ende? - Seite 2
Preistreibende Konzerne?
Die grundsätzliche Unabhängigkeit zwischen Termin- und Spotmarkt kann jedoch durch ein „Hintertürchen” umgangen werden. Ein Hintertürchen, das angeblich auch einige „große Adressen” ausnutzen, um vom Rohstoffboom zu profitieren. Je teurer ein Rohstoff nämlich ist, desto attraktiver wird es für einen Rohstoffproduzenten, ihn über Terminkontrakte im Voraus zu verkaufen. Eine solche Vorgehensweise hat zwei Vorteile: Erstens nutzt man damit das hohe Preisniveau aus und sichert sich gegen einen möglichen Preisrückgang ab; zweitens kann der Rohstoff im Boden oder im Lager bleiben. Man muss ihn ja nicht sofort liefern, sondern je nach Terminkontrakt erst in einigen Monaten. Dies führt aber zu einer künstlichen Verknappung am Rohstoffmarkt. Denn man könnte ja liefern, will aber nicht, weil man das hohe Preisniveau ausnutzen möchte. Und in der Folge steigen die Rohstoffpreise weiter, was zu weiteren Käufen am Terminmarkt und zu weiteren Produktionsrückgängen führt. Diese Spirale kann lange Zeit vorangetrieben werden und nicht wenige Marktbeobachter vermuten, dass eine solche beim Ölpreis gegenwärtig vorhanden ist. Profitieren würden davon natürlich die großen Ölproduzentenländer und Ölkonzerne.
Einschränkend sollte jedoch erwähnt werden, dass eine solche Spirale nicht bei allen Rohstoffen anzutreffen ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass in diesem Zusammenhang vor allem Erdöl beliebt ist. Hingegen sind verderbliche Rohstoffe wie Fleisch und Getreide eher selten betroffen, da ihre Lagerung problematisch ist.
In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der Inflation wichtig. Gerade das hochschnellen der Inflationsraten hat anscheinend dazu beigetragen, große Geldströme in Richtung Rohstoffmarkt zu lenken. Als „natürlicher” Inflationsschutz genießen Rohstoffe nämlich eine besondere Stellung. Da ja gerade von ihrer Seite aus die Inflation angeheizt wurde, liegt es nahe, dass man sein Geld zum Schutz vor dem Verfall in Rohstoffe investiert. Dieses Investieren führt dann wiederum zu einem zusätzlichen Schub bei den Rohstoffpreisen, was wiederum die Inflation anheizt usw. usf.
Phase der Normalisierung
All diese Überlegungen sind wichtig, um zu sehen, dass die Rohstoffhausse nicht beendet ist, uns aber durchaus eine längere Phase der Normalisierung bevorstehen könnte. Ähnlich wie am Aktienmarkt ist auch am Rohstoffmarkt eine „Bullenära” nicht beendet, wenn die Kurse mal um 50 Prozent einbrechen und dann für einige Jahre seitwärts laufen. Allerdings ist das auch immer eine Frage der Definition von „Bullenmarkt” und „Bärenmarkt”.
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