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     5891  0 Kommentare "Das Papiergeldsystem hat versagt" - Seite 2



    Gerüchte um Goldpreis

    ? Sie sagen, denkbar sei grundsätzlich alles. Derzeit gibt es Gerüchte, die US-Notenbank und die US-Banken seien an einem möglichst niedrigen Goldpreis interessiert. Was ist da dran?

    Polleit: Ein steigender Goldpreis bedeutet ja im Kern nichts anderes, als dass das Papiergeld gegenüber dem ultimativen Zahlungsmittel Gold abwertet. Ich könnte mir vorstellen, dass dies den Befürwortern des Papiergelds ein Dorn im Auge ist.

    ? Trotzdem zieht der Goldpreis stark an. Sollte man einen Teil der Reserven zur Stimulierung der Wirtschaft nutzen?

    Polleit: Wie soll das funktionieren? Sie meinen, die Notenbanken sollten das Gold verkaufen, damit die Verkaufserlöse von den Regierungen ausgegeben werden können? Nein, ich denke, das wäre nicht sinnvoll, denn die aktuellen Wirtschafts- und Finanzprobleme lassen sich mit Staatsinterventionen nicht lösen, sie würden die Lage nur noch verschlimmern.

    ? Staatsinterventionen scheinen derzeit jedoch die letzte Rettung für die Wirtschaft zu sein. Hat die Marktwirtschaft ausgedient, so dass wieder Staatswirtschaft eingeführt werden muss?

    Polleit: Ja, das ist die geradezu tragische Schlussfolgerung, die mehrheitlich in der Öffentlichkeit gezogen wird. Der Weg in die Staatswirtschaft würde die Volkswirtschaften allerdings teuer zu stehen kommen. Es wäre das Rezept für weniger Wachstum und sinkende Beschäftigung – für Verarmung. Es ist daher wichtig, dass die Diagnose der aktuellen Misere richtig gestellt wird: Das staatlich kontrollierte Papiergeldsystem hat versagt, nicht das System der freien Märkte.

    Niedrigzinspolitik als Fehler

    ? Neben den Regierungen sind auch die Notenbanken aktiv. Die US-Notenbank hat die Zinsen auf nahezu null Prozent gesenkt, um den Preisverfall bei Gütern und Dienstleistungen zu bremsen. Sollte die Europäische Zentralbank dem Beispiel folgen?

    Polleit: Die aktuell beklagte Misere ist das Ergebnis von zu viel Kredit und Geld, jahrelang bereitgestellt im Zuge einer chronischen Niedrigzinspolitik der Zentralbanken. Mit fällt es daher schwer zu glauben, dass mit noch mehr Kredit und Geld und noch niedrigeren Zinsen das Problem gelöst werden kann.

    ? Welchen Ratschlag können Sie Anlegern jetzt geben?

    Polleit: Alles kaufen, was keine feste Zahl aufgedruckt hat – also Gold, Land und Immobilien.

    Im Profil:

    Thorsten Polleit ist seit Oktober 2000 bei Barclays Capital als Chief German Economist tätig. Davor arbeitete er für ABN AMRO in Frankfurt, London und Amsterdam. Im März 1998 wurde er Chief German Economist von ABN AMRO Deutschland. Polleit studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1995. Seit 2002 ist er Mitglied im EZB-Schattenrat, einem Expertengremium, dem prominente europäische Ökonomen aus Banken, Forschungsinstituten und Hochschulen angehören. 2003 wurde Polleit Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management. Seine Schwerpunkte sind monetäre Ökonomik und Kapitalmarkttheorie.
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    Jörn Kränicke
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    Verfasst von Jörn Kränicke
    "Das Papiergeldsystem hat versagt" - Seite 2 Die Schuld an der aktuellen Krise schreibt Thorsten Polleit der Überschuldung der Volkswirtschaften zu. Der Chefvolkswirt von Barclays Capital warnt zudem vor staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft: Durch sie würde das Wachstum weiter abnehmen. …

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