Egbert Prior
Angela Merkel: Kernkraft, ja bitte!
Still und heimlich verhandelt die Bundesregierung mit den deutschen Atomkraftwerksbetreibern. Es geht offenbar darum, die von der rot-grünen Vorgängerregierung vereinbarte Restlaufzeit der
Kernkraftwerke zu verlängern. Eine Lockerung der alten Regelung könnte bei den Konzernen Milliardengewinne freisetzen, die noch nicht von Analysten einkalkuliert sind. Seit Wochen berichten die
linken Blätter TAZ und DER SPIEGEL kritisch über diverse Treffen im Kanzleramt. Zwar werden die Gespräche von Bundesregierung heruntergespielt. Doch zeichnet sich eine Einigung zugunsten der
Energieriesen ab. Größter Profiteur dürfte Eon (WKN ENAG99) sein. Die Düsseldorfer betreiben die Atommeiler Brokdorf, Grohnde, Unterweser, Grafenrheinfeld sowie Isar 1 und 2. Wir rechnen noch in
diesem Jahr mit einer positiven Entscheidung Merkels zugunsten der Industrie. Die Zusatzgewinne fallen dann über Jahre an. Angesichts des massiven Kursverfalls drängt sich der Eon-Titel geradezu auf.
So brach der Kurs seit Anfang 2008 von 49 auf aktuell 26,95 Euro ein. Nun befindet sich der Titel auf dem Niveau des Jahres 2005. Die Risiken sind dabei überschaubar: Die Dividende (mindestens 1,50
Euro je Aktie) wirft eine kernige Rendite in Höhe von 5,1 Prozent ab. Im vergangenen Jahr dürfte ein Gewinn von 2,85 Euro je Aktie zusammengekommen sein. Das KGV beträgt demnach günstige neun. Im DAX
sind nur Deutsche Bank und Münchener Rück mit Gewinnvielfachen unterhalb von neun billiger, doch sind die Risiken im Finanzsektor viel größer. Eon bietet dagegen eine hohe Stabilität sowie
Überraschungspotential: Der kalte Winter sorgt nämlich für eine starke Nachfrage nach Gas und Strom. Dank der europaweiten Aufstellung (Deutschland, England, Nordeuropa etc.) steht das Geschäft
ohnehin auf vielen Säulen. Ebenso ist der Energiemix mit Gas, Kohle, Wasser- und Atomkraft schön diversifiziert. Zwar sank während der Wirtschaftskrise der Gasverbrauch insbesondere in Deutschland
und Ungarn kräftig, weil der Großteil an Industriekunden geht. Doch dürfte die wirtschaftliche Belebung den Absatz wieder nach oben hieven. Belastend kam in den vergangenen Monaten der niedrige
Gaspreis hinzu. Auch hier zeichnet sich eine Besserung ab. Dem Börsenwert von derzeit 53 Milliarden steht ein Jahresumsatz von 85 Milliarden Euro gegenüber. Die flotte Dividende, das einstellige KGV
und die verlängerten Atomlaufzeiten sollten den Kurs elektrisieren. Bislang hat sich der Titel aber noch nicht so recht erholt.
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